Gelsenkirchen. 13 Spieler des FC Schalke 04 fehlten am Donnerstag im Training. Die Personalsorgen begleiten den Klub seit Jahren. Dafür gibt es mehrere Ursachen
Am 13. November 2018, Domenico Tedesco war noch Trainer, da titelte diese Zeitung über die Personalsituation des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04: „Der Humpel- und Malocherklub“. Zwei Jahre später spielten die Königsblauen unter David Wagner die schlechteste Rückrunde der Klub-Geschichte. „Wir hatten zu viele Verletzte. Ich kann’s auch nicht mehr hören – aber das ist die Geschichte“, sagte Wagner kürzlich im Sport-1-Gespräch. Nun ist wieder ein neuer Trainer da, und auch unter Christian Gross sind die Sorgen fulminant: 13 Spieler sind aktuell entweder verletzt oder nicht ganz fit. Schalke und die Verletzten – eine unendliche Geschichte.
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Schalke-Torwart Fährmann verletzte sich im Derby
Die aktuellen Personalsorgen haben mehrere Ursachen. Eine davon ist Pech. Verletzungen in Zweikämpfen können passieren. Torwart Ralf Fährmann rasselte im Derby gegen Borussia Dortmund (0:4) mit BVB-Stürmer Erling Haaland zusammen und brach sich eine Rippe. Am Mittwoch stürzte Nassim Boujellab unglücklich im Training und zog sich Verletzungen am Knie und im Sprunggelenk zu.
Auffällig ist aber zum Beispiel, dass drei der vier Winter-Zugänge wegen Muskelverletzungen angeschlagen sind oder gar ganz ausfallen: Sead Kolasinac und Shkodran Mustafi schmerzt der Oberschenkel, Klaas-Jan Huntelaar die Wade. Kolasinac und Mustafi, beide vom FC Arsenal gekommen, absolvieren aktuell nur individuelles Training abseits der Mannschaft. Ihr Einsatz im Spiel beim VfB Stuttgart (Samstag, 15.30 Uhr/Sky) ist fraglich. Huntelaar, zuvor bei Ajax Amsterdam Ergänzungsspieler, steht gar nicht auf dem Platz.
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Alle drei waren bei ihren Ex-Klubs nicht oder kaum zum Zug gekommen – die Verletzungen kommen deshalb wenig überraschend. Etwas, das Ex-Trainer Wagner so erklärte: „Wenn du finanziell so begrenzte Möglichkeiten hast, musst du Spieler holen, die wenig oder gar keine Praxis haben. Wenn die dann aber ohne Winterpause und ohne Vorbereitung direkt funktionieren müssen, dann kann es passieren, dass der Körper darauf nicht vorbereitet ist.“ Eigentlich hätten Kolasinac und Mustafi behutsam aufgebaut werden müssen – doch sie spielten direkt von Beginn an. Dieses Risiko ging Sportvorstand Jochen Schneider bewusst ein.
Leuthard einst "Schleifer" unter Ex-Schalke-Trainer Magath
Doch es gibt noch weitere Ursachen. Um die Anzahl der Verletzten zu reduzieren, hatte Schalke im Sommer 2020 die Athletiktrainer Bob Schoos und Klaus Luisser gefeuert – offiziell ohne Angabe von Gründen. Intern gab es mehrere Vorwürfe, vor allem die Arbeit während der Corona-Pause. Schalke kam deutlich weniger austrainiert zurück als die 17 Liga-Konkurrenten. Als neuen Chef verpflichtete Schneider Werner Leuthard. „Er hat bei allen Vereinen, bei denen er in der Vergangenheit unter Vertrag stand, hervorragende Arbeit geleistet“, lobte Schneider bei Leuthards Amtsantritt. Leuthard war einst der „Schleifer“ von Felix Magath in Stuttgart, Wolfsburg und München. Seine Methoden sind unter Profifußballern berüchtigt, sein Spitzname war auf vielen Stationen „General“. Leuthard war mal Oberleutnant bei der Bundeswehr.
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Die Schalker waren zu Beginn der Vorbereitung noch ganz angetan von Leuthard. „Der ist super – ein sehr intelligenter Mensch, der seinen Job sehr gut kennt“, sagte zum Beispiel Benjamin Stambouli in der Sommer-Vorbereitung. Doch die Begeisterung legte sich schnell: Offen darüber reden will niemand, hinter vorgehaltener Hand heißt es, Leuthard habe zu viel Mitspracherecht bei der Bewertung von Verletzungen. Die Trainingssteuerung sei zudem mindestens fragwürdig.
Schalke: Interne Kritik an Athletiktrainer Leuthard
Dass sich Suat Serdar zu Saisonbeginn zweimal innerhalb von vier Wochen am Oberschenkel verletzte, wird intern auch Leuthard angelastet. Gilt das auch für Huntelaars Verletzung? „Es handelt sich um ein Zusammenspiel zwischen Spieler, Ärzten, Physiotherapeuten und Athletiktrainern. Es ist schlichtweg nicht korrekt, einer einzelnen Person oder Abteilung hier die Schuld geben zu wollen“, sagte Schneider dieser Zeitung. Am Zusammenspiel hapert es auf Schalke eben nicht nur auf dem Platz.