Wolfsburg/Gelsenkirchen. Ralf Rangnick kann sich vorstellen, Sportvorstand auf Schalke zu werden. Aber: Nur ein Aufsichtsrat war an Gesprächen beteiligt. Ein Kommentar

Auf eins ist beim FC Schalke 04 aktuell Verlass, und das nicht auf erfreuliche Art. Wer auch immer als Trainer an der Seitenlinie steht, ganz gleich, welche Strategie auf der Taktiktafel notiert war: Die Mannschaft schafft es Woche für Woche, böse zu enttäuschen. Das 0:5 in Wolfsburg reihte sich ein in die Serie schlimmer Blamagen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Schalke als schlechteste Mannschaft seit Einführung der Drei-Punkte-Regel im Jahr 1995 absteigt. Acht Punkte fehlen noch, um den SC Freiburg noch abzufangen. Indes: Es ist schwer vorstellbar, dass diese Mannschaft überhaupt noch ein Spiel gewinnt.

Umso wichtiger ist ein schneller, sinnvoller Neuaufbau. Die Zeit drängt – ein Etat für die 2. Bundesliga muss festgezurrt, Spieler ge- und verkauft, ja, der ganze Verein auf links gedreht werden. In Deutschland kann so etwas keiner besser als Ralf Rangnick – und auch wenn der 62-Jährige auf sportlich und finanziell attraktivere Offerten warten könnte, will er sich auf eine dritte Amtszeit auf Schalke einlassen; diesmal als Vorstand, nicht als Trainer. Der Grund: Er liebt Schalke. Profifußball kann manchmal auch einfach sein.

Schalke kann sich gerade keine persönlichen Eitelkeiten erlauben

Doch Rangnick stürzt Schalkes Aufsichtsrat in eine Zwickmühle. Die Verhandlungen führte er mit einer Gruppe aus Wirtschaft, Politik und Sponsoren – nur ein Mitglied des Aufsichtsrats war involviert. Die übrigen Mitglieder des Gremiums wurden während einer Sitzung düpiert und reagierten, menschlich verständlich, verärgert auf diesen vermeintlichen Vertrauensbruch.

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Doch persönliche Eitelkeiten kann sich der Klub gerade nicht erlauben. Die Zeit drängt. Rangnick ist frei, er könnte und will so schnell wie möglich anfangen, und er ist der Beste. Deshalb dürfte der Aufsichtsrat bei aller Wut gezwungen sein, mit Rangnick zu sprechen.

Macht er das aus Ärger über die Opposition nicht, bringt er einen Großteil der Fans gegen sich auf. Viele von ihnen reagierten begeistert. Eine Online-Petition für Rangnick hatte nach wenigen Stunden 20.000 Unterstützer. Bei dieser Euphorie registrierten viele Schalker die nächste peinliche Klatsche nur am Rand. Vereinsschädigend treten aktuell vor allem die Spieler auf.