Gelsenkirchen. Sportdirektor Rouven Schröder sieht Schalke weiter als interessanten Verein für viele Spieler. Doch wer kann Königsblau verstärken?
Nein, Versprechungen kann Rouven Schröder seiner Familie kurz vor Weihnachten nicht machen. Der Sportdirektor des FC Schalke 04 hofft zwar auf ein ruhiges Fest mit möglichst wenigen beruflichen Telefonaten, doch Gewissheit gibt es im Profifußball bekanntlich nicht. Zu viele wichtige Entscheidungen stehen bei den Gelsenkirchenern in den kommenden Wochen an. In erster Linie geht es dabei um die Verstärkung der Profi-Mannschaft, denn ab dem 1. Januar ist das Winter-Transferfenster geöffnet.
„Wir gehen das in aller Ruhe an, wir haben ja den ganzen Januar Zeit“, erklärte Schröder am Montagnachmittag. „Wenn es aber einen guten Transfer geben kann, dann gibt es natürlich kein Zeitlimit“, stellte er klar. Erst am späten Abend stand auf der Geschäftsstelle am Berger Feld jedoch fest, auf welche Neuzugänge die Schalker im Winter konkret hoffen. Gemeinsam mit seinen Kollegen der Vereinsführung wolle Schröder eine Marschroute für die Transferphase festlegen, wie er angekündigt hat. Es soll geklärt werden, „welche Spieler wir aktiv angehen werden“ und was die Schalker bereit sind, für potenzielle Neuzugänge auszugeben, so der 46 Jahre alte Manager.
Der finanzielle Spielraum der Schalker aber ist nicht besonders groß. Nicht erst seit dem Abstieg aus der Bundesliga ist es um die Finanzen des Revier-Klubs nicht gut bestellt. Dass zu Beginn des Jahres 2022 nun auch noch Geisterspiele – und somit weniger Zuschauereinnahmen – drohen, macht die Lage für Schalke 04 nicht besser. Trotz der widrigen Umstände betont Rouven Schröder allerdings: „Wir können handeln. Der Spielraum ist nicht groß, aber es macht ja auch Spaß, kreativ zu sein.“
Schalke: Becker, Wouter und Calhanoglu könnten wohl gehen
Aus Telefonaten in den vergangenen Tagen habe er den Eindruck gewonnen, dass Schalke weiter ein spannender Klub für viele Spieler sei. „Einige Spieler sehen sich im zweiten Halbjahr bei uns, um uns nach vorne zu bringen“, sagte der Sportdirektor.
Namen nannte er nicht. Fest steht nach Informationen dieser Zeitung aber, dass Stürmer Ercan Kara (25) einer der Kandidaten für die Offensive ist. Die Sportbild berichtete zudem von einem Schalker Interesse an Gladbach-Talent Conor Noß (20). Kandidaten für einen Abgang sind gleichzeitig Timo Becker, Dries Wouters und Kerim Calhanoglu.
Wen die Schalker verpflichten werden, soll gut überlegt sein, stellte Schröder klar. Denn schon im aktuellen Kader erkennt er viel Teamspirit. Den Zusammenhalt unter den Spielern lobt der Sportdirektor explizit. „Da muss man sich ganz genau überlegen, wen man da in die Kabine lässt.“ Für die Verantwortlichen der Königsblauen steht deshalb fest: „Es ergibt nur Sinn, wenn auch jemand dazukommt, von dem alle sofort merken: Der unterstützt dich zu 100 Prozent, hilft dem Projekt Schalke 04 weiter.“
Schalkes Rouven Schröder: Können viel erreichen, müssen aber nichts verteidigen
Dieses Projekt, das im Idealfall mit dem Wiederaufstieg in die Bundesliga gekrönt werden soll. Das Wort „Aufstieg“ nahm Schröder gegenüber den Medienvertretern zwar nicht in den Mund. Er sagte aber: „Ich bin ehrgeizig in meinem Job, möchte das Bestmögliche für den Verein erreichen und viele Spiele gewinnen. Je mehr Spiele man gewinnt, desto besser steht man in der Tabelle da.“ Nachdem Finanzvorständin Christina Rühl-Hamers zuletzt erklärt hatte, dass der Klub finanziell mit dem Aufstieg innerhalb der kommenden drei Jahre plant, entgegnete Schröder: „Ich würde mir ungern drei Jahre Zeit lassen, ich werde ja auch älter.“
Auch interessant
Mit Blick auf die Tabelle erkennt der Sportdirektor einen „psychologischen Vorteil“ der Schalker. Als Vierter nämlich ist S04 in Schlagdistanz zu den Aufstiegsrängen, aber nicht der Gejagte, auf den alle anderen Klubs schauen. „Wir können viel erreichen, müssen aber nichts verteidigen – und in der Rückrunde haben wir noch Luft nach oben.“
Schalke: Schröder wollte die Fans zurückgewinnen
Über erste Erfolge in seinem „Projekt Schalke 04“ konnte sich Schröder allerdings schon freuen: Große Teile der Fans können sich inzwischen wieder mit der Mannschaft identifizieren. „Das ist das Wichtigste, es war ein großer Wunsch von uns allen“, sagte er, nachdem infolge der schwachen Vorsaison eine gewisse Skepsis unter den Anhängern erkennbar gewesen ist. In seiner Anfangszeit im Sommer bedeutete das für ihn „Augen zu und arbeiten“, wie Schröder es formulierte.
Zumindest der Familie von Rouven Schröder sei es vergönnt, dass er über die Weihnachtstage nun womöglich eine andere Herangehensweise pflegen kann.