Gelsenkirchen. Gegen Trabzonspor traf Johan de Kock doppelt und sicherte S04 so das Weiterkommen im UEFA-Cup. 25 Jahre danach erinnert er sich. Ein Interview.

Am 29.10.1996 spielte der FC Schalke 04 gegen Trabzonspor in der Türkei. Es war das Rückspiel im UEFA-Cup, das Hinspiel hatte der S04 mit 1:0 gewonnen. Am Ende reichte ein furioses 3:3 für die nächste Runde. Dass hatte der S04 auch Johan de Kock zu verdanken, der damals doppelt traf. Hier erzählt er, wie er das Spiel erlebte und warum er zur Halbzeit vom Platz musste.

Herr de Kock, was sind Ihre ersten Erinnerungen an das Auswärtsspiel zwischen Schalke 04 und Trabzonspor?

Johan de Kock Das Spiel stand für mich im Zeichen meiner Verletzung. Ich hatte mir ein paar Wochen zuvor einen Muskelfaserriss eingelaufen und war eigentlich noch immer angeschlagen. Wir haben beim Warmlaufen erst entschieden, dass ich mitspielen kann. Hinterher wurde festgestellt, dass eine Arterie bei mir geplatzt war. Ich musste dann auch in der Halbzeit wieder raus, weil ich so starke Schmerzen hatte. Das war unglaublich.

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Umso bemerkenswerter ist es, dass sich gleich doppelt getroffen haben. Wissen Sie noch, wie die Tore gefallen sind?

Per Kopfball. Einmal nach einer Ecke und einmal nach einem Freistoß. Bei solchen Gelegenheiten war es Standard, dass ich mit nach vorne gehe und versuche ein Tor zu machen.

Im Hinspiel kamen bereits unfassbar viele Trabzon-Fans ins Parkstadion. Wie haben Sie die Stimmung dann in der Türkei erlebt?

Das Heimspiel war fast wie ein Auswärtsspiel für mich. Vor dem richtigen Auswärtsspiel hat der Trainer uns dann auf die Hölle vorbereitet, die uns erwarten könnte. Aber es lief anders. Schon in der ersten Hälfte stand es 2:0 für uns, da war die Hölle ganz still. Erst als Trabzonspor in der zweiten Hälfte zurück ins Spiel kam, hat man einigermaßen gemerkt, dass es eine Hölle sein könnte.

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In der zweiten Hälfte drehte der Gegner die Partie und führte zwischenzeitlich sogar mit 3:2.

Nach der ersten Halbzeit war ich der Meinung: Das Spiel ist gelaufen. Wir hatten damals eine sehr gute Abwehr, blauer Beton, hieß es in der Zeitung. Als ich zur Pause in der Kabine blieb, duschte, mich umzog und wieder auf den Platz kam, stand es aber schon 2:2. Dann treffen die auch noch zum 3:2 und man fängt doch wieder an zu zittern. Ein weiteres Tor wäre ausreichend gewesen für Trabzonspor. Zum Glück hat Martin Max noch das 3:3 per Kopf reingelegt. Aber in der Zwischenzeit habe ich schon gedacht: Das kann doch jetzt nicht schiefgehen?!

Wie haben Sie den weiteren Turnierverlauf wahrgenommen?

Wir lebten von Runde zu Runde. Ohne Aussicht auf das Endspiel, darüber wurde überhaupt nicht geredet. Wenn wir weitergekommen sind, haben wir uns gefragt: Wer ist der nächste Gegner? Und wie können wir das schaffen? Es war alles neu für uns und das Publikum. Schalke hatte zuletzt vor 19 Jahren im UEFA-Pokal gespielt.

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Ihr Erfolg liegt mittlerweile fast 25 Jahre zurück. Stehen Sie noch in Kontakt mit ehemaligen Eurofightern?

Ja, klar. Ich hatte vergangenen Montag Geburtstag. Da gratulieren wir einander, das machen wir seit 25 Jahren schon so. Ich habe Olaf Thon auch am Samstag beim Dresden-Spiel gesehen und mit ihm besprochen, was wir in den nächsten Jahren noch mit der Truppe machen müssten. Diese Mannschaft war einmalig.

Wir haben viel über die Vergangenheit gesprochen. Welche Gedanken haben Sie zur Gegenwart von Schalke 04?

Was in der vergangenen Saison passiert ist, war sehr grausam. Und das ist noch vorsichtig ausgedrückt. Es war die Folge von mehreren Jahren schlechter Arbeit, so konnte man nicht weitermachen – und hoffentlich hat es aufgehört. In der zweiten Liga ist die Qualität etwas geringer, aber trotzdem merke ich, dass in den vergangenen Wochen etwas innerhalb der Mannschaft passiert. Da kann ein Team entstehen, das erfolgreich ist. Hoffentlich werden sie das auch sein. Denn Schalke 04 gehört nicht die zweite Liga.