Gelsenkirchen. Martin Fraisl zeigt beim 3:0 gegen Heidenheim starke Paraden, aber auch Unsicherheiten. Sein Vertrag läuft aus. Das sagt Schalke-Trainer Büskens.

Plötzlich knickt er um, kollektives Haareraufen in der Veltins-Arena. Martin Fraisl, Keeper von Schalke 04, läuft aus dem Tor, will den Ball routinemäßig klären, rutscht aber weg. Heidenheims Kevin Sessa schaltet schnell und versucht, den Torwart zu überlisten, vergebens. Als der Ball schließlich ins Aus rollt, winkt Fraisl Richtung Bank, die Ärzte und Physios eilen herbei und behandeln den 28-Jährigen, die Nordkurve skandiert seinen Namen. Entwarnung, Fraisl kann weiterspielen.

Diese Szene, die sich 25. Minute abgespielt hat, eignet sich ziemlich gut, um Fraisls Zweitliga-Nachmittag beim 3:0-Heimsieg zusammenzufassen – ein Nachmittag zwischen Raunen und Applaus. Mehrfach, gerade in der ersten Halbzeit, hielt der Schlussmann sensationell.

Schalke 04: Fraisl zeigt starke Paraden – leistet sich aber auch Unkonzentriertheiten

Da wäre die Doppelparade nach neuen Minuten zu nennen. Erst entschärfte Fraisl Jan Schöppners platzierten Abschluss, dann Tim Kleindiensts ebenso gefährlichen Nachschuss. Aber: Mit zunehmender Spieldauer häuften sich die Unkonzentriertheiten. Fraisl dürfte tief durchgeatmet haben, als Heidenheims Anschluss (63.) zurückgepfiffen wurde – Abseits. Fraisl lief zuvor aus dem Tor, stand bereits vor dem Sechszehner, klärte den Ball jedoch nicht richtig, sodass Christian Kühlwetter ins leere Tor schießen durfte, ehe sich der Videoschiedsrichter einschaltete.

Weitere Brennpunkte zu Schalkes 3:0-Sieg gegen Heidenheim:

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Am Ende stand die Null – und es stellte sich wieder die Frage: Ist Fraisl nun einer, den man bei einem möglichen Bundesliga-Aufstieg ohne Bedenken als Stammkeeper einsetzen könnte? Die Frage ist insofern wichtig, weil Fraisls Vertrag Ende Juni ausläuft – und weil Schalkes Chancen auf die Bundesliga-Rückkehr so gut wie lange nicht mehr stehen. S04 ist Erster. Jedes Spiel zählt – für die Knappen und auch für Fraisl persönlich.

Mike Büskens überraschte es nicht, dass Fraisls Weste gegen Heidenheim weiß blieb, übrigens zum siebten Mal in dieser Saison. „Ich glaube, dass Martin schon das ein oder andere Mal gezeigt hat, dass er da ist, wenn er gebraucht wird“, meinte Schalkes Trainer. „Ich habe nicht das Gefühl, dass ihn das hemmen oder behindern würde. Martin ist sehr fokussiert, lebt den Moment und lässt sich nicht aus der Ruhe bringen“, so Büskens.

Schalke-Trainer Büskens über Fraisl: „Martin ist sehr fokussiert“

Der 54-Jährige lieferte einen Beleg zur Verdeutlichung seiner Aussage gleich mit. Fraisl war nicht als Nummer eins zu S04 gewechselt, sein Debüt feierte er erst am achten Spieltag, erinnerte sich Büskens. Die Augen waren bei Fraisls erstem Spiel, auswärts bei Hansa Rostock, auf ihn gerichtet, der Keeper musste sich beweisen – und er reagierte unter anderem mit einer starken Parade auf eine Großchance von Hansas John Verhoek.

Schrecksekunde in der 25. Minute: Schalkes Torwart Martin Fraisl knickt um, kann aber weiterspielen im Duell gegen den 1. FC Heidenheim.
Schrecksekunde in der 25. Minute: Schalkes Torwart Martin Fraisl knickt um, kann aber weiterspielen im Duell gegen den 1. FC Heidenheim. © Ralf Ibing/firo Sportphoto | Ralf Ibing

Die Nervenstärke ist sicherlich ein Faktor, der für Fraisl spricht. Zum auslaufenden Vertrag des Österreichers hielt sich Büskens dennoch bedeckt. Er könne wenig dazu sagen, in die Gespräche sei er nicht involviert.

Beim 3:0-Sieg gegen Heidenheim hatte Fraisl die Zahlen jedenfalls auf seiner Seite. In der Statistik des Spiels waren 19 Torschüsse der Gäste notiert. Dass dabei kein Treffer herausgesprungen war, „ist schwierig zu verstehen“, sagte FCH-Trainer Frank Schmidt. Die Gründe, dass seine Mannschaft ohne Tor blieb, waren für ihn die fehlende Cleverness und Martin Fraisl. Der sei „gut aufgelegt“ gewesen, lobte Schmidt.

Schalke 04: Schröder und Fraisl tauschen sich aus

Doch trotzdem dürften die königsblauen Verantwortlichen noch einige Spiel abwarten, bis sie eine Antwort in Sachen Fraisl verkünden. „Dass es noch nicht weitergeht, hat nichts mit der Qualität des Menschen zu tun. Wir sind da in ständigem Austausch“, sagte Sportdirektor Rouven Schröder bereits vor der Heidenheim-Partie über Fraisls Kontrakt.

„Bei Verträgen, die auslaufen, möchte man immer gern wissen, wo es hingeht. Aber wir wissen ja noch nicht einmal, in welche Liga es geht.“ Falls Schröder das Gefühl habe, dass die Vertragslage einen Spieler hemmen sollte, „dann besprechen wir das“. Das Gefühl habe er bei Fraisl nicht. Zumindest die Paraden des Österreichers gaben Schröder am Samstag recht.

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