Wolfsburg. Am 25. Spieltag verlor Schalke 04 zum elften Mal mit mindestens drei Toren Differenz – diesmal mit 0:5 in Wolfsburg.

Nun weiß auch der neue Trainer Dimitrios Grammozis, wie es sich in dieser Saison anfühlt, mit der Bundesliga-Mannschaft des FC Schalke 04 unterzugehen. Die Königsblauen unterlagen beim VfL Wolfsburg mit 0:5 (0:1) – und der Tabellendritte musste sich für diesen Kantersieg nicht einmal anstrengen. Die Saison bleibt für Schlusslicht Schalke ein Schrecken ohne Ende, die Minusrekorde werden immer bitterer: Es ist die elfte Niederlage in dieser Saison mit mindestens drei Toren Differenz. Von den vergangenen 41 Liga-Spielen hat Schalke nur eins gewonnen.

Grammozis hatte sein Team in ungewohnter Ruhe auf das Spiel vorbereiten können – im Zentrum der Diskussionen vor dem Spiel stand der Zoff im Aufsichtsrat um eine mögliche Verpflichtung von Ralf Rangnick als Sportvorstand. Grammozis änderte sein Team im Vergleich zum 0:0 gegen Mainz 05 auf zwei Positionen. Für Can Bozdogan und Matthew Hoppe rückten Amine Harit und Alessandro Schöpf ins Team. Taktisch veränderte er sein Team nur in Nuancen – statt 3-4-1-2 hieß es nun 3-4-2-1. Hieß: Die Defensive ließ er unverändert, in die Offensive baute er um.

Eigentor von Shkodran Mustafi: Schalke zunächst unglücklich

Vor dem Spiel hatte Grammozis angegeben, seiner Mannschaft schon zuzutrauen, den Tabellendritten zu ärgern – so wie Anfang Februar, als Schalke das DFB-Pokalspiel in Wolfsburg nur knapp und unverdient mit 0:1 verlor. Und dieses Vorhaben gelang: Wie schon gegen Mainz überzeugten die Schalker durch sehr bissiges Zweikampfverhalten und eine kompakte Abwehrreihe, die es dem Gegner sehr schwer machte. Der Champions-League-Anwärter Wolfsburg kam in der ersten Hälfte nur zu sechs Torschüssen und zwei Ecken – ein Verdienst der S04-Deckung, die Shkodran Mustafi liberoartig im Zentrum dirigierte. Mustafi grätschte, köpfte, schrie – und war dann am einzigen Höhepunkt in der ersten Hälfte beteiligt.

Geschlagen: Schalke Torwart Frederik Rönnow.
Geschlagen: Schalke Torwart Frederik Rönnow. © getty Images

In der 31. Minute spielte Wolfsburgs Kapitän Joshua Guilavogui einen Pass in Schalkes Strafraum. Innenverteidiger Malick Thiaw ging dazwischen, fälschte den Ball in Richtung Mustafi ab – und der köpfte ihn am verdutzten Torhüter Frederik Rönnow vorbei ins eigene Netz; ein Slapstick-Gegentor, bereits das vierte Eigentor in dieser Saison. In dieser wenig erfreulichen Statistik ist Schalke Bundesliga-Spitze. Der VfL freute sich über eine 1:0-Führung, für die er kaum etwas konnte.

Verdient war diese Führung. Die Wolfsburger kamen zwar nicht so häufig zum Abschluss, waren aber feldüberlegen und technisch stärker. Vor dem Tor hatten sie nur zwei Chancen, und auch da waren Schalker Abwehrbeine beteiligt. In der 13. Minute parierte Torwart Rönnow eine abgefälschte Flanke von Admir Mehmedi. Eine Minute später lenkte Thiaw mit der Fußspitze einen Schuss von Wout Weghorst zur Ecke.

Offensivspiel von Schalke 04 grauenvoll

Während die Abwehr solide verteidigte, war das Offensivspiel wieder einmal grauenvoll. Wenn die Schalker die Mittellinie überschritten, war der Ball sehr schnell weg. In der ersten Hälfte brachten sie nur 60 Prozent ihrer Pässe zu einem Mitspieler. Die Königsblauen erarbeiteten sich zwar zwei Ecken, aber in einem langweiligen Spiel bis zur Pause keine Torchance.

Nach der Pause kamen die Schalker zunächst zu einem Torschuss. Nach einer Ecke von Alessandro Schöpf köpfte Malick Thiaw drüber – keine Gefahr für Wolfsburgs Torwart Casteels. Zeigten die Schalker in dieser Szene noch, dass sie gewillt sind, den knappen Rückstand aufzuholen, so änderte sich dies nur zwei Minuten später.

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Im Mittelfeld rutschte ein Wolfsburger Pass unglücklich durch die Beine von Schalke-Kapitän Sead Kolasinac. Ridle Baku nutzte den sich nun bietenden Platz zu einem präzisen Pass auf Wout Weghorst – und Wolfsburgs Torjäger erhöhte auf 2:0. Das war die Vorentscheidung, und nun nahm das Spiel einen Verlauf wie so viele Spiele in dieser Saison: Die Schalker ließen den Kopf hängen, und der Gegner kam spielend leicht zu vielen Torchancen.

Schalke nach der Pause nicht einmal zweitligareif

Die Wolfsburger nutzten ihre Torchancen zu allem Schalker Unglück auch noch konsequent. In der 58. Minute verlor Mustafi, an diesem Tag Schalkes Unglücksrabe, im Spielaufbau am eigenen Strafraum den Ball. Torjäger Weghorst schloss diesmal nicht selbst ab, sondern spielte einen Querpass auf Baku – 3:0. Weghorst legte auch das vierte Tor vor. Diesmal stand Josip Brekalo ganz frei und verlud Torwart Rönnow, 64 Minuten waren da gespielt. Drei große Chancen, 4:0-Führung, minimaler Aufwand, maximaler Ertrag: Das war ein Spiel ganz nach dem Geschmack von Wolfsburgs Trainer Oliver Glasner. Erst nach dem vierten Treffer vergab der VfL auch mal Möglichkeiten gegen die Königsblauen, die nun die Verteidigungsarbeit einstellten – Schalke-Torwart Rönnow entschärfte mehrere Schüsse. In der 79. Minute war der Keeper aber noch einmal machtlos. Aus kurzer Distanz erhöhte Maximilian Philipp sogar auf 5:0. Die Leistung der Königsblauen in der zweiten Hälfte war nicht einmal zweitligareif, sondern nur noch zum Schämen.

Schalke-Trainer Grammozis hingegen machte seine erste Erfahrung, was es heißt, dieses Team trainieren zu müssen. Schalkes einzige große Chance hatte Wolfsburg-Leihgabe William, der in der 61. Minute mit einem platzierten Flachschuss an Casteels gescheitert war. Ein Tor fiel aber auch in diesem Spiel nicht. Lediglich zwei Treffer gelangen Schalke in den vergangenen acht Partien – noch so eine fast unfassbare Negativ-Statistik. Neun Spieltage müssen die Schalke-Fans noch durchhalten. Die Wahrscheinlichkeit, dass dann der Abstieg in die 2. Bundesliga steht, ist sehr hoch.