Aue. Schalke deklassierte Erzgebirge Aue im heimischen Stadion mit 5:0. Das hatte auch mit Trainer Dimitrios Grammozis zu tun. Ein Kommentar.
Es war eine halbe Stunde vor Mitternacht, als der Mannschaftsbus des FC Schalke 04 das Erzgebirgsstadion verließ und sich auf die etwa sechsstündige Heimreise begab. "Wenn Ihr aufwacht", sagte Co-Trainer Mike Büskens via Instagram schmunzelnd, "dann sind wir noch nicht zu Hause." Und doch war die Stimmung an Bord nach dem 5:0-Kantersieg in Aue gelöst. Vor allem einer konnte sehr zufrieden sein: Trainer Dimitrios Grammozis. Er hatte viel riskiert. Und alles gewonnen.
Schalke: Marius Bülter ist der Verlierer
Im Gegensatz zu großen Teilen der Hinrunde hat Grammozis im Jahr 2022 einen ausgeglichen besetzten Kader zur Verfügung, die erste Elf stellt sich nicht mehr von allein auf. Deshalb muss der 43-Jährige harte Entscheidungen treffen - und diesmal entschied er sich gegen drei Routiniers.
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Stürmer Marius Bülter (sechs Tore) hockte auch im zweiten Spiel des Jahres 2022 auf der Bank, Marvin Pieringer (vor dem Anpfiff ein Tor) durfte angreifen. Für Reinhold Ranftl, seit erstem Tag der Vorbereitung dabei, verteidigte Winter-Zugang Andreas Vindheim rechts - obwohl dieser erst seit anderthalb Wochen auf Schalke trainiert. Bei zwei Überraschungen blieb es nicht. Mittelfeldspieler Dominick Drexler, den viele Fans in der Startformation erwartet hatten, blieb sogar aus sportlichen Gründen ganz zu Hause - für den Spieler selbst, so heißt es, kam das aus heiterem Himmel. Grammozis sendete das Signal, dass es jeden im Kader erwischen kann. Bei einer Niederlage in Aue hätte der Trainer viel Glaubwürdigkeit im Team verloren.
Doch die Entscheidungen für Pieringer und Vindheim waren goldrichtig. Der talentierte Stürmer Pieringer, ausgeliehen vom SC Freiburg, war an vier Toren beteiligt. Eins (5:0) erzielte er selbst, eins legte er direkt vor (3:0) und bei zwei Treffern spielte er den vorletzten Pass (2:0/4:0). Vindheim war gar der beste Spieler auf dem Platz mit einem Tor (2:0) und zwei Vorlagen (4:0/5:0).
Doppelpack durch Schalke-Kapitän Danny Latza
Nicht nur vor dem Spiel entschied Grammozis korrekt. Bisher war er in dieser Saison nicht durch perfektes Coaching und gute Einwechslungen aufgefallen. Dass er zu Pause nun Danny Latza für den blassen und platzverweisgefährdeten Rodrigo Zalazar einwechselte, erwies sich als spielentscheidend. Latza zeigte seine beste Saisonleistung und erzielte zwei Tore.
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Dieser Abend in Aue war Grammozis' bester Tag als Schalke-Trainer. Das hatte natürlich auch mit einem miserablen Gegner zu tun - aber die Schalker bestraften die Schwächen eiskalt. Grammozis geht gestärkt in die kommenden zwei Wochen, darf sich nun auf eine ganz ruhige Länderspielpause einstellen.
Doch er sollte sich nicht täuschen: Damit er auch dauerhaft in der Gunst der Fans steigt, darf das 5:0 in Aue nicht die einzige Gala der Saison bleiben.