Freiburg. 0:4 beim SC Freiburg - das war ein böser Rückschlag für Schalke 04 im Kampf um ein bisschen Würde im Abstiegskampf. Der Abstieg naht.

Es gibt solche Wochenenden, da fasst eine Textzeile eines Fan-Songs die Gemütslage des großen FC Schalke 04 am besten zusammen. „Es kamen Stunden, graue Tage, das Königsblau war leicht verblasst“, heißt es im Lied „Zeig mir den Platz in der Kurve“.

Am Samstag holte sich Bundesliga-Schlusslicht Schalke eine so bittere wie verstörende 0:4 (0:2)-Demütigung beim SC Freiburg ab – die Stimmung war danach aber nicht mehr grau, sondern schon königsdunkel. Am Dienstag (20.30 Uhr/Sky) stünde der Abstieg fest, sollte Schalke bei Arminia Bielefeld verlieren. Dann könnte das endgültig sein, was noch vor wenigen Monaten kaum einer wahrhaben wollte: Schalke 04 – ein Zweitligist.

Einige Schalker schienen sich in Freiburg zu schonen

Schlechte Leistungen gab es viele in den vergangenen anderthalb Jahren. 20 Spiele von den vergangenen 45 verlor Schalke mit mindestens drei Toren Unterschied. 20 Niederlagen in einer Saison bedeuten Einstellung des Vereins-Negativrekords. Doch nicht einmal diese Zahlen waren in Freiburg das Erschütternde.

Auch interessant

„Das war einfach schlecht“, stammelte Torwart Ralf Fährmann nach einer unverschämten Leistung der Mannschaft. Während sich die Talente und langjährige Schalker wie Fährmann oder Sead Kolasinac wenigstens wehrten, schienen sich andere Spieler schon für zukünftige Aufgaben zu schonen. „Man kann in Freiburg verlieren, aber nicht in dieser Art und Weise“, sagte Trainer Dimitrios Grammozis. Das war noch freundlich formuliert.

Schalke unterliefen groteske Fehler

Engagiertes Pressing genügte den wilden Freiburgern, um sich ein Dutzend guter Torchancen herauszukombinieren und vier Tore durch Lucas Höler (7.), Roland Sallai (22./Foulelfmeter) und Christian Günter (50./74.) herauszuspielen. Die Schalker Fehler: grotesk. Da rutschte Benjamin Stambouli an einem harmlosen Befreiungsschlag vorbei (vor dem 0:1), foulte Klaas-Jan Huntelaar dumm seinen Gegenspieler (vor dem 0:2) oder verlor Suat Serdar den Ball im Spielaufbau, als wäre er kein Nationalspieler, sondern ein Rookie (vor dem 0:3).

Mehr News und Hintergründe zu Schalke 04:

Trainer Grammozis, seit sechs Wochen im Amt und vom neuen Sportvorstand Peter Knäbel mit einer Job-Garantie für die 2. Bundesliga ausgestattet, wirkte zum ersten Mal in seiner Amtszeit niedergeschlagen, fast schon ratlos. Er versuchte, sich so diplomatisch wie nur irgendwie möglich auszudrücken. „Das ist ein Rückschlag. So etwas passiert im Fußball. Trotzdem dürfen wir uns das nicht erlauben“, sagte er. Sky-Experte Dietmar Hamann stellte schon Grammozis für die kommende Saison infrage. Nach einer solchen Leistung logisch.

Grammozis könnte Konsequenzen ziehen und nur noch die Spieler einsetzen, die in der kommenden Saison wahrscheinlich oder definitiv weiter für Schalke spielen. Doch diesen Weg lehnte er unmittelbar nach dem Spiel ab. „Ich setze die Spieler ein, die sich am meisten einsetzen für den nächsten Spieltag und sich zeigen. Spieler, die den Verein so vertreten, wie es würdig ist für Schalke 04.“

Christian Streich: Ich werde Schalke vermissen

Es war Christian Streich, dem Erfolgstrainer des Dauer-Außenseiters aus dem Schwarzwald, vorbehalten, die Schalker an diesem grauen blassen Samstag aufzubauen. „Ich werde Schalke total vermissen. Das ist ein ganz großer Verein mit einer ganz großen Geschichte, den man gern hat, egal, was gerade für ein Theater ist. Es gibt so viele Fans von Schalke. Ich wünsche ihnen von Herzen, dass sie zurückkommen“, sagte Streich. Worte, die rührten.

Auch interessant

Schalke, und das zeigte sich Samstag einmal mehr, braucht dringend neue Ideen. Einige Ideen präsentiert Marketing-Experte Raphael Brinkert an diesem Montag, dem 19.04., um 19.04 Uhr. Brinkert stellt die „Zukunftself“ vor – eine Gruppe, die Ideen und Denkanstöße für die Vereinsbosse gesammelt hat und zur Diskussion stellt.

Und die Fans sind es, die aktuell am meisten Mut machen. So steht es auch im Lied: „Manch böser Tag zog schon ins Land, doch wir steh’n immer Hand in Hand.“