Gelsenkirchen. Schalke ist nach dem 29. Zweitliga-Spieltag Tabellenführer. Alle Fans, die ganze Stadt sogar, träumen mehr denn je vom direkten Wiederaufstieg.

Als der Tag fast gelaufen war, der Rasen der Arena zwar noch voller Konfetti, die Ränge aber leer, da zog es Mike Büskens noch einmal an die frische Luft. Der Trainer des FC Schalke 04 spazierte an der Halde Rheinelbe im Gelsenkirchener Süden die Himmelsleiter hinauf und nahm für die Fans der Königsblauen im Abendwind eine Video-Botschaft auf, die er über das Soziale Netzwerk Instagram verbreitete. „Allein sind wir nichts. Gemeinsam sind wir alles“, sagte er nach einem denkwürdigen Samstag. Durch den 3:0 (1:0)-Erfolg über den 1. FC Heidenheim erklomm Schalke die Spitze der 2. Bundesliga, erstmals in dieser Saison. Der Aufstiegstraum wird realistischer.

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Was sich am Nachmittag in der Arena vor 57.126 Zuschauern abgespielt hatte, erinnerte fast schon an eine Aufstiegsfeier. „Spitzenreiter, Spitzenreiter“, riefen Zehntausende Schalker weit nach Schlusspfiff – ob in der Arena, auf dem Weg zu den Parkplätzen, in den Straßenbahnen. „Nach 30 Jahren auf Schalke denkt man, man hat alles erlebt – und dann kommt das Spiel gegen Heidenheim mit einer unfassbaren Atmosphäre“, schwärmte Büskens. Sehen Trainer einen solchen Gefühls-Überschwang fünf Spieltage vor Saisonende häufig eher kritisch, war das bei Büskens anders: „Die Leute sollen es genießen, sie sollen feiern. Sie mussten in den vergangenen zwei Jahren damit leben, dass man uns mit Tasmania Berlin verglichen hat. Sie wurden am Arbeitsplatz belächelt. Jetzt entwickeln sie wieder Stolz, Schalker zu sein. Und deshalb liebe ich diesen Verein.“

Schalke-Stürmer Terodde erzielt sein 22. Saisontor

Auch seinen Spielern gestattete Büskens, den Sieg und die Tabelle zu genießen. „Ich habe ihnen aber gesagt: Morgen geht es normal weiter. Nicht anfangen zu spinnen. Wie blöd wären wir, wenn wir denken: Die letzten fünf Spiele werden ein Selbstläufer“, sagte Büskens.

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Aber alle Schalker sind realistisch genug. Denn sie erkannten, dass auch der vierte Sieg in Folge nicht durchgängig filigran herausgespielt war. Dass es noch viel Luft nach oben gibt. Dass Schalke aktuell eine Menge Spielglück hat. Dominick Drexler (35.), Ko Itakura (52.) und Simon Terodde (90.+6) mit seinem 22. Saisontor schossen zwar einen klaren Sieg heraus. Die Heidenheimer waren aber in der ersten Hälfte die bessere Mannschaft und lieferten Schalke nach der Pause einen offenen Schlagabtausch. „Es war ein ganz enges Spiel, das jederzeit hätte kippen können“, gab Büskens zu. Und Heidenheims Trainer Frank Schmidt ergänzte: „Die entscheidenden Situationen hat der Gegner genutzt – wir nicht.“

Glück allein ist es aber nicht, was Schalke aktuell auszeichnet und vom Rest der Liga abhebt. Büskens hat es geschafft, durch eine taktische Umstellung die Mannschaft zu stabilisieren, nervenstärker zu machen als die schwächelnde Konkurrenz. Mit der Vierer-Abwehrkette kassierte Schalke nur zwei Gegentoren in vier Spielen unter Büskens. Und die Effektivität ist beeindruckend. „Eine Topmannschaft wie Schalke braucht nicht viele Chancen, um erfolgreich zu sein“, lobte Heidenheims Trainer Schmidt.

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Zudem hat Schalke zwei der besten Einzelspieler der Liga im Kader: Simon Terodde ist der beste Torjäger, führt die Schützenliste mit großem Vorsprung an. Und Ko Itakura ist der kompletteste Defensivspieler. Der Japaner, in dieser Saison mal als Abwehrchef, mal im Mittelfeld-Zentrum eingesetzt, begeisterte am Samstag nicht nur wegen eines wundervollen Dribblings vor seinem Tor. „Ko ist ein herausragender Spieler und ein herausragender Mensch“, betonte Büskens.

Schalke-Profi Zalazar: "Unglaubliche Fans"

Das größte Plus im engen Aufstiegsrennen könnten aber die Fans in der Arena werden. „Mit diesen unglaublichen Fans ist alles einfacher“, sagte Mittelfeldspieler Rodrigo Zalazar. Vier der letzten fünf Gegner sind Mitkonkurrenten, zunächst am Ostersonntag am Böllenfalltor Darmstadt 98 (13.30 Uhr/Sky). „Da wird keine Karte übrig bleiben, die in Schalker Hände gehen könnte“, sagte Büskens. Die letzten beiden Gegner in der Arena sind der Zweite Werder Bremen (23. April, 13.30 Uhr) und der Dritte FC St. Pauli (7. Mai, 20.30 Uhr).

Die Schalke-Fans haben dazugelernt, sie murrten nicht, als es gegen Heidenheim zunächst nicht lief. „Die Leute spüren einfach, dass da eine Truppe spielt, die sich zerreißt. Diese Emotionen, diese positive Energie machen Schalke aus“, sagte Büskens. Sie brachten auch ihn, den alten Hasen, ins Schwärmen – oben auf der Himmelsleiter an der Halde Rheinelbe.