Gelsenkirchen. Eine neue Gruppe plant Schalkes Neuaufbau. Die Sensation: Ralf Rangnick hat ihr eine Zusage als Sportvorstand gegeben. Ein Kommentar

Welch ein Tag für den FC Schalke 04. Mitten in die größte Krise hinein kommt diese sensationelle Nachricht: Ralf Rangnick hat seine Bereitschaft erklärt, dem taumelnden Verein als Sportvorstand zu helfen. Sein Ja-Wort hat allerdings nicht der amtierende Aufsichtsrat eingeholt, sondern eine Gruppe einflussreicher und angesehener Schalker, die nicht länger zusehen wollte, wie ihr Verein vor die Wand gefahren wird.

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Wie stark diese Gruppe ist und wie klug sie vorging, ist auch daran zu erkennen, dass Ralf Rangnick nun Schalke 04 vorzieht, obwohl es auch Kontakte zum DFB gab, der bekanntlich einen Bundestrainer sucht. Rangnick, der als Entwickler in Hoffenheim und Leipzig exzellente Arbeit leistete, hat sich von den Schalkern überzeugen lassen, obwohl er diesmal nicht sofort wie bei seinen vorherigen Stationen das große Geld verdienen kann. Es reizt ihn tatsächlich die Größe der Aufgabe.

Mehrere neue Kandidaten für den Aufsichtsrat

Mehrere Kräfte aus der neuen Gruppe wollen sich für den Aufsichtsrat zur Wahl stellen, Neuwahlen stehen bei der Mitgliederversammlung am 13. Juni an. Die Kandidaten müssen aber vorher vom Wahlausschuss zugelassen werden und wollen deshalb noch nicht offen in Erscheinung treten. Einhelliger Tenor: „Es geht nicht um uns, sondern um Schalke.“

Die Gruppe sieht sich nicht als Opposition und ihr Vorpreschen nicht als Putsch-Versuch oder feindliche Übernahme. Sie hatte versucht, Kontakt zum Aufsichtsrats-Vorsitzenden Jens Buchta aufzunehmen, doch der rührte sich nicht. Bei Stefan Gesenhues, der dem Sportausschuss des Aufsichtsrates angehört, stießen die Neuen nicht auf taube Ohren. Er war mit Recht begeistert von der Idee, den früheren Schalker Trainer Ralf Rangnick nun als Sportchef zurückzuholen.

Der Aufsichtsrat ist überrumpelt worden

Es könnte keinen Besseren für Schalkes Neuaufbau geben als diesen Mann. Der Aufsichtsrat, zuletzt allenfalls als Absichtsrat in Erscheinung getreten, hat viel zu lange zugesehen, wie alles den Bach runterging. Der Rauswurf von fünf Verantwortlichen, darunter Sportvorstand Jochen Schneider und Trainer Christian Gross, war ein Akt der Verzweiflung.

Am Freitag ist der Aufsichtsrat überrascht, ja überrumpelt worden. Ralf Rangnick abzulehnen, das dürfte er sich wohl kaum trauen. Der eigene vorgesehene Kandidat, die Rede ist von RB Leipzigs Sportdirektor Markus Krösche, wäre zwar auch eine gute Wahl. Aber: Sie kommt erstens zu spät und wird zweitens durch die bessere Wahl übertroffen.

Wenn Rangnick unterschreibt, gibt es einen Ruck

Wenn Ralf Rangnick tatsächlich einen Vertrag auf Schalke unterschreibt, wird ein Ruck durch den Verein gehen, auch die große Anhängerschaft wird sich mitreißen lassen. Dann gibt es wieder Hoffnung darauf, dass der bevorstehende Abstieg nicht das Ende sein muss.

Es gibt für Jens Buchta und seine Vertrauten also nur noch zwei Möglichkeiten. Entweder, sie nehmen den Ball auf und lassen sich auf den Deal mit Ralf Rangnick ein, oder sie machen sofort den Weg frei und treten zurück. Sie werden es ohnehin nicht mehr verhindern können, dass neue Leute über Schalkes Zukunft mitbestimmen werden. Denn die haben ja schon damit begonnen.