Gelsenkirchen. Schalke 04 wird lange auf seinen neuen Kapitän Danny Latza verzichten müssen. Das trifft S04 hart. Rouven Schröder steht unter Zugzwang.
Der wichtigste Termin für Schalke 04 fand am Wochenende bei Mannschaftsarzt Dr. Patrick Ingelfinger statt: Am Samstagmittag wurde das rechte Knie von Kapitän Danny Latza mittels einer MRT-Untersuchung durchleuchtet – die gewonnenen Bilder trugen nicht gerade zur Aufhellung der Stimmung bei, die durch die 1:3-Niederlage am Freitag gegen den Hamburger SV ohnehin getrübt war. Latza hat sich gleich im ersten Spiel der Saison eine Außenbandverletzung im Knie zugezogen und wird lange ausfallen: Jetzt muss Schalke ohne seinen Kapitän die Kurve kriegen.
Für Trainer Dimitrios Grammozis ist das ein schwerer Schlag, er hatte schon vor der Untersuchung gesagt: „Wenn uns ein Danny Latza wegbricht im Mittelfeld, dann fehlt uns einfach ein Stratege.“ Wann der 31-Jährige wieder zur Verfügung stehen wird, steht noch in den Sternen. Nach S04-Angaben wird Latza „bis auf Weiteres“ fehlen.
Schalke: Danny Latza droht Monate auszufallen
Schalke kann nach Informationen dieser Redaktion aber nicht davon ausgehen, dass es mit glimpflichen vier bis sechs Wochen Pause getan ist – die Prognose lässt auf eine noch längere Ausfallzeit schließen. Sportvorstand Peter Knäbel bestätigte am Sonntag bei Sport1: „Bei Danny Latza reden wir eher über Monate als über Wochen.“ Einzige gute Nachricht der MRT-Untersuchung: Die Kreuzbänder wurden nicht beschädigt.
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Der aus Mainz zurückgeholte Mittelfeldspieler ist der Mann, der Schalkes Spiel ordnen soll – er hatte noch vor dem Spiel gesagt: „Dafür bin ich da, um die Dinge hier wieder in positive Bahnen zu lenken.“ Latza gibt die Kommandos beim Pressing, steuert die Mitspieler und soll zusammen mit Dominick Drexler auch die Angriffe einleiten. Gegen den HSV hatte das eine Viertelstunde prächtig funktioniert, dann zog sich Latza bei einem Zweikampf mit Tim Leibold seine Verletzung zu und musste 15 Minuten später ausgewechselt werden – Schalke gab das Spiel aus der Hand.
Auch für den Trainer bestand da ein Zusammenhang: „Wenn der Kapitän so früh raus muss, ist klar, dass eine gewisse Stabilität fehlt“, erklärte Grammozis. Als auch der erst zwei Tage vor dem Spiel verpflichtete Ex-Kölner Drexler mit den Kräften am Ende war und ausgetauscht werden musste, kassierte Schalke in der Schlussphase die entscheidenden Gegentore. Grammozis‘ Analyse hatte ihren Kern beim Ausscheiden von Latza und Drexler: „So lange sie auf dem Platz waren, haben wir eine gute Ordnung gehabt.“
Mit großer Anerkennung blickte Schalkes Trainer auf den HSV, der in der Schlussphase noch Spieler wie den erfahrenen Sonny Kittel (28/fast 200 Erst- und Zweitligaspiele) einwechseln konnte: „Der Gegner hat von der Bank gut nachgelegt mit Jungs, die Wucht und Qualität haben.“ Schalke brachte fast gleichzeitig Bleron Krasniqi (19), der eigentlich in der Regionalliga für die U23 spielen soll – ein Unterschied.
Schalke: Schröder muss erst Profis verkaufen
Das verdeutlicht den Punkt, an dem Schalke beim Umbruch gerade steht, und der für Grammozis bedeutet: „Wir haben keinen Kader, in dem 20 Spieler top sind.“ Zumindest stehen nicht alle zur Verfügung. Denn die Spieler, die noch abgegeben werden sollen, weil Schalke sie sich in der Zweiten Liga nicht leisten kann, werden aus Kostengründen nicht mehr eingesetzt, so ist zumindest der Plan. Das betraf am Freitagabend Omar Mascarell, Amine Harit, Matija Nastasic oder den für die Vereinssuche freigestellten Ozan Kabak – sie alle gehören offiziell noch zum Schalker Kader.
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Grammozis muss hoffen, dass sich auf der Abgabenseite schleunigst etwas tut, denn dann kann Schalke auch noch mal mit Neuzugängen nachlegen. „Das Gesamtpaket ist nicht einfach, aber Rumheulen bringt nichts“, sagt der Trainer, der gemeinsam mit dem Sportdirektor auf der Suche nach Verbesserungen ist: „Rouven Schröder ist permanent am Telefonieren, um Lösungen zu finden. Wir haben unsere Vorstellungen, die bespreche ich mit Rouven Schröder, und dann muss man schauen, was möglich ist.“
Am kommenden Sonntag spielt der Bundesliga-Absteiger beim Vorjahres-Dritten Holstein Kiel – auch nicht einfach. Und dass Schalke auf den zentralen Positionen vorne nicht allein mit Latza und Drexler durch die Saison kommt, steht auch für den Trainer außer Frage: „Ja, natürlich.“ Gerade nach Latzas Ausfall geht das nicht mehr.