Leverkusen. Schalke 04 hat das nächste Bundesligaspiel verloren. Beim 1:2 in Leverkusen stimmte aber die Leistung über weite Strecken. Ärger vor dem Spiel.

Bayer Leverkusens Trainer Hannes Wolf konnte seine vom Ergebnis her gelungene Bundesliga-Rückkehr mit einem Satz zusammenfassen: “Wir waren extrem effektiv.” Die beiden Mittelstürmer Lucas Alario (26.) und Patrik Schick (72.) hatten seine Mannschaft zu einem knappen 2:1-Sieg über Schalke 04 geschossen, für die Gäste verkürzte Klaas-Jan Huntelaar in der 81. Minute.

Wolfs Trainer-Kollege, der Schalker Dimitrios Grammozis, musste hingegen ein Stück weiter ausholen, um diesen Nachmittag zu erklären, an dem sich auf Schalke mal wieder viel getan hatte. Grammozis war enttäuscht vom Ergebnis, aber überaus zufrieden mit der Art und Weise, wie sich seine Mannschaft in der BayArena präsentiert hatte. “Wir waren als Team auf dem Platz”, sagte der 42-Jährige. Und dieser Satz ließ sich vielleicht auch mit den Maßnahmen erklären, die er vor dem Spiel ergriffen hatte.

Schalke: William bekam interne Sperre

Grammozis hatte mit Shkodran Mustafi, dem Weltmeister von 2014, und Rechtsverteidiger William, der Leihgabe des VfL Wolfsburg, zwei Spieler aus dem Kader gestrichen, die sich zuletzt als Stammkraft bezeichnen durften. Bei William waren es disziplinarische Gründe: Der Brasilianer musste ein Spiel Buße tun, nachdem im Anschluss an die 0:3-Niederlage im vorangegangenen Spiel gegen Borussia Mönchengladbach eine Team-Sitzung verpasst hatte - William war in dem Spiel bereits nach 20 Minuten ausgewechselt worden. Am Donnerstag hatte Grammozis noch erklärt, die Sache sei für ihn erledigt, doch am Samstag fügte er hinzu, damit habe er sich vielleicht nicht klar genug ausgedrückt: “Intern war die Sache geklärt. Darin war beinhaltet, dass William nicht dabei ist bei diesem Spiel.” William hatte also eine interne Sperre für Leverkusen bekommen.

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Durch den Auftritt der Schalker Mannschaft in Leverkusen sah Grammozis seine Maßnahmen als gerechtfertigt an - und das durfte man getrost auch auf die Kader-Streichung von Mustafi beziehen. Bei dem Abwehrspieler hatte Schalke “sportliche Gründe” für das Fehlen angegeben - Mustafi hatte während der Länderspielpause im Training ganz offenbar nicht den Eindruck erweckt, als könne er Schalke in dieser Phase helfen. Auf WAZ-Nachfrage ging Grammozis nicht näher darauf ein, doch seine Antwort ließ auch so tief blicken: “Die Jungs, die heute gespielt haben, haben sich angeboten.” In der nächsten Woche könnten sich in der Vorbereitung auf das Spiel gegen Augsburg alle “wieder für den Kader empfehlen” - Mustafi und William werden dann mehr bringen müssen, um wieder dabei zu sein.

Denn so trist und traurig die Schalker Lage im Abstiegskampf angesichts von 13 Punkten auf den Relegationsplatz mittlerweile ist, so sehr war der Trainer doch mit dem Auftritt seiner auf vier Positionen neu formierten Mannschaft zufrieden. Mit Bundesliga-Debütant Mehmet Can Aydin (19) und Linksverteidiger Kerim Calhanoglu (18) standen zwei A-Jugendliche in der Startelf, mit Malick Thiaw (19) und dem zur zweiten Halbzeit eingewechselten Can Bozdogan (19) gab es zwei weitere Auszubildende im Team. Für diese Mannschaft hatte Grammozis ein Pauschal-Lob parat für “die Art und Weise, wie wir gefightet haben”. Auch wenn es vom Ergebnis gegen eine keineswegs überzeugende Leverkusener Mannschaft wieder nicht für Schalke gereicht hatte.

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Schalke: Huntelaar zeigt seine Qualität

Voran ging dabei freilich ein Oldie: Klaas-Jan Huntelaar zeigte mit seinen 37 Jahren, dass er nach seiner Rückkehr durchaus die Rolle eines Anführers hätte übernehmen können, wenn ihn nicht seine hartnäckige Wadenverletzung für Wochen außer Gefecht gesetzt hätte. Huntelaar hatte bei seinem Startelf-Comeback, bei dem er gleich die vollen 90 Minuten durchhielt, einige gute Szenen - er war der gewünschte Zielspieler im Angriff und nicht durch Zufall in der 81. Minute auch Schalkes Torschütze zum 1:2-Anschlusstreffer. “Klaas hat schon allein aufgrund seiner Präsenz ein positives Erlebnis mitgebracht, man sieht seine Ausstrahlung, und in der Box fühlt er sich heimisch - da braucht er nicht viele Chancen.” Sein Tor zum 1:2 nach starker Vorarbeit von Bozdogan war Zeugnis dessen, zuvor hatte der “Hunter” auch bereits ein Abseitstor erzielt, wobei hier der Video-Assistent aufklärend eingreifen musste.

In der Schlussphase durfte Schalke somit sogar auf einen Punkt hoffen, der so unverdient gar nicht gewesen wäre. Aber wie sagte Leverkusens Trainer Hannes Wolf nicht zu Unrecht: “Wir waren extrem effektiv.”