Dortmund/Gelsenkirchen. Der DFL-Aufsichtsratschef Watzke deutet Unterstützung für Schalke 04 an. Dafür müsste dessen Sponsorenvertrag mit Gazprom gekündigt werden.

Die Worte von Hans-Joachim Watzke haben im deutschen Fußball Gewicht – der Geschäftsführer von Borussia Dortmund ist Aufsichtsratsratsvorsitzender der Deutschen Fußball-Liga und damit Erster Vizepräsident des DFB. Am Samstagabend bot Watzke dem BVB-Erzrivalen FC Schalke 04 im Ringen um den Umgang mit Hauptsponsor Gazprom Hilfe an.

Noch bis 2025 ist der Energiekonzern, mehrheitlich in Besitz des russischen Staates, Schalkes Hauptsponsor, er zahlt in der Zweiten Liga zwischen acht und zehn Millionen Euro pro Jahr, nach einem Aufstieg sogar bis zu 20 Millionen Euro. Geld, das die verschuldeten Königsblauen dringend brauchen – eigentlich. Doch der russische Angriff auf die Ukraine hat alles geändert.

Die Schalker wollen nicht mehr für das russische Unternehmen werben. Am Samstag liefen sie im Zweitligaspiel beim Karlsruher SC (1:1) ohne Gazprom-Schriftzug auf der Brust auf. „Erst mal bin ich sehr froh, dass die Schalker Haltung gezeigt haben“, sagte Watzke dem ZDF-Sportstudio. „Wenn es dazu der Solidarität der anderen Klubs in Deutschland bedarf, um sie aus dieser Situation herauszuführen, müssen wir darüber diskutieren, wie wir das hinkriegen können.“

Es ist zumindest die Andeutung finanzieller Unterstützung, die allerdings in der aktuellen Corona-Lage nicht ganz leicht zu realisieren sein dürfte – auch bei den übrigen deutschen Profiklubs ist die Kassenlage wegen der Pandemie und den damit verbundenen Einnahmeverlusten angespannt. Doch Watzke sagt: „Schalke 04 ist ein wichtiger Bestandteil der deutschen Fußballkultur und des deutschen Fußballs. Die neue Führung beweist klare Haltung, und das kann ja nur dazu führen, dass man dieses Sponsoring beendet.“

Die Schalker reagierten am Sonntag auf Anfrage dieser Zeitung mit einer knappen Mitteilung: „Bernd Schröder hat heute mit Aki Watzke telefoniert – es war ein gutes Gespräch.“ Zu den Inhalten wollte der Verein nichts sagen, da bat er um Geduld. Bernd Schröder (55) ist seit 1. Januar Schalkes Vorstandsvorsitzender.

Peters findet Entscheidung richtig

Die Königsblauen konzentrieren sich aktuell auf die Suche nach neuen Geldgebern – ihr Argument: Einem neuen Hauptsponsor, der Gazprom ersetzen würde, wäre europaweite Aufmerksamkeit garantiert. Das wäre ein PR-Coup.

Peter Peters
Peter Peters © dpa | Frank Rumpenhorst

Einer, der im Oktober 2006 den Gazprom-Coup mit eingefädelt hatte, will am 11. März zum DFB-Präsidenten gewählt werden: Peter Peters (59) war seinerzeit Schalkes Finanzvorstand. „2006 war eine andere Zeit. Damals war Gazprom ein begehrter Partner. Zu dieser Entscheidung stehe ich auch natürlich, ich habe sie auch damals mitgetragen“, sagte Peters im ZDF-Sportstudio. Der Deal sei für Schalke im Nachhinein „süßes Gift“ gewesen: „Es war süß, weil es Geld gab. Heute wissen wir, dass es Gift war.“

Mittlerweile sei er für ein Ende des Sponsorings von Gazprom bei Schalke 04 und bei der Europäischen Fußball-Union (Uefa). „Die Dinge haben sich so massiv verändert. Es kann nicht so weitergehen“, betonte er. „Mein Verhältnis zu Russland, das jahrelang durch Freundschaften geprägt war, ist zerbrochen.“ Schalkes schnelle Reaktion bezeichnete er als „richtig“.