Hamburg. Cheftrainer Dimitrios Grammozis fehlte beim 1:2 des FC Schalke 04 in St. Pauli. So hielt der an Corona erkrankte Grammozis Kontakt zum Team.
Es war für alle im Profikader des FC Schalke 04 eine ungewöhnliche Situation: Nicht der an Corona erkrankte Cheftrainer Dimitrios Grammozis stand im Zweitliga-Topspiel beim FC St. Pauli am Samstagabend an der Seitenlinie, sondern Assistent Sven Piepenbrock. Zuletzt hatte am 21. Dezember 2013 ein Schalke-Trainer ein Spiel verpasst, seinerzeit vertrat Co-Trainer-Routinier Peter Hermann den an einem Magen-Darm-Infekt leidenden Jens Keller beim 0:0 in Nürnberg. Doch wie nahm Grammozis Einfluss auf das Spiel?
Schalke-Trainer Grammozis hatte die Strategie erarbeitet
Gemeinsam mit Piepenbrock und den weiteren Assistenten Mike Büskens und Matthias Kreutzer hatte Grammozis die Strategie für das Spiel ausgearbeitet - es blieb beim üblichen 3-5-2-System, U23-Stürmer Rufat Dadashov feierte sein Profi-Debüt. Dabei verließ sich Grammozis auf das Urteil der Assistenten, die während der Woche auch andere Systeme im Training ausprobiert hatten - jedoch wurden auch für den Chef zugängliche Videoaufnahmen der Einheiten aufgezeichnet.
Schalke: Grammozis hielt Kontakt zu Videoanalyst Gerling
Am Spieltag überließ Grammozis Piepenbrock, Büskens und Kreutzer die Ansprache. Er schaltete sich nicht via Videokonferenz in die Mannschaftssitzung. Und auch während des Spiels mied er den direkten Kontakt zu Piepenbrock. Grammozis saß zu Hause in Velbert vor dem TV-Gerät und telefonierte mit Videoanalyst Lars Gerling, der im Millerntor-Stadion auf der Tribüne saß. Gerling war via Headset mit der Ersatzbank verbunden - und über diesen Kommunikationsweg kamen die Hinweise bei Piepenbrock an. Oft meldete sich Grammozis nicht - er hatte am TV-Gerät nicht den kompletten Überblick über das Spielfeld, und auch keinen Eindruck von der eindrucksvollen Kulisse, die auch Einfluss auf das Spielgeschehen hatte.
Dass Schalke die erste Halbzeit weitgehend verschlief und zur Pause durch einen Doppelpack von Guido Burgstaller (20./31.) mit 0:2 zurücklag, hatte auch mit einer fehlerhaften Umsetzung des Matchplans zu tun. Vor allem die Außenverteidiger spielten nicht mutig genug. "Wir waren in der ersten Hälfte zu zögerlich, wollten die Räume nicht zu früh aufgeben", sagte Piepenbrock. Zudem irritierte sich die Strategie des Pauli-Angriffs. Die beiden Stürmer Igor Matanovic und Guido Burgstaller ließen sich weit nach außen fallen, der Abstand zu Spielmacher Kofi Kyereh betrug oft mehrere Meter. "Normalerweise stehen unsere Stürmer und Kofi enger zusammen. Wir wollten diesmal die Dreierkette des Gegners in Bewegung halten, um mit Spielern aus der Räume in die sich bietenden Räume zu laufen und damit die Zuteilung nicht so mannorientiert ist wie sonst", sagte Co-Trainer Loic Favé. "Gerade in der ersten Halbzeit hat das sehr gut funktioniert."
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Erst in der Pause stellte Schalke ein wenig um - und daran war Grammozis telefonisch beteiligt. Schalkes Außenverteidiger attackierten nun mutiger, früher. "Wir konnten mehr Druck auf die gegnerischen Außenverteidiger, hatten einige Ballgewinne", sagte Piepenbrock. Und auch Favé gestand, Schalke habe deutlich mehr Wucht auf den Platz bringen können.
Schalke: Zalazar trifft nach Flanke von Ouwejan
Dabei zeichnete sich auf der linken Seite - einmal mehr - Thomas Ouwejan aus, der das 1:2 durch Rodrigo Zalazar (74.) mit einer Maßflanke vorbereitete, bereits seine siebte Torvorlage in dieser Saison. "Die zweite Hälfte hat gezeigt, dass wir vor allem über links sehr oft und sehr gut nach vorn gekommen sind", erklärte Piepenbrock.
Doch der Ausgleich fiel nicht mehr. Und so waren alle Schalker enttäuscht - ob im Millerntor-Stadion in Hamburg oder zu Hause vor dem TV-Gerät wie Grammozis. Wann der "Chef" auf den Trainingsplatz und die Bank zurückkehren kann, ist offen. Noch hat das Gesundheitsamt nicht festgelegt, ob sich der vollständig geimpfte Grammozis freitesten kann oder ob er 14 Tage in häuslicher Isolation verbringen muss.