Gelsenkirchen. Schalke muss noch vier Spieler loswerden: Nach Amine Harit hat sich jetzt Galatasaray erkundigt, Ozan Kabak in Leipzig wohl kein Thema.

Würde es rein nach den imaginären Marktwerten der Spieler gehen, hätte Schalke gute Karten – aber danach geht es nicht. 44,5 Millionen Euro sollen die vier Spieler zusammen wert sein, die Schalke bis zum Ende der Transferperiode noch verkaufen möchte: So will es den Fußball-Fans zumindest das Portal Transfermarkt.de weismachen. Im Einzelnen: Ozan Kabak (angeblicher Marktwert 25 Millionen Euro), Amine Harit (10 Millionen), Matija Nastasic (5 Millionen) und Omar Mascarell (4,5 Millionen). Schalkes Sportdirektor Rouven Schröder würde bei diesen Summen wahrscheinlich sofort einschlagen, aber die genannten Zahlen haben mit der Realität herzlich wenig zu tun. Sie sind nicht zu erzielen, was natürlich zum Teil auch daran liegt, dass bei den interessierten Vereinen das Geld in Corona-Zeiten nicht so locker sitzt.

Schalke-Transfers: Noch nicht in der finalen Phase

Auf Schalke kommt aber noch ein anderer Faktor hinzu: Durch den Abstieg sind die realen Marktwerte der Spieler in den Keller gesunken. Jeder Klub, der sich für diese Profis interessiert, weiß, dass Schalke sie verkaufen will – das drückt den Preis. Rouven Schröder muss beim Pokern gute Nerven zeigen. Am Dienstag sagte er: „Nicht nur die Gerüchte, sondern auch die Inhalte werden konkreter – aber sie sind noch nicht so konkret, dass wir in die finale Phase gehen können.“ Ein Geduldsspiel. Am Ende wird alles eine Frage des Preises: Und die Spanne bewegt sich da manchmal zwischen Ablösesumme und Abfindung.

Als Schalke am Montag die Leihe von Rabbi Matondo zu Cercle Brügge bekanntgab, war das eine gute Nachricht: Mit dem Spieler hat Schalke nicht mehr geplant. Damit Matondo aber überhaupt zum Wechsel nach Belgien bereit war, musste Schalke einen finanziellen Ausgleich leisten: Das Gehaltsniveau in Belgien ist deutlich geringer als in der Bundesliga – wie viel Schalke noch an den Waliser bezahlt, ist nicht bekannt. Auch die eventuelle Ablösesumme bei der vereinbarten Kaufoption in einem Jahr liegt ganz, ganz deutlich unter dem Betrag, den Schalke vor zweieinhalb Jahren für Matondo gezahlt hat (damals neun Millionen). Momentan wäre es ein Erfolg, wenn Schalke überhaupt noch einen Teil des Geldes wiedersehen würde.

Auch bei Matija Nastasic würde Schalke natürlich gerne noch eine Ablösesumme einstreichen, aber realistisch ist das wohl kaum. Nastasic steht aus seinem Vertrag auf Schalke (bis Sommer 2022) noch viel Geld zu: Schröder muss mit eisernen Nerven verhandeln, damit der Serbe und seine Berater da nicht eine hohe Abfindung herausschlagen. Der AC Florenz, der unverändert an Nastasic interessiert ist, kann das nutzen, um den ehemaligen serbischen Nationalspieler günstig zu bekommen. Ein Marktwert von fünf Millionen Euro steht nur auf dem Papier.

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25 Millionen für Kabak: Das war einmal

Der Spieler, bei dem Schalke am wenigsten nachgeben muss, ist Ozan Kabak: Aber auch hier ist schon seit einem halben Jahr nicht mehr von den 25 Millionen Euro die Rede, die der türkische Innenverteidiger vielleicht einmal wert war. Schalke hat vor zwei Jahren 15 Millionen Euro für Kabak bezahlt – dieses Geld hätte man gerne wieder. Gut für Schalke: Die Interessenten können nicht mehr lange auf Zeit spielen, da der Transfermarkt in den großen Ligen am 31. August schließt. Kabaks Ziel ist vornehmlich England, aber auch aus der Bundesliga ist Interesse hinterlegt. Um RB Leipzig soll es sich dabei übrigens nicht handeln. Möglicherweise erhalten die Gerüchte um Bayer Leverkusen noch einmal neue Nahrung. Kabak trainiert derweil weiter auf Schalke, am Dienstag war er auch in das Team-Training integriert: Er wäre fit für einen neuen Verein. Schröder ist zuversichtlich: „Der Markt bewegt sich auf jeden Fall.“

Bei Harit hat Schalke nichts zu verschenken

Das gilt auch bei Amine Harit, um den es in diesem Sommer bisher seltsam ruhig war: Vermutlich auch eine Konsequenz aus den Leistungen Harits in der Abstiegssaison – er hat sich damit nicht unbedingt um eine Anstellung bei Real Madrid oder dem FC Chelsea beworben. Die WAZ kann bestätigen, dass sich nun Galatasaray Istanbul auf Schalke nach Harit erkundigt hat, aber das war bisher nur eine lose Anfrage – nichts Konkretes. Im Frühjahr wurde der Dribbelkünstler einmal mit dem spanischen FC Villarreal in Verbindung gebracht. Klar ist: Wer Harit verpflichten will, muss eine Ablösesumme zahlen – da hat Schalke nichts zu verschenken.

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Wie groß der Markt der Möglichkeiten für Omar Mascarell ist, lässt sich im Moment nur schwer abschätzen. Schröder wird nicht müde, die Klasse des ehemaligen Schalke-Kapitäns zu betonen, ein Transfer auf der Zielgeraden ist noch nicht in Sicht – vor Wochen hatte sich einmal Lokomotive Moskau nach Mascarell erkundigt.

Drei Wochen bleiben jetzt noch Zeit bis Transferschluss – Schröder muss beim Pokern gute Nerven zeigen. Er ist zuversichtlich und sagt: „Das werden noch schöne drei Wochen – in beide Richtungen.“ Denn Schalke möchte sich nach Möglichkeit auch noch verstärken.