Gelsenkirchen. Gerhard Kleppinger spielte für Darmstadt und Schalke 04. Er wird am Sonntag beim direkten Duell seiner Ex-Klubs dabei sein – aber nicht als Fan.
Wenn Gerhard Kleppinger am Sonntag (13.30 Uhr/Sky) das Stadion am Böllenfalltor betritt, werden zwei Herzen in seiner Brust schlagen. Bei Gastgeber Darmstadt 98 schaffte der heute 64-Jährige in der Saison 1975/76 den Sprung zum Profi. „Ich komme gebürtig aus Ober-Ramstadt, da lag Darmstadt quasi vor der Haustür“, verrät „Kleppo“, der insgesamt sechs Jahre für die „Lilien“ spielte.
Beim Gegner Schalke 04 wurde der offensivstarke Verteidiger zwischen 1984 und 1987 zur königsblauen Kultfigur, als er gleich dreimal ein Revierderby gegen Borussia Dortmund entschied – zweimal per Doppelpack. „Emotional hänge ich bis heute sehr an Schalke“, sagt Kleppinger, „aber natürlich habe ich auch meine Zeit in Darmstadt nicht vergessen.“
Schalke: Gerhard Kleppinger hat jahrelang für S04 gespielt
Ohnehin wird der 287-malige Bundesliga-Spieler (22 Tore) das richtungsweisende Duell am Böllenfalltor nicht durch die Augen des Fans betrachten, sondern als Spion: Gerhard Kleppinger ist Chefscout beim Ligarivalen SV Sandhausen und ist unter anderem für die Beobachtung der kommenden Gegner verantwortlich.
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„Die Darmstädter hab ich in der laufenden Spielzeit sehr oft live im Stadion gesehen“, sagt er, „denn sie treffen meist auf jene Mannschaften, gegen die Sandhausen 14 Tage später ran muss.“ So auch in diesem Fall: Zwei Wochen nach Schalkes Gastspiel in Darmstadt muss die Büskens-Elf zum SVS (Freitag, 29. April). „Kleppos“ Beobachtungen bilden eine wichtige Grundlage für Sandhausens Vorbereitung auf Königsblau.
Für Sentimentalitäten bleibt da keine Zeit. „Ich kann den Beruf klar vom Emotionalen trennen“, betont der erfahrene Fußballlehrer, der von 2002 bis 2005 Trainer der Schalker Zweitvertretung war. „Trotz aller Verbundenheit werde ich S04 genauso akribisch beobachten und genauso detailliert beschreiben wie Dresden oder andere Gegner – mit allen Stärken und Schwächen, die mir auffallen.“
Kleppinger drückt Schalke und Darmstadt die Daumen
Dennoch äußert der frühere Olympia-Auswahlkicker, Kleppinger gewann 1988 in Seoul die Bronzemedaille, für die laufende Spielzeit drei Wünsche: „Erstens, dass wir mit Sandhausen in der Liga bleiben. Zweitens, dass Schalke aufsteigt. Drittens würde ich mich freuen, wenn auch Darmstadt den Weg nach oben schafft. Beide Vereine haben das Zeug dazu.“
Zuletzt hat „Kleppo“ auch S04 live in Aktion gesehen. „Schalkes Auftritt beim 2:1 in Dresden habe ich ziemlich intensiv studiert. Mir ist aufgefallen, dass die Mannschaft durch den Systemwechsel von 3-5-2 auf 4-4-2 viel weniger ausrechenbar ist. Vorher strahlte Schalke eher wenig Torgefahr aus dem Mittelfeld aus, jetzt agieren sie viel variabler. Gerade Bülter wechselt oft die Positionen, man kriegt ihn schwer zu fassen.“ Zudem habe Königsblau den Zweitliga-Fußball inzwischen voll verinnerlicht und halte in engen Spielen viel energischer dagegen als noch in der Hinrunde: „Zuletzt vier Siege am Stück geben den Schalker Verantwortlichen Recht.“
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Den SV Darmstadt 98 nahm Sandhausens Chefscout zuletzt am vergangenen Samstag bei der 1:3-Auswärtsniederlage in Nürnberg unter die Lupe. „Das war ein sehr gutes Spiel von beiden Seiten. Darmstadt hätte 2:1 in Führung gehen können, ließ aber ein paar Chancen liegen.“
Schalke trifft auf Darmstadt 98 – hitzige Atmosphäre ist am Böllenfalltor garantiert
Trotz des Rückschlags sei das Team von Trainer Torsten Lieberknecht „extrem schwer zu schlagen, gerade vor heimischem Publikum. Am Böllenfalltor kann Darmstadt selbst nach einem Zwei-Tore-Rückstand jederzeit zurückkommen. Das haben sie beim 3:2 gegen Heidenheim bewiesen. Ich habe schon vor fünf, sechs Monaten gesagt, dass sie bis zum Ende oben mitspielen werden. Dabei bleibe ich.“
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Allerdings hat „Kleppo“ bei den „Lilien“ auch Schwächen ausgemacht: „Obwohl sie so viele Riesen in ihren Reihen haben, kassieren sie immer wieder Gegentore nach Standards – schon 17 Stück in dieser Saison.“
Einen Ergebnis-Tipp zum Schalker Gastspiel in Darmstadt will Gerhard Kleppinger lieber nicht abgeben, dafür aber eine verkappte Liebeserklärung: „Wäre es ein Endspiel um den Aufstieg, würde ich den Schalkern den Sieg wünschen. Ich glaube auch, dass S04 nach Darmstadt fahren wird, um drei Punkte zu holen. Das wäre ein wichtiger Schritt in Richtung Aufstieg.“