Berlin. Bundesregierung und Ministerpräsidenten einigen sich bei ihrem Treffen auf den Ausschluss der Zuschauer beim Profisport ab Ende Dezember.
- Die Entscheidung der Politik kam nicht mehr überraschend: Der gesamte Profisport muss die Arenen und Hallen für die Zuschauer wieder schließen. Ab dem 28. Dezember wird es wieder nur noch Geisterspiele geben. Offen ist noch, wie lange der Zuschauerausschluss, der auf Länderebene noch formal umgesetzt werden muss, dauern wird.
- Die DFL zeigt Verständnis für die Beschlüsse, weil "der Gesundheitsschutz Priorität" habe. Vor allem Hallensportler sehen die Geisterspiel-Regeln kritisch. Für den Geschäftsführer der Handball-Bundesliga (HBL) nennt einen Sport-Shutdown eine Katastrophe - er käme „einem Berufsverbot gleich“.
- Weltweit ist der Umgang mit der breit heranrauschenden Omikron-Welle inkonsistent. Die NHL sagt ihre Spiele ab, die NBA zieht ihr Programm mit großen Problemen durch, in der englischen Premier League soll ebenfalls weitergespielt werden.
DFL mit Verständnis für neue Corona-Maßnahmen
Die Deutsche Fußball-Liga zeigt Verständnis für die Entscheidung von Bund und Ländern, wegen der sich verschärfenden Corona-Lage wieder vor leeren Rängen spielen zu müssen. Die Einschränkungen seien "bedauerlich, aber nachvollziehbar", hieß es von der DFL. Am Dienstag hatten die Bundesregierung und die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten entschieden, dass überregionale Großveranstaltungen spätestens ab dem 28. Dezember nur noch ohne Publikum stattfinden dürfen.
"Selbstverständlich haben der allgemeine Gesundheitsschutz und die Entlastung der Gesundheitssysteme oberste Priorität, erst recht angesichts der aktuellen Einschätzungen der Bundesregierung und ihrer Expertinnen und Experten zur möglichen Ausbreitung der Omikron-Variante des Coronavirus", teilte die DFL mit und rief dazu auf, sich impfen beziehungsweise die Impfung auffrischen zu lassen.
Omikron zwingt den Profisport zum Fan-Ausschluss
Der Profisport wird wieder zur geschlossenen Gesellschaft, das Schreckgespenst "Geisterspiele" kehrt kurz nach Weihnachten für alle zurück: Aus Sorge vor der hochansteckenden Corona-Variante Omikron hat die Politik am Dienstag wie erwartet entschieden, Zuschauer bei überregionalen Sport-Großveranstaltungen ab dem 28. Dezember komplett auszuschließen.
"Überregionale Großveranstaltungen dürfen nicht mehr mit Publikum stattfinden, das betrifft insbesondere Fußballspiele", sagte Bundeskanzler Olaf Scholz. Wie lange diese beim Bund-Länder-Gipfel getroffene Regelung gilt, blieb zunächst offen. Die ersten Rückrundenspiele in der Fußball-Bundesliga dürften aber betroffen sein. Zuletzt war es in Stadien und Hallen in einigen Bundesländern noch erlaubt gewesen, zumindest teilweise Zuschauerränge zu belegen.
Die Entscheidung setzt dem Profisport massiv zu. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke von Borussia Dortmund hatte die Politiker schon im Vorfeld vor einer "Symbolpolitik" gewarnt und kein Verständnis für einen Zuschauer-Ausschluss gezeigt: Der Profifußball habe als Freiluftveranstaltung mit einem "bewährten, schlüssigen Konzept" bewiesen, verantwortungsvoll mit der Lage umzugehen.
Die Hallensportarten, die noch stärker von Zuschauereinnahmen abhängig sind als der Fußball mit seinem milliardenschweren TV-Vertrag, trifft die Maßnahme hart. In der Deutschen Eishockey Liga (DEL) finden bereits am 28. Dezember alle Partien vor leeren Rängen statt, die Basketball Bundesliga (BBL) ist einen Tag später betroffen.
Corona-Sorgen bei Real: Auch Alaba und Isco positiv getestet
Die Corona-Sorgen werden beim spanischen Fußball-Rekordmeister Real Madrid immer größer. Nun wurden auch Ex-Bayern-Star David Alaba und Isco positiv auf das Virus getestet, wie der Club mitteilte. Zuletzt hatten schon Luka Modric, Gareth Bale, Marco Asensio, Rodrygo, Marcelo und Andrej Lunin wegen eines positiven Tests gefehlt. Dazu muss Real-Trainer Carlo Ancelotti im Auswärtsspiel gegen Athletic Bilbao am Mittwoch auch auf den Gelb-gesperrten Casemiro verzichten. Damit ist vor allem das Mittelfeld im Team um Ex-Nationalspieler Toni Kroos geschwächt.
Modric und die anderen Infizierten dürften wegen der im Baskenland strengeren Corona-Auflagen kaum wieder im Kader stehen, schrieb die spanische Sportzeitung "As" am Dienstag. Im Baskenland mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 639 müsse jeder für zehn Tage in Selbstisolation, und zwar gerechnet ab dem Auftreten von Symptomen. Das gelte anders als in Madrid auch, wenn PCR-Tests zwischenzeitlich negativ ausfallen würden. Bei Modric ende die zehntägige Selbstisolation erst am Donnerstag.
Impf-Appell von BVB-Star Jude Bellingham
Der englische Fußball-Nationalspieler Jude Bellingham vom Bundesligisten Borussia Dortmund hat in der BBC eindringlich an seine Profikollegen und seine Landsleute appelliert, sich gegen Corona impfen zu lassen. Er sei doppelt geimpft und habe auch die Booster-Impfung, meinte der 18-Jährige. "Ich möchte sicher sein", betonte Bellingham, "ich möchte niemanden in der Familie anstecken und durch eine Erkrankung Spiele verpassen".
Es gehe nicht nur um ihn, "jeder sollte sich impfen lassen. Es ist die persönliche Entscheidung, aber ich möchte, dass alle sicher sind. So gebe ich den Ratschlag, sich den Piks zu holen".
Großbritannien wird derzeit von rasant schnell steigenden Coronazahlen aufgrund der Omikron-Variante förmlich überrollt. Etliche Spiele in der Premier League mussten bereits aufgrund von Corona-Ausbrüchen in unterschiedlichen Klubs abgesagt werden.
Bundesliga: Rückkehr zu Geisterspielen wahrscheinlich
Aller Wahrscheinlichkeit nach wird die Politik schon heute erneut Geisterspiele beschließen. In der Beschlussvorlage für das Bund-Länder-Treffen heißt es, dass „überregionale Sport-, Kultur- und vergleichbare Großveranstaltungen“ ab dem 28. Dezember ohne Zuschauer stattfinden sollen. Für viele finanziell angeschlagene Vereine wäre das der Super-GAU. Zuletzt hatten Stadien und Hallen in einigen Bundesländern zumindest teilweise belegt werden dürfen.
VfL Bochum bereitet sich auf Spiele vor leeren Rängen vor VfL Bochum bereitet sich auf Spiele vor leeren Rängen vorHans-Joachim Watzke hatte zuvor noch vor einer „Symbolpolitik“ gewarnt. „Der Profifußball in Deutschland hat als Freiluftveranstaltung mit schon jetzt deutlich reduzierten Zuschauerkapazitäten ein bewährtes, schlüssiges Konzept“, sagte der Geschäftsführer von Borussia Dortmund dem SID am Montag. Da war von Geisterspielen noch keine Rede - wenig später wurde der Beschlussentwurf noch einmal aktualisiert.
Auch Frank Bohmann zittert bereits. Für den Geschäftsführer der Handball-Bundesliga (HBL) wäre ein Sport-Shutdown eine Katastrophe - er käme „einem Berufsverbot gleich“, wie er im SID-Gespräch sagte: „Es wird eine Panik verbreitet, da möchten wir uns nicht dran beteiligen. Es hilft uns nicht, den Teufel an die Wand zu malen.“ Bohmann warb für eine Allianz des Sports und dafür, weiter mit einer Stimme zu sprechen.
Für andere prangt der Teufel längst an der Wand, selbst im Fußball. Der Champions-League-Sieger FC Chelsea musste gegen den Willen seines deutschen Teammanagers noch spielen. „Wir reden darüber, unsere Spieler zu schützen und eine sichere Umgebung zu schaffen. Aber es ist nicht sicher“, schimpfte Thomas Tuchel, für den der Zwang (trotz einiger Absagen) ein Irrsinn ist: „Wie soll das gestoppt werden, wenn wir alle im Bus sitzen und gemeinsam zu Abend essen?“
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Die Liga will die Spiele weitestgehend durchpeitschen - Jürgen Klopp macht das rasend. „Wir können nicht alles einfach durchdrücken“, sagte der Teammanager des FC Liverpool, „wir spielen wieder am Mittwoch, am Sonntag und am Dienstag. Das ist unmöglich. Sollten wir eine Pause einlegen, kann ich damit leben.“
Und hierzulande? Die Deutsche Fußball Liga (DFL) setzt auf engmaschige Beobachtung und die eindringliche Empfehlung zur Booster-Impfung. „Die Task Force Sportmedizin/Sonderspielbetrieb analysiert (...) selbstverständlich permanent, das gilt auch in Bezug auf die Omikron-Variante“, teilte die DFL auf SID-Anfrage mit.
Alle Klubs wurden daher nochmals „dringend“ zu Auffrischungsimpfungen aufgefordert. Karl-Heinz Rummenigge, Ex-Vorstandschef von Bayern München, blickt dennoch sorgenvoll auf eine große Herausforderung. „Wie geht es weiter - und: Wie geht es finanziell weiter?“, fragte er bei Bild TV. Christian Heidel vom FSV Mainz 05 befürchtet angesichts der „Horrorszenarien“, dass „alles sehr, sehr schwierig wird“.
Weltweit ist der Umgang mit der breit heranrauschenden Omikron-Welle inkonsistent. Die nordamerikanische Eishockey-Liga NHL sagt ihre Spiele reihenweise ab, die NBA hingegen zieht noch halbwegs durch, obwohl viele Basketball-Stars in Quarantäne sitzen. Die National Football League (NFL) zwingt ihre Teams, notfalls mit dem allerletzten Aufgebot zu spielen. Der Terminplan ist heilig, Chancengleichheit Nebensache.
Auch in Europa hängt im Umgang einiges schief. So hat London den Katastrophenfall ausgerufen - doch sofern gespielt wird, sind auf der Insel die Fußballstadien voll. Und im Londoner (!) Alexandra Palace feiern Tausende Betrunkene eng an eng ohne Maske bei der Darts-WM. Wie passt das zusammen? Für viele: gar nicht.
Olympische Spiele: Peking ist optimistisch
Zwar prophezeien die Simulationen der Wissenschaft Übles, Peking jedoch gibt sich noch optimistisch, dass die Olympischen Winterspiele (4. bis 20. Februar) „ohne Sorgen“ über die Bühne gehen können. „Auf Team D (...) wartet in China eine eigens eingerichtete, komplett abgeschottete Blase“, teilte der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) dazu am Montag auf Anfrage mit: „Zusätzlich dürfte es wirksam sein, dass Fans aus dem Ausland nicht anreisen dürfen. Wichtig wird auch unser eigener Beitrag sein - wir wollen mit einer bestmöglichen Impfquote und gut getestet anreisen.“ Boostern gegen Omikron wird vorerst das Beste bleiben. (fs mit dpa)