Gelsenkirchen. 2. Liga ist unberechenbar, meint Oliver Reck mit Blick auf Schalkes bisherige Ausbeute. Bremen-Spiel sieht er mit gemischten Gefühlen entgegen.
Eines kam Oliver Reck in der Debatte nach dem Schalker 2:4 gegen Darmstadt viel zu kurz: „Die Darmstädter haben einfach gut gespielt“, findet der langjährige Schalke-Schlussmann (1998 bis 2004). „Sie waren im Offensivspiel sehr kreativ und haben mit Phillip Tietz einen ziemlich beweglichen, torgefährlichen Mann vorne drin. Das zeigt einmal mehr, dass in der 2. Liga einige Mannschaften in der Lage sind, die vermeintlich Großen zu ärgern. Davon weiß der Hamburger SV schon länger ein Lied zu singen. Nun spüren auch andere, wie Schalke und Bremen, dass es schwierig ist in dieser Liga.“
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Schalke und Bremen – Recks langjährige Arbeitgeber treffen nach der Länderspielpause im Weserstadion aufeinander (Samstag, 20. November um 20.30 Uhr/Sport 1), ein echtes Schicksalsspiel mit Blick auf das Aufstiegsrennen. Auch für den 471-maligen Bundesliga-Keeper Reck ist Grün-Weiß gegen Königsblau keine Partie wie jede andere: Mit Werder gewann „Olli“ zwei Meistertitel, zweimal den DFB-Pokal sowie 1992 den Europapokal der Pokalsieger. Mit Schalke holte er zweimal den DFB-Pokal und wurde 2001 „Meister der Herzen“. Umso härter trifft es den 1,93-Meter-Hünen, dass diese beiden Vereine im vergangenen Sommer abgestiegen sind und den ersten drei Plätzen vorerst nur hinterherlaufen.
Oliver Reck: „Schalke fehlt einfach noch die Konstanz“
„Ich wünsche und gönne beiden die Bundesliga-Rückkehr, keine Frage“, betont Reck, gibt sich jedoch skeptisch: „Schalke und Bremen sind derzeit noch meilenweit vom Aufstieg entfernt – das meine ich nicht nur mit Blick auf die Tabelle, sondern auch mit Blick auf die bisherigen Leistungen.“ Vor allem Werder, vor der Saison von den Wettanbietern zum Topfavoriten der 2. Liga erkoren, habe sich bislang äußerst schwergetan.
„Beim 2:1-Sieg in Nürnberg am vergangenen Spieltag haben die Bremer zum ersten Mal gezeigt, zu was sie imstande ist“, analysiert Reck, der aktuell den Nord-Regionalligisten SSV Jeddeloh II trainiert und mit dem Dorfklub einen beachtlichen Mittelfeldplatz belegt. „Wenn Werder so weiterspielt wie zuletzt“, meint er, „dann wird der Weg wieder nach oben führen.“
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Und Schalke? „Vor ein paar Wochen waren sie endlich an den Aufstiegsplätzen dran“, erinnert Reck, „da sah es ganz gut aus. Danach haben sie zweimal in Folge verloren. Ihnen fehlt einfach noch die Konstanz, aber das ist kein Wunder: Schalke hat im Sommer eine komplett neue Mannschaft zusammengestellt. Dieser Truppe muss man vielleicht etwas mehr Zeit geben als der Konkurrenz.“ Wobei Reck die Einkaufspolitik von S04-Sportdirektor Rouven Schröder grundsätzlich gelungen findet: „Spieler wie Latza, Bülter, den ich sehr schätze, und auch Ouwejan sind richtig gute Charaktere. Aber letztendlich geht es darum, erfolgreich zu spielen. Das ist auf Schalke, wo natürlich ein gewisser Erwartungsdruck herrscht, nicht immer einfach.“
Pavlenka nun wieder statt Zetterer im Bremer Tor
Als Beispiel nennt Reck den Schalker Schlussmann Ralf Fährmann, der als Nummer eins in die Saison gestartet war, seinen Platz jedoch nach sieben Spieltagen räumen musste. „Ralf hatte den einen oder anderen Fehler in seinem Spiel. Dass die Wahl daraufhin auf Martin Fraisl fiel, lag vielleicht auch daran, dass Fraisl die 2. Liga bereits aus seiner Zeit in Sandhausen kannte.“ Ob sich der Wechsel zwischen den Pfosten ausgezahlt hat? „Ich maße mir da kein Urteil an, das müssen die Verantwortlichen bewerten“, sagt Reck salomonisch. „Werder hat ja zuletzt ebenfalls den Torwart gewechselt, spielt nun wieder mit Pavlenka statt Zetterer. Ich sage mal, ganz unabhängig von Personen: Ein guter Torwart muss einer Mannschaft auch mal ein Spiel gewinnen.“
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Auch Oliver Reck verlor einst seinen Stammplatz auf Schalke: 2002 musste er dem jüngeren Rivalen Frank Rost weichen, der zuvor in Bremen jahrelang sein Backup gewesen war. An die Adresse von Fährmann sagt „Olli“: „Er muss jetzt im Training weiter Druck auf Fraisl machen, muss immer bereit sein. Ansonsten bleibt ihm als Nummer zwei vorläufig nur, seine Rolle als Mitglied des Mannschaftsrats vorbildlich auszufüllen und zum Beispiel die jungen Spieler im Kader zu unterstützen.“ Gerade auf Schalke, in diesem emotionalen Umfeld, sei der interne Zusammenhalt besonders wichtig. Spielerisch dürfe man hingegen keine Wunderdinge von der Truppe erwarten, findet Reck: „Schalke muss mit dem Personal, das man hat, das Optimum herausholen.“
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Das beste Mittel gegen die aufkeimende königsblaue Krise wäre natürlich ein Sieg in Bremen, das weiß auch Reck, der als S04-Keeper nur einmal im Weserstadion gewinnen konnte: am zweiten Spieltag der Saison 1999/2000 (1:0). „Ich glaube allerdings, dass das Duell diesmal unentschieden enden wird“, dämpft der Europameister von 1996 die Erwartungen auf beiden Seiten. „Ich hoffe, dass zumindest ein paar Tore fallen, und tippe auf ein 2:2. Das wären natürlich zwei verlorene Punkte, sowohl für Schalke als auch für Bremen. Dennoch denke ich, dass beide Vereine im Verlauf der Saison noch oben angreifen werden.“