Gelsenkirchen. Vor einem Jahr lag Schalke 04 am Boden. Jetzt darf vom Wiederaufstieg geträumt werden - und das hat gute Gründe. Ein Kommentar
Diese Bilder aus Berlin. Diese Selbstdemontage der großen Hertha, diese Auflösungserscheinungen. Da kommt es einem unweigerlich in den Sinn, dass erst ein Jahr vergangen ist seit dem unaufhaltsamen Absturz des FC Schalke 04. Man erinnert sich an sogenannte Fans, die nach dem Abstieg die Spieler um die Arena jagten. Und fragt sich, was die Hertha-Ultras eigentlich damit bezwecken wollen, wenn sie die Profis zum Ausziehen der Trikots auffordern. Mit diesem erniedrigenden, selbstgefälligen Vorgang vertreibt man das letzte bisschen Motivation. Das dürfte der Anfang vom Ende gewesen sein.
Auch auf Schalke saß der Schock tief, der ganze Verein versank in tiefer Depression. Die Hoffnung darauf, dass sich der schweren Schaden schon in der folgenden Saison wieder beheben lassen könnte, wurde überlagert von Verärgerung, Frust und Zweifeln.
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Umsichtiges Wirtschaften geht auf Schalke Hand in Hand mit sportlicher Kompetenz
Jetzt, pünktlich zum Beginn des hochspannenden Endspurts in der Zweiten Liga, haben die Königsblauen die Tabellenführung erobert. Die Fans sind vor Begeisterung hin und weg, ihr Traum lebt wieder. Schalke 04 lebt wieder.
Möglich gemacht hat dies eine Führung, die sich konsequent an Vorgaben hält, die sie sich selbst verordnet hat: Demut, Vernunft, Geduld, Arbeit. Die finanziellen Verhältnisse sind nach wie vor bedrohlich, die Zocker-Zeiten aber sind vorbei. Umsichtiges Wirtschaften geht Hand in Hand mit sportlicher Kompetenz. Auch für die zügige Trennung von Gazprom verdienen Vorstand und Aufsichtsrat großen Respekt.
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Viele Spieler erweisen sich als Top-Transfers und passen auch noch perfekt zu Schalke
In nur einer Transferphase für einen kompletten Neuaufbau so starke Spieler wie Simon Terodde, Ko Itakura, Rodrigo Zalazar und Thomas Ouwejan ranzuschleppen, die allesamt auch noch perfekt zu Schalke passen, bleibt eine zu würdigende Top-Leistung von Sportvorstand Peter Knäbel und Sportdirektor Rouven Schröder. Die Beförderung des Herzensschalkers Mike Büskens zum Cheftrainer hat sich ebenfalls als richtig und wichtig erwiesen.
Das Restprogramm ist so schwer, dass Schalke dennoch scheitern könnte. Auch das aber sollte nichts an der Bewertung ändern, dass die neue Klubführung einen guten Job gemacht hat.