Gelsenkirchen. Für den 22-Jährigen ist die aktuelle Saison richtungsweisend. Über den Profi-Sprung seines Teamkollegen Henning Matriciani freut er sich.

Abwehrspieler Mika Hanraths ist ein wichtiger Eckpfeiler im Regionalliga-Team des FC Schalke 04. Der 22-Jährige führt die Mannschaft im zweiten Jahr als Kapitän an und geht mit Einstellung sowie Leistung voran. Der Lohn: Beim Testspiel der Schalker Profis in Lübeck war Hanraths mit dabei und steuerte den Treffer zum 2:0-Endstand bei. Im WAZ-Interview spricht Hanraths über sein wichtiges Schalke-Jahr, Motivation, Ziele und Leader-Aufgaben.

Herr Hanraths, bei Schalke 04 hat es vor wenigen Tagen mit Henning Matriciani der nächste Spieler aus der Reservemannschaft zu den Profis geschafft. Wie bewerten Sie das und wir motivierend wirkt sich das für die U23 aus, dass der Blick stark auf den eigenen Unterbau gerichtet wird?

Mika Hanraths: Es freut mich sehr, wenn Spieler aus unserer Mannschaft den Sprung in den Profi-Kader schaffen. Eine bessere Motivation gibt es nicht. Wir können uns daran ein Beispiel nehmen und müssen jeden Tag hart an uns arbeiten, besser werden und durch konstant gute Leistung auf uns aufmerksam machen. Der Wille, den Schritt mehr zu machen, um sich am Ende durchzusetzen, ist dafür enorm wichtig. Dass das dann auch gesehen und wertgeschätzt wird, wie am Beispiel von Henning, ist ein gutes Zeichen für uns. Es zeigt, dass unser Traum nicht unmöglich ist.

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Wenn Ihr Vertrag auf Schalke im kommenden Juni ausläuft, sind Sie 23 Jahre alt. Wie wichtig wird diese Saison für Ihren weiteren sportlichen Werdegang?

Diese Saison ist brutal wichtig für mich und entscheidend für meinen Weg in Richtung Profi-Fußball. Ich muss zusehen, dass ich gesund bleibe und konstant sehr gute Leistung bringe. Das gilt für jedes Training und für jedes Spiel. Nur dann kann ich nächsten Sommer den nächsten Schritt gehen. Wie dieser genau aussehen wird, kann ich heute noch nicht sagen.

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Sie sind bei Fortuna Düsseldorf und Borussia Mönchengladbach im Jugendbereich ausgebildet worden, spielen jetzt im zweiten Jahr bei Schalke. Wie viel von den drei Vereinen steckt in Mika Hanraths?

In mir steckt von allen drei Vereinen etwas. Ich habe bei den Clubs schöne Momente erlebt, viel gelernt und aus jeder Phase unglaublich viel mitgenommen – sowohl sportlich als auch menschlich. In Düsseldorf fing alles an, dort habe ich die Grundlage für meinen Werdegang geschaffen, meinen Spielstil entwickelt und entschieden, wie ich als Spieler sein möchte. In Gladbach habe ich das alles dann noch verfeinert und die ersten Schritte im Herrenfußball gemacht. Auf Schalke versuche ich, meinem großen Ziel, Profi zu werden, näher zu kommen. Jede Station war elementar wichtig, dass ich heute der Mika Hanraths bin, der ich bin.

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Schalkes U23-Trainer Torsten Fröhling hat Ihnen auch in dieser Saison das Kapitänsamt übertragen. Bedeutet das Anerkennung und Ansporn zugleich?

Das war eine sehr große Anerkennung für mich und bedeutet mir viel. Ich habe ein gutes Verhältnis zum Trainer und wir führen regelmäßig gute Gespräche. Als Kapitän dieses junge Team aktiv mitzuführen, ist eine tolle Aufgabe und ein zusätzlicher Ansporn, jeden Tag mein Bestes zu geben, um mich selbst sowie die Mannschaft voranzubringen und weiterzuentwickeln.

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Was zeichnet einen guten, umsichtigen Spielführer aus, wie viel Arbeit auf und außerhalb des Platzes bedeutet das Amt?

Ein guter Kapitän ist für mich jemand, der immer das Wohl der Mannschaft im Blick hat. Das heißt konkret, nicht nur an sich selbst zu denken, sondern sich in die Mitspieler hineinzuversetzen und auch mal in ruhigen Momenten das Gespräch zu den Teamkollegen zu suchen. Ich habe immer ein offenes Ohr für alle und versuche, mich individuell auf jeden einzustellen. Wir sind eine sehr bunte Truppe, in der man mit jedem anders umgehen muss. Ein guter Spielführer muss für mich auf und neben dem Platz ein Vorbild sein. Jemand, dem vor allem die jungen Spieler vertrauen können und gerne folgen, weil sie wissen, dass sie das weiterbringt.

Sie haben die komplette Sommer-Vorbereitung wegen einer Knieverletzung verpasst. Wie schwer war die wochenlange Verletzungszeit vom Kopf her?

Ich glaube, für niemanden ist eine Verletzungszeit einfach. Meine war am Anfang schwer, weil der Genesungsprozess nicht wie gewünscht voran ging. Aber ich hatte wirklich genügend Unterstützung von meiner Familie, meinen Freunden, dem Trainerteam und der Mannschaft, sodass ich mich voll darauf konzentrieren konnte, wieder fit zu werden. Nach einer gewissen Zeit wurde es dann auch besser und ich habe deutliche Fortschritte gemacht. Insgesamt war ich dann am Ende auch wieder gut im Zeitplan.

Gab es zwischendurch auch mal Tiefpunkte mit Rückschlägen oder lief es in der Reha konstant gut?

In meiner Zeit in der Reha gab es eigentlich keine Rückschritte, da ich mich kontinuierlich verbessert habe und immer fitter wurde. Das hat mich sehr gefreut. Aber wir haben im Team auch hart dafür gearbeitet, dass ich die Zeit gut überstehe. Insgesamt haben wir es gut gemeistert und ich war sehr froh darüber, letztendlich wieder komplett schmerzfrei zu sein.

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Sie haben Ihr Comeback ausgerechnet beim 0:1 gegen Aufstiegsfavorit RW Essen gefeiert. Wie war das Gefühl, vor so einer großen Kulisse aufzulaufen?

Jedes Comeback finde ich persönlich immer schön, da es etwas Besonderes ist. Das Spiel war natürlich vor der Kulisse, vor 10.000 Zuschauern, schon etwas ganz Außergewöhnliches. Auf die Begegnung und die Herausforderung habe ich mich sehr gefreut. Als ich ins Stadion eingelaufen bin, hatte ich Gänsehaut. Noch schöner wäre es gewesen, einen oder drei Punkte mitzunehmen. Aber grundsätzlich war es schönes Comeback, auf dem ich aufbauen konnte.

Gibt es auch nach über 70 Regionalliga-Spielen noch so etwas wie Lampenfieber oder zählen Sie eher zu den Spielern, die nichts aus der Ruhe bringt?

Lampenfieber habe ich nicht. Ich gehöre eher zu den Personen, die alles um sich herum ausblenden und sich voll auf das Spiel fokussieren. So versuche ich, der Mannschaft eine gewisse Ruhe mitzugeben. Als Kapitän ist das auch meine Aufgabe, um diszipliniert und konzentriert aufzutreten.

Auf fremden Plätzen gab es erst einen einzigen Punkt. Warum tut sich Schalkes U23 in dieser Saison auswärts so schwer?

Das ist eine sehr gute Frage. Ob auswärts oder heim, macht für mich keinen Unterschied. Ich glaube, eine sehr junge Mannschaft, so wie wir es sind, macht einfach noch Fehler. Die Kunst ist es, diese Fehler so schnell wie möglich zu erkennen und von Spiel zu Spiel abzustellen. Wenn wir uns in den Kopf setzen, dass wir auswärts schwächer sind, ist das die völlig falsche Einstellung. Wir sollten in jedem unserer Begegnungen unser Spiel durchziehen, egal ob im Parkstadion oder auswärts.

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Wir müssen weiter hart an uns arbeiten. Deswegen ist es unheimlich wichtig, dass wir schnell dazulernen und die Vorgaben des Trainerteams erfüllen.