Gelsenkirchen. Es könnte das vorerst letzte Derby zwischen Schalke und dem BVB sein. Doch wer setzt sich am Samstag (15:30 Uhr) durch? Eine Analyse.

Gelingt Schalke 04 eine Überraschung gegen den BVB?

Pro (von Andreas Ernst): Warum sollte Schalke 04 den BVB im Revierderby schlagen? Wer danach befragt wird und spontan antworten muss, dem würden nur Floskeln einfallen – zum Beispiel: Es gibt immer mal wieder Fußball-Wunder. Oder: Mit ein bisschen Matchglück ist alles möglich. Oder: Derbys haben ihre eigenen Gesetze.

Doch wer etwas länger Zeit hat, um darüber nachzudenken, findet tatsächlich auch sportliche Gründe, warum die Schalker nicht chancenlos sind. Es geht zunächst um die Kraft: Die Dortmunder hatten am Mittwochabend noch ein kraftraubendes Champions-League-Spiel in Sevilla samt anstrengender Reise – weniger als drei Tage später beginnt schon das Derby. Die Schalker konnten sich eine Woche lang ausruhen. Im Vergleich zur Hinrunde sind sie körperlich etwas besser in Form, haben zudem Kampf- und Kraft-Maschinen wie Sead Kolasinac und Shkodran Mustafi in der Startelf.

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Zudem haben sich die Schalker unter Trainer Christian Gross etwas stabilisiert. Im Jahr 2021 blieben die Königsblauen bereits zweimal ohne Gegentor – beim 4:0-Erfolg über die TSG Hoffenheim und zuletzt beim 0:0 bei Union Berlin. Im DFB-Pokalspiel beim Spitzenteam VfL Wolfsburg (0:1) entsprang das Gegentor einem sehr umstrittenen Elfmeter. Die Dortmunder sollten Schalke nicht unterschätzen – und ihre Schwäche gegen Teams aus dem unteren Drittel ist inzwischen ligaweit bekannt. Der BVB patzte in dieser Saison beim FC Augsburg (0:2) sowie gegen den 1. FC Köln (1:2) und Mainz 05 (1:1).

Schalke hat Qualität in seinem Kader

Personell ist die Schalker Mannschaft namhaft besetzt, Antreiber im Mittelfeld sind Nationalspieler Suat Serdar, dazu Amine Harit und Nabil Bentaleb – drei hochbegabte Techniker. Dass sie in der Lage sind, sich durch ein Mittelfeld zu kombinieren, zeigten sie in Ansätzen in Berlin. Sollte es dem Trio gelingen, auch mal aufs Tor zu schießen und den Ball nicht spätestens an der Strafraumgrenze behäbig zu verdribbeln, könnte es für den BVB ebenfalls gefährlich werden.

Denn eins ist ja sowieso klar: Derbys haben ihre eigenen Gesetze…

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Contra (von Marian Laske): Ach ja, der BVB, diese hochtalentierte Mannschaft schwankt rätselhaft durch diese Saison. Im Champions-League-Achtelfinale wirbelten die Dortmunder über den Rasen in Sevilla, gewannen 3:2, überzeugend, mitreißend. Erling Haaland, Jadon Sancho und Marco Reus verdeutlichten, was möglich ist, wenn sie den Platz für ihre rasanten Kombinationen erhalten.

Damit wären wir allerdings schon beim Revierderby. Denn auf Schalke wird die Borussia diesen Platz nicht bekommen. Zumindest werden die Königsblauen alles daransetzen. S04-Trainer Christian Gross würde sich vermutlich noch selbst ins Tor stellen, wenn er dürfte, um die schwarz-gelbe Offensive irgendwie zu bändigen. Das Problem: In der Vergangenheit hatte der BVB immer wieder große Probleme, wenn sich ein Gegner um den eigenen Sechzehnmeterraum verbarrikadierte. Und am Samstag?

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Diesmal werden die Dortmunder Lösungen finden, denn in einigen Spielen unter Trainer Edin Terzic haben sie schon bewiesen, dass sie dies prinzipiell können. Etwa beim 3:1 gegen den FC Augsburg in diesem Jahr, als die BVB-Profis nicht aufhörten, ihren destruktiven Gegner „zu stressen“, wie es Terzic ausdrückte. Die Schwarz-Gelben kombinierten, dribbelten, pressten – und entwickelten so eine Wucht, der Augsburg nicht gewachsen war.

BVB hat in Sevilla Selbstvertrauen gesammelt

Dies wird Terzics Elf auch auf Schalke gelingen, weil das Spiel in Sevilla allen im Verein den Glauben zurückgegeben hat, dass der eingeschlagene Weg zum Erfolg führen kann. Und weil die Profis langsam zu verstehen scheinen, dass in dieser Spielzeit noch etwas erreicht werden kann, wenn sie bereit sind, dafür alles zu tun. Hinzukommt, dass die Gelsenkirchener in den letzten Partien zwar etwas gefestigter auftraten, aber nicht die Qualität besitzen, um dies gegen Dortmund über 90 Minuten durchzuhalten.

Das heißt nicht, dass es keine Rückschläge mehr für die Borussia geben wird, aber am Samstag wird der BVB gewinnen.