Gelsenkirchen/Dortmund. Wird es das vorerst letzte Derby zwischen Schalke und Borussia Dortmund? Möglich, beide Klubs haben aber gerade größere Probleme. Ein Kommentar.
Am kommenden Samstag trifft Schalke 04 in der Fußball-Bundesliga auf Borussia Dortmund. S04 gegen BVB? Man fühlt sich wie ein hochbetagter Augenzeuge aus weit, weit zurückliegender Vergangenheit, wenn man sagt: Früher, in der Vor-Corona-Zeit, war mehr Derby. Dabei ist es gerade ein Jahr her, dass dieses Virus gewohntes Leben in Ketten gelegt hat.
Mehr News und Hintergründe zu Schalke 04:
- Schalke: Schneider stellte sich nach den Protesten den Fans
- Schalke: So unglücklich lief Kabaks Debüt beim FC Liverpool
- Schalkes Matthew Hoppe erhält Auszeichnung: Bester im Januar
- Angst geht um in Nantes – nur Schalke holte weniger Punkte
- Schalke-Interview: Was Kolasinac über Gross, Fans und den Abstieg denkt
Nicht nur Fußballfans kommt die Pandemie wie eine Ewigkeit vor. Sie sind inzwischen Spiele in seelen-, weil zuschauerlosen Stadien gewohnt. Wenn davor Schalke gegen den BVB gespielt hat, war die Stimmung stets aufgeladen: Es wurde getratscht, gefrotzelt, auch provoziert. Im Ruhrgebiet gönnte der eine dem anderen nicht das Schwarze unter dem Fingernagel.
BVB hat internationale, Schalke nationale Probleme
Auch interessant
Diese Vorfreude ist im Fußballwinter 2021 in keinem beider Lager spürbar, sie ist vertrieben durch zwei Ausnahmesituationen mit unterschiedlichen Auswirkungen: Dortmund steuert auf das Verpassen der Champions League zu, Schalke wird ohne ein sportliches Wunder in die Zweite Liga absteigen. Es ist absurd, dass das voraussichtlich letzte Revierderby auf Sicht in seiner Bedeutung geradezu untergeht, weil die Probleme beider Klubs in dieser Chaos-Woche den Unterhaltungswert eines Samstagabends voller Pott-Rivalität völlig unter sich begraben.
Für den BVB ist das Szenario nicht so bedrohlich wie für Schalke. Allerdings hat sich die Klubführung in Dortmund mit dem Trainerwechsel im Dezember verzockt. Ihre Entscheidung, den ewig zweifelnden Lucien Favre durch Edin Terzic zu ersetzen, hat weder auf dem Platz noch in der Tabelle Positives bewirkt. Dabei gehört die Teilnahme an der Königsklasse zum schwarz-gelben Selbstverständnis.
Auch interessant
In Gelsenkirchen geht es noch um viel mehr: um das weitere Bestehen des Vereins. Es würde nicht wundern, wenn nach diversen Trainern bald auch noch Sportvorstand Jochen Schneiden seinen Dienst quittieren müsste. Keinen sportlichen Misserfolg, keine Peinlichkeit bei der Außendarstellung hat Schalke ausgelassen.
Ein Derby zwischen Schalke und dem BVB würde fehlen
Die Menschen wünschen sich nichts mehr als eine baldige Rückkehr in ihre Normalität. Der Fußball spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Wenn Schalke wirklich in die Zweite Liga muss und man eines Tages im Ruhrgebiet merkt, dass das Derby gegen den BVB doch fehlt, sollten die Erinnerungen weiter zurückreichen als bis zum bevorstehenden Spiel.