Gelsenkirchen. Mehmet Can Aydin hat sich im Schalker Profikader durchgesetzt, während höher gewettete Talente aus der Knappenschmiede nicht mehr da sind.

Es gibt eine ganz besondere Szene, welche die Fans des FC Schalke 04 mit Mehmet Can, genannt Memo, Aydin in Verbindung bringen – ein Volleyschuss im Karate-Stil zum 2:0 im Spiel gegen den FC Ingolstadt (Endstand 3:0). Doch es wäre nicht fair, Mehmet Can Aydin auf diese eine Szene zu beschränken. Der rechte Verteidiger ist so etwas wie der heimliche Shootingstar in Schalkes Profikader.

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Viele eigentlich höher gewettete Talente aus der Knappenschmiede wie Can Bozdogan, Ahmed Kutucu oder Nassim Boujellab sind nicht mehr da, haben den Sprung ins Zweitliga-Aufgebot nicht geschafft – Mehmet Can Aydin schon. Er ist, genau wie Malick Thiaw in der Innenverteidigung, sogar Stammspieler. Zu den abgewanderten Talenten pflegt er noch guten Kontakt. „Ich freue mich zum Beispiel über Can Bozdogans Champions-League-Debüt. Aber als junger Spieler hast du in der Vorbereitung das Ziel, dich durchzusetzen und darfst nur an dich selbst denken“, sagt er.

Mehmet Can Aydin: „Zu Reini habe ich ein super Verhältnis“

Er bekam sogar einen erfahrenen Konkurrenten vor die Nase gesetzt – Reinhold Ranftl kam vom LASK Linz. Doch der spielt nicht mehr, sondern Memo Aydin. „Zu Reini habe ich ein super Verhältnis“, sagt er. Trotz aller Konkurrenz.

Eine große Stärke des 19-Jährigen ist seine Fähigkeit, schnell zu lernen, Tipps von Mitspielern, Trainern und Freunden aufzusaugen. Da geht es zum Beispiel um Thomas Ouwejan, sein Pendant auf der linken Abwehrseite. „Ich nenne Thomas schon David Beckham, so gut wie er flankt“, sagt Mehmet Can Aydin. Und ein guter Bekannter ist Nationalspieler Ilkay Gündogan, der denselben Berater hat. „Er ist für mich wie mein großer Bruder. Wenn ich gutes Spiel mache, lobt er mich. Wenn ich schlecht spiele, kann ich ihn nach Tipps fragen. Er ist gerade Kapitän von Manchester City“, sagt der Schalker.

Gespräche überlässt Mehmet Can Aydin dem Verein und seinem Berater

Auch bei Ilkay Gündogan wird er sich Tipps holen, wenn es um die Unterschrift unter einen möglichen neuen Vertrag geht. Sein aktueller gilt nur bis zum Saisonende. „Ich selbst“, beteuert der deutsche U-20-Nationalspieler, „denke nur an das jeweils nächste Spiel. Die Gespräche laufen, ich überlasse sie aber komplett dem Verein und meinem Berater.“ Der Ausgang der Gespräche ist offen, Mehmet Can Aydin suggeriert aber, Schalke habe gute Chancen: „Ich bin jetzt seit sieben Jahren hier.“ Und er fühlt sich sehr wohl.

Im Spiel gegen den SV Sandhausen am Samstag (13.30 Uhr/Sky) dürfte Memo Aydin wieder erste Wahl sein. Um nach drei Spielen in Folge ohne Sieg den Anschluss nicht zu verlieren, muss sich vor allem die Leistung in der Offensive ändern. Schalke gelangen in diesen drei Spielen nur vier Treffer.

Auf Schalke inzwischen gesetzt: Mehmet Aydin.
Auf Schalke inzwischen gesetzt: Mehmet Aydin. © getty Images

Trainer Dimitrios Grammozis denkt aber nicht über eine Änderung der Taktik nach. Bisher bevorzugte er das 3-5-2-System – mit einer Dreierkette im Spielaufbau, die bei gegnerischem Ballbesitz zu einer Fünferkette wird. Ist das zu defensiv? „Wenn man Fünferkette hört, könnte man das meinen. Ich finde aber nicht, dass das System das Problem ist. Ich wünsche mir, dass die Jungs mutiger werden, die wichtigen Räume zu belaufen. Das hat viel mit Positionierung und richtigen Abständen zu tun“, sagt Dimitrios Grammozis auf diese Frage.

Flanken wie Thomas „Beckham“ Ouwejan

Und dann nennt er ein Beispiel für das seiner Auffassung nach perfekte Offensivspiel: „Wenn der Ball zum Beispiel auf der linken Seite bei Thomas Ouwejan ist, fordern wir, dass die zwei Stürmer, die zwei Achter und der ballferne Außenspieler im Strafraum sind. Das sind fünf offensive Spieler plus Thomas Ouwejan – also sechs. Das muss reichen, um im letzten Drittel zu Torchancen zu kommen. Die Restverteidigung steht in einer Raute, da sind wir nicht der einzige Verein, der das so praktiziert. Die Jungs müssen den Willen haben, in die gefährlichen Bereiche zu gehen. Das kann auch mal Schmerzen verursachen.“

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Vor dem Gegner, der am Mittwoch mit 1:3 beim Spitzenreiter FC St. Pauli verloren hat, warnt Dimitrios Grammozis. „Sandhausen war mit einer Ausnahme in keinem Spiel richtig unterlegen“, sagt er. „Seit dem Trainerwechsel gibt es eine große Stabilität in der Mannschaft. Sie hatten viele unglückliche Niederlagen, haben in Bremen 2:2 gespielt. Das war sehr schmeichelhaft für Werder. Wir müssen uns zu 100 Prozent fokussieren. Wir wissen, dass wir unsere Chancen bekommen werden.“

Dazu beitragen soll auch Mehmet Can, genannt Memo, Aydin. Und das mit guten Flanken – die irgendwann so scharf sein sollen wie die von Thomas „Beckham“ Ouwejan...