Gelsenkirchen. Auf den ersten Blick ist der Konzernzwischenbericht des FC Schalke 04 voller schlechter Nachrichten. Doch es gibt auch positive Anzeichen.
Die Profis des FC Schalke 04 haben ihren Mittelpunkt in dieser Woche nach Süddeutschland verlegt. Am Mittwochmorgen trainierten sie auf dem Vereinsgelände der SpVgg Unterhaching, bemühten sich darum, die peinliche 0:1-Pokal-Niederlage beim Drittligisten 1860 München abzuschütteln. 640 Kilometer nördlich in Gelsenkirchen stand aber nichts still. Um 17 Uhr veröffentlichten die Königsblauen ihren Konzernzwischenbericht für das erste Halbjahr 2021 - und Finanzberichte schmerzen bei ihnen meist so sehr wie eine Niederlage.
Schalkes Finanzchefin Rühl-Hamers stellt Bericht vor
Diesmal ist das nicht anders, die Zahlen sind mies. "Das erste Halbjahr 2021 ist wie erwartet massiv und in Gänze durch die Covid-19-Pandemie und durch die aufgrund des Abstiegs erforderlichen Kaderumbaumaßnahmen beeinflusst worden", sagte Finanzvorständin Christina Rühl-Hamers.
Es gibt einige Punkte in der ausführlichen Bilanz, die sehr schmerzen. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2020 stiegen die Personalkosten von 43 auf 50 Millionen Euro - überwiegend für den Kader, der fast kein Spiel gewann. Zu erklären ist das mit den üppigen Gehältern, kurzfristigen Verpflichtungen im Januar und den Trainerwechseln.
Die Spieler im Kader verloren durch das katastrophale Halbjahr zudem 10,1 Millionen Euro an Wert. Auch dieser Verlust musste verbucht werden - in der Bilanz heißt das etwas sperrig "Außerplanmäßige Abschreibung auf Spielerwerte". Und die Merchandising-Einnahmen sanken im Halbjahresvergleich um rund 2,5 Millionen Euro - wie das eben so ist bei sportlichem Misserfolg. Summiert kostete allein die Rückrunde der Abstiegssaison etwa 20 Millionen Euro. Auch die weiterhin fehlenden Zuschauer-Einnahmen belasten die Bilanz.
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Die wichtigsten Zahlen aber sind diesmal nicht aussagekräftig. Der Halbjahresverlust beträgt zum 30. Juni 21,4 Millionen Euro, der Schuldenstand ist laut Bilanz in nur sechs Monaten um 20 Millionen Euro auf etwa 237 Millionen Euro angestiegen - das liegt aber nur daran, dass der Verkauf der E-Sport-Lizenz, der etwa 26,5 Millionen Euro einbrachte, erst unmittelbar nach dem 30. Juni verbucht wurde.
Schalkes Handeln vom Zweitliga-Szenario geprägt
Rühl-Hamers sieht auch wegen dieses Verkaufs nicht nur Schatten auf der objektiv schlimmen Bilanz. "Unser Handeln war bereits seit dem Jahreswechsel 2020/2021 stark geprägt von dem möglichen und realistischen Zweitliga-Szenario", sagt sie. Damit meint sie zum Beispiel, dass der Umbau des Trainingsgeländes gestoppt wurde. Zudem sei die Zusammenarbeit mit der sportlichen Leitung um Sportvorstand Peter Knäbel und Sportdirektor Rouven Schröder "eng" gewesen. Auch deshalb habe ein Punktabzug verhindert werden können. Konkrete Zahlen über die Höhe des Personaletats nannte Rühl-Hamers nicht, er dürfte aber rund 20 Millionen Euro betragen. Vor nicht wenigen Jahren kratzte die Summe an einer dreistelligen Millionen-Summe.
Doch Maßnahmen wie Baustopp, E-Sport-Verkauf und Reduzierung der Personalkosten seien nur erste Schritte gewesen. „Ziel ist es nun, den FC Schalke 04 in den nächsten Monaten weiter zu stabilisieren und die Auswirkungen der Pandemie und des Abstiegs zu bewältigen. Der umfassende Kaderumbau, die Erhöhung der Kapazität der Arena auf über 56.000 Zuschauer und der Einzug der Dauerkartenbeträge waren und sind dabei für den Verein wichtige Schritte", sagt Rühl-Hamers.
Am Ende des Jahres, so plant Schalke, soll der Jahresfehlbetrag im niedrigen zweistelligen Millionen-Bereich liegen. Die Verbindlichkeiten, die am 31. Dezember 2020 noch 217 Millionen Euro betrugen, könnten, sollte alles aufgehen, sogar unter die 200-Millionen-Euro-Marke rutschen.
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Mit Auflagen für die Saison 2022/23 rechnet Schalke aber trotzdem. Die finanziellen Planungen laufen längst - für die 1. und die 2. Bundesliga. „Unser Fokus liegt einerseits auf der weiteren finanziellen Konsolidierung des Vereins, die Hand in Hand mit einer strategischen Weiterentwicklung in allen Bereichen des Klubs gehen muss. Die Situation, in der sich Schalke 04 befindet, ist weiterhin herausfordernd. Ich persönlich bin insgesamt aber zuversichtlich bei unserem Ziel, den Klub auf ein wirtschaftlich stabiles Fundament zu stellen.“
Pokal-Erfolg in München hätte Schalke 500.000 Euro gebracht
Geholfen hätte es Schalke, wenn das Pokalspiel in München nicht verloren gegangen wäre. Ein Achtelfinal-Einzug war nicht vorgesehen. 500.000 Euro TV-Prämie und zusätzlich Zuschauer-Einnahmen hätte Rühl-Hamers gut gebrauchen können.