Gelsenkirchen. Der Österreicher wirkte zuletzt unsicher, doch viel Druck bekommt er derzeit nicht. Auch seine Zukunft auf Schalke ist weiter unklar.

Mit Augenklappe stand Martin Fraisl unter der Woche auf dem Trainingsplatz und schnappte nach Tennisbällen. Ohne Frage ein gewöhnungsbedürftiges Bild, das sich den Medienvertretern geboten hat, die die Einheit beobachten durften. Beachtlich war auch, wie gut die beiden Torhüter von Schalke 04 – Fraisl und U23-Mann Felix Wienand – selbst die kleinen Bälle abwehren konnte, obwohl sie eigentlich deutlich größere Spielgeräte gewohnt sind.

Schalke: Martin Fraisl verdrängte Ralf Fährmann auf die Bank

Mit eher unkonventionell wirkenden Übungen wie dieser will Schalkes Torwart-Trainer Will Coort (60) die Koordination seiner Schützlinge trainieren. Der niederländische Routinier, der schon bei Top-Klubs wie Ajax Amsterdam gearbeitet hat, will die Torhüter in den Einheiten täglich fordern. Alles mit dem Ziel, dass auf Schalke endlich wieder eine verlässliche Nummer eins zwischen den Pfosten steht.

Der 28 Jahre alte Österreicher Martin Fraisl, der bei den Königsblauen aktuell den Stammplatz im Tor sicher hat, sieht in der Zusammenarbeit mit Coort „viele neue und fruchtbare Impulse“ für sein Torwartspiel, wie er den Ruhrnachrichten verraten hat. „Seine Denkweise ist sehr offensiv“, sagte er. Eine Denkweise, der offenbar ganz gut zum Spiel von Fraisl passt, denn er gilt als gut mit dem Ball am Fuß und besser in der Spieleröffnung als etwa Ralf Fährmann (33).

Den Ur-Schalker und Fan-Liebling Fährmann hatte Fraisl im September überraschend aus dem Schalker Tor verdrängt. „Wir machen beide unseren Job, arbeiten professionell zusammen und machen auch immer wieder Späße zusammen“, beschreibt der Österreicher sein Verhältnis zu Fährmann.

Wurde auf Schalke von Martin Fraisl aus dem Tor verdrängt: Ralf Fährmann.
Wurde auf Schalke von Martin Fraisl aus dem Tor verdrängt: Ralf Fährmann. © firo | Unbekannt

Fährmann selbst allerdings dürfte die Degradierung geschmerzt haben. Vor Saisonbeginn erklärte sich der 33-Jährige noch dazu bereit, in der 2. Bundesliga auf einen Teil seines Gehalts zu verzichten, um seinem Herzensklub zu helfen. Der Dank dafür war letztlich ein Platz auf der Ersatzbank. Derzeit fällt Fährmann mit einer Muskelverletzung aus – Druck auf Fraisl ausüben kann er also nicht. Und das in einer Phase, in der die Nummer eins schwächelt.

Schalke-Torwart Martin Fraisl zuletzt mit einigen Fehlern

Nachdem Fraisl in seinen ersten vier Spielen im Schalker Tor noch ohne Gegentor geblieben war, hatte er speziell in den vergangenen beiden Partien deutliche Schwächen offenbart. Sowohl gegen St. Pauli (1:2) als auch gegen Nürnberg (4:1) unterliefen ihm grobe Fehler. Gegen beide Spitzenteams strahlte Fraisl keine Sicherheit aus, spielte einige haarsträubende Fehlpässe im Aufbau. „Bis auf das Spiel gegen Nürnberg, in dem mir einige Fehler unterlaufen sind, bin ich sehr zufrieden. Aber es geht immer noch besser“, sagte Fraisl zu seinem Start bei den Königsblauen.

Dass das Fazit seiner ersten Monate auf Schalke trotzdem positiv ausfällt, ist wenig überraschend. Ende Juli unterschrieb er in Gelsenkirchen und galt eigentlich als Nummer drei hinter Ralf Fährmann und Michael Langer. Da Langer sich allerdings das Kreuzband gerissen hat und noch langfristig ausfällt, ist er in der Hierarchie der Torhüter schnell aufgestiegen – bevor er auch Fährmann verdrängen konnte.

Schalkes Torwart Martin Fraisl.
Schalkes Torwart Martin Fraisl. © firo | Unbekannt

Martin Fraisl träumt vom Bundesliga-Aufstieg mit Schalke

Ob Fraisl allerdings langfristig der Mann im Schalker Tor sein wird, ist noch völlig offen. Allein, weil sein Vertrag im Sommer 2022 ausläuft. Der Österreicher sagt zwar, er fühle sich im Ruhrgebiet wohl, doch konkrete Gedanken um seine Zukunft habe er sich noch nicht gemacht. „Dies wird erst im neuen Jahr passieren“, so Fraisl.

Um sich für einen neuen Vertrag zu empfehlen, sollte er allerdings seine Leistungsdelle überwinden – am besten schon im Auswärtsspiel gegen den Hamburger SV an diesem Samstag (20.30 Uhr/Sport1 und Sky). Der Torwart erwartet ein Spiel „mit offenem Visier“ beim Tabellendritten. Für das kommende Jahr hat er einen speziellen Wunsch, wie er erklärte: Den Aufstieg mit Schalke 04.