Gelsenkirchen. Naldo hat in seiner Profikarriere für Werder Bremen und Schalke 04 gespielt. Im S04-Kader erinnert ihn ein Spieler an sein junges Ich.

Naldo ist eigentlich gerade auf dem Sprung, als er an sein Telefon geht. In Monte Carlo hat er seine Kinder von der Schule abgeholt – und ein dienstlicher Flug nach Dubai steht kurz bevor. Fünf Tage dauert sein Aufenthalt dort, auch wenn er am Samstag ganz woanders hätte sein wollen – im Stadion, beim Duell seiner ehemaligen Vereine Werder Bremen und FC Schalke 04 (20.30 Uhr/Sport 1 und Sky).

Wenn es um Werder und Schalke geht, vergisst der 39-Jährige jeden Reisestress – auch wenn es sich nicht mehr um ein Bundesliga-Top-Spiel handelt, sondern um ein Spiel in der Zweiten Liga. Eine Tatsache, die Naldo Schmerzen bereitet: „Beide sind große Vereine, die die ganze Welt kennt. Ich hätte so etwas nie für möglich gehalten.“

Naldo wurde durch sein Tor zum 4:4 gegen den BVB zum Schalke-Helden

Bremen war die erste Station des gebürtigen Brasilianers in Deutschland – 254 Spiele (36 Tore) bestritt er für Werder von 2005 bis 2012, er wurde Pokalsieger (2009), zweimal Vizemeister. Schalke war von 2016 bis 2018 sein letzter deutscher Klub, er kam dort auf 80 Einsätze (neun Tore), hatte großen Anteil an der Vizemeisterschaft 2018. Und Naldo war derjenige, der im legendären Derby bei Borussia Dortmund das 4:4 köpfte – nach 0:4-Rückstand.

Sein wichtigstes Tor: Naldo trifft für Schalke zum 4:4 im Derby bei Borussia Dortmund.
Sein wichtigstes Tor: Naldo trifft für Schalke zum 4:4 im Derby bei Borussia Dortmund. © firo

Kontakt hat er zu beiden Klubs noch: „In Bremen rufen sie immer noch meinen Namen, wenn ich mal dort bin. Und Schalke ist einfach ein großer Verein. Es war für mich eine Ehre, dieses Trikot zu tragen.“

War Naldo zunächst aus Bremen kaum wegzudenken, so änderten sich die Planungen seiner Familie, zu der drei Kinder gehören, danach häufiger. Zuerst plante Familie Naldo, in Wolfsburg – dort spielte er zwischen Bremen und Schalke – sesshaft zu werden. Doch ein dort gebautes Haus verkaufte Naldo während der Zeit auf Schalke wieder. Gelandet ist er nun in Monte Carlo – seit dem Karriereausklang bei der AS Monaco (2019/20 – neun Einsätze) lebt Naldo, der seit 2014 auch die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, an der sonnigen Cote d‘Azur. „Die Kinder sind happy hier. Monte Carlo ist klein, hier kann man alles zu Fuß erledigen“, sagt er.

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Dem Fußball ist er treu geblieben. Zunächst dachte er an eine Trainer-Karriere. Und die begann auf Schalke, zwischen Oktober 2020 und Februar 2021 gehörte er in der Abstiegssaison unter Manuel Baum und Christian Gross zum Trainer-Stab. Kein erfolgreiches Kapitel. „Ich wusste zunächst nicht, was ich nach meiner Karriere machen soll. Dann kam das Angebot von Schalke. Wenn Schalke mich braucht, stehe ich immer zur Verfügung“, sagt er. Seine Familie blieb zwar in Monte Carlo, stimmte aber zu. „Es war schwierig, aber eine wichtige Erfahrung“, sagt Naldo heute. „Die Mannschaft hatte kein Selbstvertrauen mehr, das war zu spüren. Die Gegner mussten nur auf die Fehler warten.“ Als Gross gehen musste, kam auch das Aus für Naldo.

Kein Streit mit Schalke zum Abschied

Hängen geblieben ist bei ihm trotz des schnellen Endes nach nur fünf Monaten nichts – Schalkes Sportvorstand Peter Knäbel hatte ihm anschließend sogar eine Trainer-Ausbildung in der Knappenschmiede angeboten. „Knäbel hat mir die Tür weit geöffnet, hat mir gesagt: ,Naldo, Schalke liebt dich, Du liebst Schalke. Du bist immer willkommen.‘ Ich habe geantwortet, dass ich meine Zukunft in einem anderen Bereich sehe. Schalke bleibt ein wichtiger Teil meines Lebens“, erzählt Naldo.

Nur kurz war Naldo Schalkes Co-Trainer - zunächst unter Manuel Baum (r.).
Nur kurz war Naldo Schalkes Co-Trainer - zunächst unter Manuel Baum (r.). © Getty Images

Stattdessen wechselte er ins Beratergeschäft. „Nach meiner Zeit bei Schalke habe ich in Portugal meine B-Lizenz gemacht, mich dann aber für den Job als Berater entschieden. Der kostet auch viel Zeit, aber nicht so viel wie als Trainer. 20 Jahre war ich Profi, jetzt will ich mehr Zeit mit der Familie haben“, sagt er.

Wegen seines neuen Berufes musste er die Möglichkeit, das Spiel vor Ort in Bremen anzuschauen, absagen. „Ich hatte schon ein Ticket gekauft“, sagt Naldo. Er sitzt stattdessen in Dubai, dort geht es um die Vertragsgestaltung eines seiner Spieler. Aber irgendwo in Dubai, sagt Naldo, werde er schon einen Fernseher finden.

Naldo: "Für Schalke wird es nicht einfach"

Die Daumen drückt er beiden Teams. „Ich wünsche den Fans über 90 Minuten ein schönes Spiel – und wer an dem Tag besser ist, soll gewinnen“, sagt er und lacht danach. Leichte Vorteile sieht er bei Werder: „Für Schalke wird es nicht einfach. Die Mannschaft hat zuletzt etwas den Faden verloren. Bei Werder ist das umgekehrt. Werder hat zuletzt Selbstvertrauen getankt, spielt vor einem ausverkauftem Stadion.“

Abwehr-Talent Malick Thiaw. Auf Schalke könnte er in die Fußstapfen von Naldo treten.
Abwehr-Talent Malick Thiaw. Auf Schalke könnte er in die Fußstapfen von Naldo treten. © firo

Einen Spieler hat Naldo besonders im Auge – ob er in Monaco, Deutschland oder Dubai ist: Schalkes Abwehr-Talent Ma­lick Thiaw, mit dem er als Co-Trainer eng zusammenarbeitete. „Er ist gut im Spielaufbau und immer bereit zu lernen“, sagt die Abwehr-Legende. „Er kann ein neuer Naldo werden.“