Gelsenkirchen. Ur-Schalker Ralf Fährmann ist auf Schalke nur noch Nummer zwei. Für Dimitrios Grammozis ist der Torwart dennoch wichtig.

Als Kapitän führte Ralf Fährmann Schalke 04 in der 2. Halbzeit des Testspiels gegen Fortuna Sittard aufs Feld – ein Bild wie in alten Tagen. Denn es ist noch gar nicht lange her, da war der heutige Ersatztorwart ein Leistungsträger auf Schalke und trug die Binde in jedem Spiel. Und das zu Zeiten, in denen der Klub noch im internationalen Wettbewerb spielte.

Von 2017 bis 2019 war er Kapitän, seit drei Jahren ist er das Amt nun schon los. Und seitdem hat sich viel getan: Schalke ist als Zweitligist meilenweit von Europa entfernt – und der inzwischen 33-Jährige ist im Tor hinter Martin Fraisl seit einigen Monaten nur noch Ersatzmann. Ohne Zweifel ein tiefer Fall für Schalke und auch den Torwart.

Gleich mehrere Nackenschläge musste der 1,97-Meter große Torwart in den vergangenen Jahren hinnehmen. Anfang 2019 verlor Fährmann seinen Stammplatz zunächst an Alexander Nübel, wenige Monate später folgte eine erfolglose Leihe zu Norwich City in die englische Premier League. Als Nübel dann vor der Schalker Abstiegssaison 2020/21 zum FC Bayern wechselte, war Fährmann auf Schalke zwar wieder die Nummer eins – aber weit von seiner Form vergangener Tage entfernt.

Ralf Fährmann "vermittelt jungen Spielern, was Schalke bedeutet“

Es schien sportlich nicht mehr zu passen zwischen Ralf Fährmann und Schalke 04. Aber der Torwart trägt Königsblau im Herzen. Erst vor wenigen Jahren hat er ein Haus in Recklinghausen gebaut. Für den gebürtigen Chemnitzer ist das Ruhrgebiet längst Heimat, Schalke sein Verein. Deshalb wollte er unbedingt dabei helfen, S04 zurück in die Bundesliga zu führen. Um Teil des Neuanfangs zu sein, verzichtet er in der Zweiten Liga aktuell sogar auf Teile seines Gehalts.

In der 2. Bundesliga auf Schalke nur Ersatz: Ralf Fährmann.
In der 2. Bundesliga auf Schalke nur Ersatz: Ralf Fährmann. © firo

Und der Schritt schien sich für Fährmann zu Saisonbeginn ausgezahlt zu haben. Unter Dimitrios Grammozis war der Torwart wieder gesetzt, seine Leistungen gut bis solide. Bis der Trainer ihn am achten Spieltag in Rostock überraschend auf die Bank setzte und den Österreicher Martin Fraisl ins Tor stellte. Seitdem ist die Konstellation unverändert. Für Fährmann war diese Degradierung der nächste große Rückschlag.

Doch glaubt man den Worten von Grammozis lässt sich der Routinier den Kopf auch in ungeliebter Rolle auf der Ersatzbank nicht hängen. Immer wieder gab es zuletzt Lob für Fährmanns Umgang mit der schwierigen Situation. „Ralle macht es hochprofessionell, gibt alles, spornt die anderen Jungs an und ist als Typ in der Kabine sehr wichtig“, erklärte der Trainer etwa nach dem 1:1 im Testspiel gegen Sittard. „Er vermittelt jungen Spielern immer wieder, was Schalke bedeutet.“ Denn sowohl im positiven als auch im negativen Sinne hat Fährmann auf Schalke schon beinahe alles erlebt.

Neue Fährmann-Chance im Schalke-Tor? Es liegt an Fraisl

Nach auskurierter Muskelverletzung durfte der Torwart gegen die Niederländer in der zweiten Halbzeit etwas Spielpraxis sammeln – und zeigen, dass er mehr ist als nur ein gutbezahltes Maskottchen. Denn noch dürfte Fährmann die Hoffnung nicht aufgegeben haben, Fraisl aus dem Tor der Schalker zu verdrängen, zumal der Österreicher gerade vor dem Jahreswechsel nicht immer sicher wirkte. „Es ist wichtig, dass ein Torwart, der sich als Nummer eins fühlt, immer spürt, dass jemand dahinter ist, der auf Fehler wartet“, betont auch Grammozis. „Wenn Ralle im Training weiter gut arbeitet, wissen wir, dass wir einen guten Mann hinten dran haben, der jederzeit spielen kann.“

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Ob Fährmann in dieser Zweitligasaison tatsächlich noch einmal eine Bewährungschance bekommt, liegt laut Grammozis vor allem an Martin Fraisl. Die Entscheidung, weiter auf den 28 Jahre alten Neuzugang aus Den Haag zu setzen, sei zwar „nicht in Stein gemeißelt“, aber aus Sicht des Trainers habe Fraisl das Vertrauen bislang mit guten Leistungen gerechtfertigt: „Wenn Martin weiter gut hält, gibt es für uns kein Umdenken.“