Hamburg. Schalke hat in der 2. Bundesliga einen Rückschlag hinnehmen müssen. Beim FC St. Pauli kassierte S04 eine 1:2-Pleite. Ex-Schalker trifft doppelt.
Als er den FC Schalke 04 verließ, war Guido Burgstaller der Null-Tore-Stürmer, verspottet von den Fans nach 22 Partien in Folge ohne Tor, weggeschickt von Trainer David Wagner im Sommer 2020. Anderthalb Jahre später ist der 32 Jahre alte Österreicher beim FC St. Pauli ein „Fußballgott“. Im Alleingang schoss Burgstaller den Spitzenreiter zum 2:1 (2:0)-Erfolg über die Königsblauen, die lange enttäuschten und erst in der Schlussphase aufdrehten. Für sie geht eine verkorkste Woche mit einer Niederlage zu Ende, die im Kampf um den Wiederaufstieg ein bitterer Rückschlag ist. Der Rückstand auf St. Pauli beträgt nun neun Punkte.
Schalke-Spiel beim FC St. Pauli fast ausverkauft
Das Topspiel der Zweiten Liga wurde vor einer bemerkenswerten Kulisse ausgetragen. 19.950 Fans sahen zu – zum letzten Mal für womöglich längere Zeit war ein Fußballstadion in Deutschland wegen der neuen Corona-Schutzverordnung so gut wie ausverkauft. Und hinter der Haupttribüne des Millerntor-Stadions blinkte auf dem Hamburger Winterdom das Riesenrad und drehten Achterbahnen ihre Runden. Karussell gefahren wurde auch – außerhalb des Stadions, und zunächst auch auf dem Rasen. Die Schalker waren in der ersten Halbzeit kein ebenbürtiger Gegner für die aktuelle Übermannschaft der Liga.
Schalke war ohne den an Corona erkrankten Cheftrainer Dimitrios Grammozis nach Hamburg fahren, zudem fehlten neun Spieler, darunter die Top-Stürmer Simon Terodde (zwölf Tore) und Marius Bülter (sechs Tore). Aushilfstrainer Sven Piepenbrock entschied sich, trotzdem am eingeübten 3-5-2-System festzuhalten, weshalb U23-Stürmer Rufat Dadashov sein Profi-Debüt feierte.
St. Pauli in der ersten Halbzeit überlegen
Besonders schön zu spielen war zunächst nicht die Strategie der Schalker. Sie verzögerten ab der ersten Sekunde bei jeder Gelegenheit das Spiel, um dem gefürchteten Startschwung des FC St. Pauli zu entgehen. Lange ohne Gegentor bleiben, viele Zweikämpfe gewinnen, um dann mit guten Einzelaktionen und Matchglück zu Toren zu kommen – keine kreative, sondern eher eine riskante Strategie.
Doch zunächst ging sie auf. St. Pauli hatte zwar die bessere Spielanlage, viel mehr Ballbesitz, bis auf ein Abseitstor von Burgstaller (6.) aber keine Strafraumszene. Das änderte sich in der 20. Minute, als Burgstaller nach einem Pass von Igor Matanovic an den Ball kam. Burgstaller setzte sich im Zweikampf gegen Thomas Ouwejan durch und traf mit einem Schuss ins lange Eck zum 1:0 – unhaltbar für Torwart Martin Fraisl war dieser nicht. Danach zog St. Pauli das Tempo an, kam in der ersten Hälfte noch auf fünf Ecken und acht Torschüsse. Daniel-Kofi Kyereh scheiterte an Fraisl (29.) und in der 39. Minute schickte Burgstaller Schalkes Deckung zum zweiten Mal aufs Karussell. Per Kopf traf er nach einer Ecke von Leart Paqarada zum 2:0.
Die Schalker, die vor einer Woche den SV Sandhausen mit 5:2 bezwungen hatten? In der schwachen ersten Hälfte hatten sie nur einmal die Chance, ins Spiel zurückzukehren: In der 23. Minute stand Ex-Pauli-Spieler Rodrigo Zalazar frei vor dem Tor, schoss aber weit drüber.
Erst nach dem Wechsel wurden die Königsblauen mutiger. Der Spitzenreiter schien sich schon auf ein Schaulaufen mit gelegentlich gefährlichen Kontern einzustellen. Doch schon 20 Sekunden nach dem Wiederanpfiff bot sich Schalkes Mehmet Can Aydin die große Chance, auf 1:2 zu verkürzen. Doch er schoss freistehend Torwart Nikola Vasilj an. Schalke blieb anschließend überwiegend in Ballbesitz, es dauerte aber lange bis zur nächsten Torchance. Die kam in der 74. Minute: Ouwejan, bis dahin in der Offensive kaum zu sehen, flankte den Ball maßgenau auf Zalazar – 1:2. Danach folgte eine wütende Schalker Schlussoffensive, die ein Abseitstor von Ouwejan brachte (85.), aber nicht den Ausgleich.
Während die Schalker den Platz erhobenen Hauptes verließen, war Guido Burgstaller der Held des Abends. Und als er in der 90. Minute ausgewechselt wurde, klatschten auch einige S04-Fans.