Gelsenkirchen. Schalkes U23 macht es Rot-Weiss Essen schwer, zufrieden ist Trainer Fröhling aber nicht. Ausgerechnet der Unerfahrenste ist Schalkes Mutigster.

  • Schalkes U23-Mannschaft verliert in der Fußball-Regionalliga 1:2 gegen Spitzenreiter Rot-Weiss Essen.
  • Die Königsblauen überzeugen defensiv, nach vorne hätte sich Trainer Fröhling aber mehr Mut gewünscht
  • Der 19-jährige Niklas Castelle macht ein starkes Spiel, Rufat Dadashov triff fast in der Nachspielzeit.

Es fehlte nur ein kleines bisschen, und der U23 des FC Schalke 04 wäre es am Samstagnachmittag gelungen, Spitzenreiter Rot-Weiss Essen mindestens einen Punkt in der Veltins-Arena abzunehmen. Hätte Niklas Castelle in der 73. Minute nicht den Außenpfosten getroffen. Hätte Rufat Dadashov in der Nachspielzeit den Ball richtig getroffen. Es wäre jeweils das 2:2 gewesen – zu viele Konjunktive. Am Ende stand die erste U23-Niederlage im Jahr 2022 und nicht nur deshalb war Schalkes Trainer Torsten Fröhling nicht zufrieden.

„Die Jungs haben alles gegeben, sind kaputt. Am Ende hätten wir das 2:2 machen müssen, da waren wir schon dominant mit vielen Chancen. Aber das hätte ich mir für die 90 Minuten gewünscht. Wir sind zu pomadig in die erste Halbzeit reingegangen“, so Fröhling, der „zu wenig Mut, zu wenig Wachsamkeit“ bei seiner Mannschaft sah – dabei hatte er das explizit eingefordert. Gerade in diesem Stadion, gegen diesen Gegner.

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Aber zumindest in den ersten Minuten wirkte RWE eine Nummer zu groß für Schalke, schon nach wenigen Minuten vergab Simon Engelmann die Riesenchance aufs Essener Führungstor. Wobei die Schalker defensiv aufs ganze Spiel gesehen überzeugten, eher nach vorne lange zu wenig zeigten. Erst nach und erspielte sich Königsblau die ein oder andere Offensivaktion. Fast immer beteiligt war Niklas Castelle, man könnte sagen: ausgerechnet.

Schalke U23: In zwei Monaten aus der Landesliga in die Veltins-Arena

Denn der 19-jährige Winter-Neuzugang ist wohl derjenige im Schalker Kader, der bis vor ein Wochen noch am weitesten weg davon war, in der Veltins-Arena zu spielen. Am 17. Dezember 2021 stand er noch für Landesligist VfL Senden auf dem Platz, steuerte einen Doppelpack zum 5:1 beim TuS Wiescherhöfen bei (seine Saisontore Nummer 23 und 24). Etwas mehr als zwei Monate später nun in der Veltins-Arena in der Startelf gegen RWE, war dabei lange Schalkes auffälligster Spieler.

Schalke-Trainer Torsten Fröhling vor dem Spiel gegen Rot-Weiss Essen – auch für ihn war es das erste Spiel in der Schalker Arena.
Schalke-Trainer Torsten Fröhling vor dem Spiel gegen Rot-Weiss Essen – auch für ihn war es das erste Spiel in der Schalker Arena. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Castelle gab die ersten beiden Warnschüsse aufs Essener Tor ab, brachte mit seinen schnellen Vorstößen Tempo ins Spiel. Und Mut, wie von Fröhling gefordert. „Er ist ein Straßenfußballer, er hat seine Ideen und die zieht er durch. Er hat befreit aufgespielt", meinte Fröhling angesprochen auf seine Nummer 13, ohne Castelle als einzigen aus der Mannschaft hervorheben zu wollen.

Vor dem 1:0 war es Castelle, der mit einer schnellen Drehung einen RWE-Verteidiger aus dem Spiel nahm und den Raum öffnete, querlegte. Leo Scienza traf mit etwas Glück zum Schalker 1:0 – „aus dem Nichts“, wie Essens Thomas Eisfeld nachher meinte.

Castelle trifft den Pfosten, Dadashov vergibt die letzte Chance

Das stimmte schon, und durch Eisfelds Volleytor kam RWE auch bald zurück ins Spiel. In der zweiten Hälfte wurde das Spiel nickliger, vor den Toren tat sich wenig, Dürholtz brachte RWE in der 67. Minute dann in Führung. Schalkes Antwort hätte fast Niklas Castelle gegeben.

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Bleron Krasniqi spielte von der rechten Seite einen tollen Pass in den Rücken der Abwehr, Castelle lief perfekt ein, legte sich den Ball an Keeper Daniel Davari vorbei, traf aus ganz spitzem Winkel dann den Außenpfosten – Zentimeter fehlten da nur zum Fußball-Märchen. Es war der Auftakt einer Schalker Schluss-Offensive, die Fröhling auch mit den Einwechselungen von Mateo Aramburu (für Castelle) und Diamant Berisha (für Scienza) anfeuerte.

In den letzten zehn Minuten waren die Chancen da. Dadashov traf aber nach Berishas Hereingabe den Ball nicht richtig, Liebnau verzog vom Sechzehnereck, Krasniqis abgerutsche Flanke (oder war es ein ganz frecher Torschuss?) wurde von Davari soeben über die Latte gelenkt. Und in der 92. Minute eben Rufat Dadashov, der frei im Sechzehner an den Ball, aber nicht mit voller Kraft zum Abschluss kam.

„Dafür ist er eigentlich da, deshalb habe ich ihn so lange draufgelassen“, sagte Fröhling über Dadashov, der gegen Essens überragenden Abwehrchef Daniel Heber einen ganz schweren Stand hatte. Den hätte der Angreifer machen müssen, das wusste Dadashov auch – und blieb nach dem Abschluss flach auf dem Boden liegen. Abpfiff. „RWE ist, denke ich, glücklich, die drei Punkte mitgenommen zu haben“, meinte Torsten Fröhling. Und sein Urteil über den lange Zeit zu mutlosen Auftritt seines Teams wollte er positiv verstanden wissen: „Wir können mehr.“

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