Hamburg. In Simon Terodde und Marius Bülter fehlen Schalke allein 18 Saisontore. Diese Ausfälle sind derzeit nicht zu kompensieren.
„Unsere letzte Chance“, seufzte Schalkes Co-Trainer Sven Piepenbrock, „hatte der junge Keke Topp. Im Fußball gibt es immer wieder Märchen. Leider heute aber nicht für uns, leider nicht für den Jungen. Wir hätten es ihm alle sehr gegönnt.“ In der zweiten Minute der Nachspielzeit kam der 17-jährige Stürmer an der Strafraumgrenze an den Ball, schoss per Dropkick aufs Tor – doch St. Paulis Torwart Nikolas Vasilij begrub den Ball unter sich. Während Topp sich ungläubig an den Kopf fasste, jubelten die rund 20.000 Fans am Millerntor. Wenige Augenblicke später war das Zweitliga-Spitzenspiel zu Ende. St. Pauli brachte das knappe 2:1 (2:0) über die Zeit und machte damit auch die Herbstmeisterschaft perfekt.
Minutenlang wurden die Kiez-Kicker für den Sieg von ihren Fans gefeiert, während sich hinter der Südtribüne des Stadions ein großes Riesenrad des benachbarten Volksfests drehte. Partystimmung auf St. Pauli.
Schalke: Debütant Keke Topp bleibt Happy End verwehrt
Ganz anders das Bild bei den Schalkern. Zärtlichen Applaus holten sich die Profis nach der Niederlage vom eigenen Anhang ab, ehe sie wieder zurück in die Kabine trotteten.
Für viele Schalker war der Samstagabend ein Abend zum Vergessen. Nicht so für Keke Topp. Der 17-Jährige, der sonst in der U19 unter Trainer Norbert Elgert spielt, feierte gegen St. Pauli sein Profidebüt. Wie stolz der Teenager darüber war, zeigte er mit Beiträgen im sozialen Netzwerk Instagram. Er teilte zahlreiche Beiträge von Fans und Freunden, die jubelnd auf die Einwechslung des Talents reagierten. Einzig ein Happy End auf dem Platz fehlte ihn zu einem perfekten Tag.
Schalke: Aushilfsstürmer Dadashov bleibt blass
In der 81. Minute war er für Rufat Dadashov (30) ins Spiel gekommen. Auch Dadashov hatte sein erstes Zweitligaspiel bestritten, da die Profi-Stürmer Simon Terodde, Marius Bülter und Darko Churlinov fehlten. „Rufat und Keke haben die Aufgabe gut angenommen. Sie haben alles probiert, man kann beiden keinen Vorwurf machen“, sagte Schalkes Aushilfstrainer Sven Piepenbrock, der den erkrankten Dimitrios Grammozis vertrat.
Dadashov benötigte allerdings mehr Zeit, um ins Spiel zu finden. In der ersten Hälfte, die Schalke verschlief, hatte er wenig Ballkontakte, konnte den Ball nur selten behaupten und verteilen. Erst nach der Pause wurde er besser, blieb aber ohne Durchschlagskraft. Das zeigen auch die Zahlen. Er kam lediglich auf 26 Ballkontakte, nur sieben Pässe fanden einen Mitspieler, einen Torschuss legte er vor. Zum Abschluss kam er nicht.
Topp hatte es etwas leichter als der 30 Jahre alte Dadashov, der eigentlich Teil der Regionalliga-Mannschaft ist. Denn im Gegensatz zur ersten Hälfte machten die Königsblauen gerade in der Schlussphase Druck und im Minutentakt flogen Flanken von Thomas Ouwejan in den Strafraum. Es fehlte allerdings ein Stürmer, der die Hereingaben verwertet. Simon Terodde (Wadenverletzung) und Marius Bülter (auffällige Blutwerte) wurden schmerzlich vermisst.
Schalke: Hoffnung auf schnelle Bülter-Rückkehr
18 der 29 Schalker Tore erzielte das Duo in dieser Saison. Dieser Ausfall war am Samstag nicht zu kompensieren. Nicht von den Sturm-Aushilfen Topp und Dadashov, nicht von Marvin Pieringer, dem dritten Angreifer im S04-Kader. In Sachen Einsatzbereitschaft konnte der 22 Jahre alte Pieringer allerdings überzeugen. In Zweikämpfen behauptete er sich gegen die Hamburger Innenverteidiger ordentlich. Dank seiner guten Technik machte er viele hohe Bälle fest. Nur die absolute Torgefahr fehlt der Leihgabe des SC Freiburg noch (ein Saisontor). Die Torgefahr, die Simon Terodde (zwölf Saisontore) und Marius Bülter (sechs Saisontore) auszeichnet.
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Schon am kommenden Freitag, wenn Schalke auf den 1. FC Nürnberg trifft (18.30 Uhr/Sky), wird es genau darauf erneut ankommen. Während Simon Terodde in jedem Fall bis Jahresende fehlen wird, besteht zumindest bei Marius Bülter Hoffnung auf einen Einsatz gegen die Franken. Topp und Dadashov aber dürften auch in der kommenden Woche zu den Kandidaten für das Aufgebot gehören. Für den jungen Topp vielleicht die nächste Möglichkeit, sein „Märchen“ zu schreiben, wie es Co-Trainer Sven Piepenbrock formuliert hatte.