Gelsenkirchen. Schalke-Fanbeauftragter Kirschner freut sich, wieder Leute im Stadion zu treffen. Ex-Präsident Zylka spürt ohne Fußball fast körperlichen Schmerz
Fans mit Schals, Trikots, Käppis und Vereinsjacken, dazu Bratwurst, Pommes und Cola auf der Tribüne. Vereinzelte Fangesänge und Szenenapplaus für die Spieler. Anfang Juni kehrte ein Stück Normalität nach Schalke zurück. Zum Saisonausklang in der Fußball-Regionalliga West kamen rund 500 Fans ins Parkstadion und hauchten der zuvor lange tristen Szenerie neues, buntes Leben ein.
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Die Zeit ohne Fans im Gelsenkirchener Parkstadion war lang. 228 Tage, also über sieben Monate, dauerte die Corona-bedingte Geisterspielphase. Nur einige Medienvertreter, Angehörige von Spielern, wenige Berater sowie Scouts und Vereinsmitarbeiter durften die Viertliga-Spiele verfolgen. Stimmung? Natürlich Fehlanzeige.
Schalkes Bastian Frölich: „Was gibt es Schöneres, als vor Fans im Parkstadion zu spielen?“
„Was gibt es Schöneres, als vor Fans im Parkstadion zu spielen? Wenn du ein Tor erzielst und nicht mit den Anhängern jubeln kannst, dann vermisst man das als Spieler“, sagt Schalkes Verteidiger Bastian Frölich, der allerdings auch in den vielen Wochen ohne Publikum keine Motivationsprobleme hatte: „Im Spiel blende ich das aus, ob Zuschauer da sind oder nicht. Im Gegensatz zu anderen Ligen, die wegen der Corona-Pandemie gar nicht mehr Fußball spielen konnten, waren wir in der Lage, unsere komplette Regionalliga-Saison zu absolvieren.“
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Bei Schalkes 3:2-Sieg gegen Preußen Münster war zwar noch längst nicht alles wie früher, zumal alle Besucher bis zur Einnahme ihres Platzes einen Mund-Nase-Schutz tragen und stets auf die Abstandsregeln achten mussten, aber es war ein erster Schritt. „Ich habe mich am Spieltag richtig darauf gefreut, wieder ins Stadion zu gehen und Leute persönlich zu treffen, die ich zuvor lange nicht gesehen hatte“, erklärt Schalkes Fanbeauftragter Thomas Kirschner. „Kirsche“ verdeutlicht: „Man darf das ja nicht vergessen: Viele Menschen haben sich beim Fußball im Stadion oder auch bei anderen Sportarten regelmäßig getroffen und konnten das dann lange nicht mehr tun. Der Sport bringt ja auch die soziale Komponente mit und schafft Verbindungen.“
In grünen Shirts sind mehrere Volunteers im Einsatz
Die Fans, die im Parkstadion dabei waren, mussten mehrere Voraussetzungen erfüllen. Dauerkarte oder Vereinsmitgliedschaft waren Grundvoraussetzung für den Erwerb eines Tagestickets. Dazu musste ein negativer Corona-Test vorgelegt oder der Nachweis einer kompletten Impfung erbracht werden. Auch von einer Corona-Infektion genesene Personen durften sich das Spiel ansehen.
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„Wir haben die Tageskassen noch etwas eher aufgemacht als angekündigt und wollten einfach gut vorbereitet sein“, sagt Thomas Kirschner, der sich vor dem Kassenbereich postiert hatte. In grünen Shirts waren mehrere Volunteers im Einsatz, um die ankommenden Zuschauer bereits einige Meter vor dem Kassenbereich nach Corona-Test, Mitgliedschaft oder Dauerkarte zu fragen. So vermied Schalke größere Menschenansammlungen vor dem Eingangsbereich.
Michael Zylka: „Die Stadion-Besuche haben mir schon gefehlt“
„Man merkt nach einem Jahr, in dem keine Fans bei Bundesliga-Begegnungen zugelassen waren und den vielen Monaten ohne Zuschauer bei unseren Regionalliga-Spielen, was einem fehlt“, stellt Thomas Kirschner fest. Dass sich auf Schalke in der Anhängerschaft eine Art Gleichgültigkeit breitmacht, kann der Fanbeauftragte nicht erkennen: „Ich glaube, es ist eher das Gegenteil. Die Leute haben wieder Lust auf Fußball.“
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Das gilt auch für den ehemaligen Schalke-Präsidenten Michael Zylka (70), der sich die U 23- und U 19-Partien regelmäßig ansieht – wenn es denn erlaubt ist. „Für mich war es fast körperlicher Schmerz, über einen so langen Zeitraum keine Spiele besuchen zu können. Ich komme im Jahr so auf 120 bis 130 Begegnungen. Die Stadion-Besuche haben mir schon gefehlt.“
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Michael Zylka musste für das Duell zwischen Schalkes Reserve und Münster keinen Riesenaufwand betreiben. „Ich zähle zu den Personen, die bereits zweimal geimpft sind und brauche deswegen keinen Corona-Test vorzulegen, sondern muss nur meine Kontaktdaten hinterlassen.“ Michael Zylka hatte sogar genau im Kopf, wann er zum letzten Mal bei einem unterklassigen Spiel im Stadion war: „Das ist sieben Monate und fünf Tage her. So schön Kontakte über soziale Netzwerke auch sein mögen: Es geht nichts über das Live-Erlebnis im Stadion.“