Sandhausen/Gelsenkirchen. Schalke gegen Sandhausen: S04-Torwart Martin Fraisl trifft auf seinen Ex-Klub. Wir haben mit Fraisls Entdecker Daniel Ischdonat gesprochen.

Mit Daniel Ischdonat kommt am Samstag (13.30 Uhr/Sky) der Entdecker von Schalkes Torwart Martin Fraisl in die Veltins-Arena. Der 45-Jährige scoutete Martin Fraisl intensiv im Ausland für den SV Sandhausen, bevor der Keeper über den Zwischenschritt Den Haag bei den Königsblauen landete – und es zur Nummer eins schaffte. Daniel Ischdonat hat viele Jahre selbst zwischen den Pfosten gestanden. Warum mit Schalke ein positives Gefühl verbindet und wie er Martin Fraisl einschätzt, verrät der Torwart-Trainer der SV Sandhausen im WAZ-Interview.

Herr Ischdonat, am Samstag treffen Sie auf Schalke Martin Fraisl wieder, den Sie als Torwart in Sandhausen unter Ihren Fittichen hatten. Macht das Wiedersehen Freude?

Daniel Ischdonat: Ich freue mich, wenn ich Martin sehe – und hoffe, dass es umgekehrt genauso der Fall ist. Martin Fraisl war 2019 in seiner ersten Saison in Sandhausen maßgeblich an unserem Klassenerhalt beteiligt. Wir hatten eine gute Zusammenarbeit. Man kann eigentlich auch sagen, dass wir ihn auf dem deutschen Markt platziert haben, weil er zuvor nur im Ausland gespielt hatte.

Sie haben Martin Fraisl mehrfach beobachtet, als er in Bulgarien beim FC Botosani unter Vertrag stand.

Gemeinsamer Jubel: Torwarttrainer Daniel Ischdonat vom SV Sandhausen jubelt mit dem heutigen Schalke-Keeper Martin Fraisl im Dezember 2019.
Gemeinsamer Jubel: Torwarttrainer Daniel Ischdonat vom SV Sandhausen jubelt mit dem heutigen Schalke-Keeper Martin Fraisl im Dezember 2019. © imago

Ischdonat: Ich fand ihn interessant und wollte für den SV Sandhausen nach dem Weggang von Marcel Schuhen wieder einen deutschsprachigen Torhüter. Martin hat sich nicht nur als guter Keeper präsentiert und bei uns sehr gut gehalten, sondern sich auch sehr wissbegierig gezeigt. Er versucht immer, alles direkt umzusetzen und ist ein sehr ehrgeiziger Typ. Nur das Ende war bei uns mit der vorzeitigen Vertragsauflösung etwas traurig.

Seit einigen Wochen ist Martin Fraisl die Nummer eins bei Ihrem nächsten Gegner Schalke 04. Freuen Sie sich für ihn?

Ischdonat: Natürlich habe ich den weiteren Weg von ihm verfolgt. Martin hatte in Holland beim FC Den Haag eine gute Runde gespielt, danach kam der Wechsel zu Schalke, wo er sich jetzt durchgesetzt hat. Er ist ein absoluter Wettkampf-Typ, der sich sehr gut motivieren kann. Ich bin gespannt, ob er die Dinge, die wir in Sandhausen erarbeitet haben, noch umsetzt – oder mittlerweile sogar noch dazugelernt hat (lacht).

Sie waren viele Jahre selbst Profi-Torwart, haben unter anderem beim FSV Mainz 05 und in Sandhausen zwischen den Pfosten gestanden. Können Sie das Klischee vom „bekloppten Torwart“ bestätigen?

Ischdonat: Das ist dieser alte Spruch, der sich seit Jahren hält. Du musst als Torwart schon ein besonderer Typ sein. Ein bisschen Verrücktes ist schon dabei, wenn man sich in den Kasten stellt. Im Grunde ist der Keeper ja die letzte Möglichkeit, ein Gegentor zu verhindern. Vorher sind dann meistens schon mehrere Fehler passiert. Das Torwart-Spiel ist auch ein sehr mentales Spiel. Es ist sehr kopflastig. Du hast nicht diese Zweikämpfe wie ein Feldspieler, der sich seinen Frust auch mal weggrätschen kann. Du bist abhängig von dem, was auf dein Tor kommt – und musst dann in der Sekunde voll da sein.

Schalke hat sich in dieser Saison bei eigenen Standardsituationen verbessert. Machen Sie in der Spielvorbereitung etwas anders als sonst?

Ischdonat: Nein, wir machen vor Schalke genau die gleichen Abläufe wie sonst und hatten bis Mitte der Woche noch den Fokus auf unser Nachholspiel gegen St. Pauli. Natürlich schaut man sich den kommenden Gegner immer an und blickt auf die Besonderheiten. Bei Standards schaut man immer, welche Räume die Mannschaften, die gegen uns antreten, bespielen. Da kann man dann mit Videoanalyse arbeiten oder Situationen entsprechend im Training simulieren.

SV Sandhausen - Das ist Torwarttrainer Daniel Ischdonat

Der 45-jährige Daniel Ischdonat stammt aus Leverkusen und spielte in der Jugend elf Jahre lang für Bayer Leverkusen (1983 bis 1994). Anschließend gehörte er zwei Jahre lang zum Profikader, hatte aber keine Chance auf einen Stammplatz.

Deshalb wechselte er zum damaligen Regionalligisten Eintracht Trier. Dort blieb er zehn Jahre lang, stieg mit der Eintracht erst in die Zweite Liga auf, dann aber bis in die Oberliga wieder ab. 124-mal stand er für die Eintracht zwischen den Pfosten, erreichte mit dem Klub im Februar 1998 das Halbfinale im DFB-Pokal.

Im Alter von 30 Jahren wechselte er zum FSV Mainz 05, bestritt in der Zweitliga-Saison 2007/2008 auch 16 Spiele, da sich die Torhüter Dimo Wache und Christian Wetklo verletzt hatten. Nach Vertragsende in Mainz im Sommer 2009 ließ er seine Karriere beim FSV Frankfurt (Dezember 2009 bis Juni 2010) und anschließend beim SV Sandhausen ausklingen. Bei Sandhausen war er Stammtorwart in der 2. und 3. Liga, bestritt bis Sommer 2013 insgesamt 79 Spiele. Im Alter von 37 Jahren beendete er dann seine Karriere.

Er wurde Torwarttrainer beim SVS und ist es bis heute - mit einer kurzen Unterbrechung in der Saison 2017/18, als er für Eintracht Braunschweig tätig war.

Sie haben mit dem SV Sandhausen 2012 im DFB-Pokal in der Veltins-Arena gespielt – und 1997 mit Eintracht Trier gegen die Königsblauen eine Sensation geschafft. Können Sie sich noch an die Spiele erinnern?

Ischdonat: (lacht) Ja, das war 2012 eine verdiente 0:3-Pokalniederlage für uns. Bei Schalke stand Timo Hildebrand im Tor, im Sturm hat noch Klaas-Jan Huntelaar gespielt und auch getroffen. Zum Ende meiner aktiven Torwart-Zeit hatte ich das Glück, in dieser tollen Arena zu spielen. Und 1997 kam Schalke als amtierender UEFA-Cup-Sieger nach Trier. Wir haben damals 1:0 gewonnen und im Wettbewerb auch Champions League-Sieger Borussia Dortmund rausgeworfen. In Trier hatten wir damals absolute Mentalitätsspieler. Das sind natürlich Erlebnisse, die man nie vergisst.

Wie war das Gefühl, als Sie das Schalker Stadion betreten haben?

Ischdonat: Ich habe ja in den 90er Jahren als Torwart angefangen. Wenn man da in manche Stadien kam, dachte man sich: Hm, das sieht jetzt nicht so einladend aus, das ist irgendwie komisch. Bei Schalke war das komplett anders. Mein erster Gedanke war: Ich habe mich wohlgefühlt. Der Rasen gefiel mir gut, die Arena gefiel mir auch. Das hat einfach Spaß gemacht, da aufzulaufen.

Haben Sie damals ein Trikot getauscht?

Ischdonat: Eine gewisse Zeit habe ich mal Trikots mit den Spielern getauscht, mit denen ich früher zusammengespielt hatte. Nach dem Pokalspiel auf Schalke habe ich mein Trikot behalten.

Ist die Partie beim ehemaligen Champions League-Teilnehmer für den SVS das Spiel des Jahres?

Ischdonat: Sagen wir mal so: Schalke gehört sicherlich zu den absoluten Highlight-Spielen. Diese 2. Liga ist mit vielen tollen Vereinen gespickt, dazu zählen neben Schalke sicherlich auch Werder Bremen oder der Hamburger SV. Da herrscht schon Erstliga-Flair, wenn du da als relativ kleiner Verein aufläufst. Das sind genau die Spiele, für die man Fußballprofi geworden ist. In solchen Arenen seine Perfomance abzuliefern, das ist der große Reiz. Wenn man sich dafür noch extra motivieren muss, dann weiß ich auch nicht…

Bei Schalkes Erstrunden-Gegner Villingen 08 spielte ein S04-Fan beim Gegner. Gibt es auch Schalke-Sympathisanten in der SVS-Mannschaft?

Ischdonat: (lacht) Das ist mir ehrlich gesagt nicht bekannt. Da müsste man auch mal überlegen: Wäre das dann gut oder wegen des Interessenkonflikts eher schlecht?