Gelsenkirchen. Beim 5:2 gegen den SV Sandhausen durfte Reinhold Ranftl mal wieder für Schalke 04 spielen. Er hatte sich eigentlich einen Stammplatz erhofft.

Es hätte für Reinhold Ranftl viele Gründe gegeben, am Dienstagnachmittag nach dem Training missmutig zu schauen: Es regnete in Strömen, ausgerechnet vor den wichtigen Spielen im Dezember hat das Team des FC Schalke 04 Personalprobleme. Und sein Zweikampf um den Stammplatz auf der rechten Seite mit Mehmet Can Aydin zerrt an den Nerven. Doch Ranftl, 29 Jahre alt, vor der Saison als Stammspieler aus der österreichischen Bundesliga vom LASK Linz gekommen, gab gut gelaunt in einer Medienrunde Auskunft.

Schalke: Auf der linken Seite ist Ouwejan gesetzt

Zum Beispiel gestand er offen: „Wenn ich ehrlich bin: Im Nachhinein hätte ich es mir leichter vorgestellt. Ich bin im Sommer mit ganz anderen Erwartungen hergekommen.“ Ranftl wollte auf der rechten Seite eine feste Größe werden wie Thomas Ouwejan auf der linken, vielleicht sogar Publikumsliebling. Das klappte nicht, schon im Trainingslager in seiner Heimat in Mittersill in den Kitzbüheler Alpen durchlebte er ein körperliches Tief.

Er begann als Stammkraft, spielte aber schwach, Aydin hingegen trumpfte auf - im Training, später auch in den Spielen. Selbst über seine sportliche Zukunft, gesteht Ranftl, habe er sich Gedanken gemacht: „Natürlich fragt man sich, wenn man wenig spielt, ob es der richtige Schritt nach Deutschland war?“ In Linz war er unumstritten, spielte sogar Europapokal.

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Von Andreas Ernst und Thomas Tartemann

Eine Antwort auf diese knifflige Frage lieferte Ranftl auch: „Ich bereue das auf keinen Fall. Was ich hier im Stadion erlebt habe vor 55.000 Zuschauern – so etwas gibt es in Österreich nicht. Allein dafür hat es sich gelohnt.“ Und beim 5:2 über den SV Sandhausen am Samstag gehörte Ranftl zur Startelf und erlebte eine Achterbahn-Fahrt. Am Gegentor zum 0:1 war er beteiligt, später legte er Marius Bülter mit einem Querpass das 4:2 auf.

Schalke-Trainer Dimitrios Grammozis fehlt auch am Dienstag

„Beim Gegentor habe ich mir schon gedacht: Scheiße, Reini, jetzt kriegst du das Vertrauen und lässt du die Mannschaft so im Stich“, erzählt er offen. „Aber ich bin zurück ins Spiel gekommen. Das kriegt nicht jeder hin, darauf bin ich stolz.“ Auch Trainer Dimitrios Grammozis, der Ranftl ebenfalls eine Mitschuld am Gegentreffer gab, wenngleich höflich formuliert ("Er war da involviert"), hob hervor, wie beachtlich er es fand, dass Ranftl ruhig geblieben sei nach dem großen Fehler.

Der Österreicher spielte ruhig weiter. Und über die Vorlage auf Marius Bülter sagte er: „In der ersten Halbzeit habe einen noch schöneren Pass auf Marius gespielt – den hat er nicht gemacht.“ Nun hoffe er noch auf sein erstes eigenes Tor – dafür müsste er aber weiterspielen, zunächst in St. Pauli am Samstag (20.30 Uhr/Sport 1 und Sky).

Dann trifft er auf einen formstarken Landsmann: Gegen Guido Burgstaller, Ex-Schalker und Torjäger Nummer eins des Tabellenführers, braucht S04 einen guten Matchplan. "Ab Donnerstag", sagt Ranftl, "werden wir den entwickeln." Dann verließ er den Trainingsplatz - gut gelaunt.