Gelsenkirchen. Torwart Martin Fraisl wurde auf Schalke als „Herausforderer“ für Fährmann und Langer geholt. Diese Rolle nimmt er wörtlich: Er will spielen.

Wer als dritter Torwart kommt, noch dazu auf den letzten Drücker kurz vor dem Start, der muss sich erstmal einreihen. Das macht auch Martin Fraisl (28), den Schalke vor einer Woche als Ersatz für den mit Corona infizierten Ralf Fährmann verpflichtet hatte. Doch eigentlich hat der Österreicher einen anderen Anspruch: Er will spielen und auch unter den Schalker Torhütern „der Beste sein – das ist doch klar“.

„Ich war die letzten Jahre immer Stammtorhüter“

Schalkes Sportdirektor Rouven Schröder hatte Fraisl als „starken und ehrgeizigen Herausforderer“ für die anderen Torhüter Michael Langer und Ralf Fährmann angekündigt, und diese Rolle nimmt der gebürtige Wiener wörtlich. Auf Nachfrage der WAZ sagte Fraisl, den Schalke ablösefrei vom niederländischen Erstliga-Absteiger ADO Den Haag verpflichtet hat, am Dienstag nach dem Training: „Ich war die letzten Jahre immer Stammtorhüter, ich war in Holland auch Spielführer. Ich weiß schon, was es heißt, voranzugehen. Ich bin jetzt kein klassischer Nur-Daumendrücker, der nur fürs Training da ist und lächelt.“ Der 28-Jährige sieht sich als Typ, „der richtig Vollgas gibt und die Mentalität, die die Fans gerne haben wollen, mit einbringt.“

Werden die Karten im Schalker Tor neu gemischt?

Gut möglich, dass die Karten im Schalker Tor damit tatsächlich im Verlauf der Saison durchgemischt werden. Im Moment ist sein Landsmann Michael Langer gesetzt, auch für das nächste Spiel am Sonntag (13.30 Uhr/ Sky) bei Holstein Kiel. Fraisl will erstmal den neuen Verein richtig kennenlernen: „Ich mache mir nicht den Druck, irgendwas übers Knie brechen zu müssen, aber es ist so, dass wir als Gruppe erfolgreich sein wollen und ich als Einzelspieler erfolgreich sein möchte.“ Die Trainer sollen mit ihm zufrieden sein, „und dann gucken wir mal, was rauskommt.“ Ein legitimer Anspruch, der sportlichen Ehrgeiz zeigt.

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Schalke hatte vor der Saison Ralf Fährmann zur Nummer eins ernannt. Klar war aber auch: Unter dem neuen Torwart-Trainer Wil Coort werden neue Akzente gesetzt. Coort kommt aus den Niederlanden: Dort, wo sich Martin Fraisl in der vergangenen Rückrunde mit starken Leistungen in den Blickpunkt spielte – trotz des Abstiegs mit ADO Den Haag. Vor seiner Zeit in den Niederlanden war der Österreicher eineinhalb Jahre lang die Nummer eins beim SV Sandhausen – er kennt also auch die Zweite Liga.

„Die Zweite Liga ist eine Teufelsliga“

Auch diese Erfahrung, so glaubt er, kann Schalke zugute kommen: „Die Zweite Liga ist eine Teufelsliga. Ich weiß, wie eng die Qualität da beisammen ist – vom Tabellenersten bis zum Tabellen-18. Ob du jetzt in Kiel spielst oder zu Hause gegen Rostock, das macht am Ende des Tages relativ wenig Unterschied.“ Schalkes Start mit dem 1:3 gegen den HSV sieht er zwiegespalten: „Ich war wahnsinnig beeindruckt von der Einstellung der Jungs, der Mentalität und dem Zusammenhalt.“ Sein Torwart-Kollege Michael Langer hatte einen Elfmeter gehalten. Aber: „Es ist es müßig, über Einzelleistungen zu diskutieren, wir haben als Schalke 04 zum Auftakt zu Hause 1:3 verloren: Das ist einfach nicht gut.“

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Martin Fraisl ist ein offener, umgänglicher Typ, alles andere als ein Duckmäuser. Er bezeichnet sich als „ambitionierten Torhüter“ und sieht Schalke als „Leistungsgesellschaft“: „Dahingehend möchte ich auch wie immer zuvor in meinem Leben der Beste sein, das ist doch klar.“ Seinen Anspruch unterstreicht eine Episode, wie es zum Wechsel nach Schalke kam.

Fraisl kennt seinen Marktwert

Der 28-Jährige verweist auf ein Ranking aller ablösefreien Torhüter, die in diesem Sommer auf dem Markt waren: „Ich wusste, ich bin weltweit unter den Top acht vom Marktwert her.“ Diese Position habe er ausgenutzt, um sich seinen neuen Verein ganz genau auszusuchen. „Ich habe irrsinnig viele Angebote gehabt und auch abgelehnt und darauf gewartet, dass etwas kommt, was mich richtig reizt“, sagt er.

Als aber dann vor einer Woche der Anruf von Schalke kam, „musste ich nicht ganz lange überlegen“.