Gelsenkirchen. Bei Schalke 04 wurde über finanzielle Hilfen des einstigen Aufsichtsratschefs Clemens Tönnies diskutiert. Keine Einstimmigkeit im Aufsichtsrat.

Es ließen sich am Donnerstag nicht viele Menschen finden, die über Clemens Tönnies so gesprochen haben, wie dies der langjährige Patron des FC Schalke 04 immer gerne vernommen hat. Einer davon war der ehemalige Bundesliga-Manager Reiner Calmund. Der sagte, Clemens Tönnies habe ihm kürzlich erst anvertraut, dass ihm ein “Zweizeiler” von der Schalker Vereinsführung mit der Bitte um Hilfe gereicht hätte, um Schalke für Verstärkung unter die Arme zu greifen. Was Calmund nicht sagte: In dem “Zweizeiler” hätte das Wort “Einstimmigkeit” zwingend auftauchen müssen.

Zwei Gegenstimmen zum Tönnies-Angebot im Aufsichtsrat

Denn genau das hatte Clemens Tönnies zur Bedingung gemacht, um Schalke neue Spieler für den Abstiegskampf in der Fußball-Bundesliga zu finanzieren: Der Aufsichtsrat des Vereins hätte sich einstimmig und ohne Widerrede dafür aussprechen müssen, sein Hilfsangebot anzunehmen. Schalke konnte diese Einstimmigkeit nicht liefern: Bei der Sitzung des Aufsichtsrates am späten Mittwochabend sprachen sich Ulrich Köllmann (62) und Heiner Tümmers (58) dafür aus, auf Tönnies’ Hilfe zu verzichten. Damit war das Thema vom Tisch. Schalke konnte gar keine Verhandlungen mit dem ehemaligen Vereinschef aufnehmen, in welchem Umfang finanzielle Unterstützung möglich gewesen wäre.

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Im Raum stand der Gedanke, über den diese Zeitung am Dienstagabend exklusiv berichtet hatte: Kein Darlehen von Tönnies, aber eine Ausweitung des bestehenden Sponsoring-Vertrages mit einer von Tönnies’ Tochterfirmen. Die wirtschaftlichen Bedingungen hätte der Vorstand noch mit Tönnies aushandeln müssen: Schalke erhoffte sich aus diesem Deal circa zwölf Millionen Euro.

Hätte der Aufsichtsrat, so wie von Tönnies zur Bedingung gemacht, einstimmig den Fleischfabrikanten um Hilfe gebeten, wäre es wohl dazu gekommen. Neun von elf Mitglieder des Gremiums waren dafür - eine Zustimmung von 81,8 Prozent. Normalerweise reicht eine solche Mehrheit von neun zu zwei Stimmen für den Abschluss allemal aus, aber eben nicht in dem Fall, in dem Einstimmigkeit verlangt wird. “CT” hatte für sein früheres Gremium eine hohe Hürde aufgebaut.

Warum die Aufsichtsräte Köllmann und Tümmers diese Hürde nicht überspringen wollten, war am Donnerstag aber nur ein Randthema auf Schalke. Köllmann ist Geschäftsführer der Emscher-Lippe-Energie GmbH (ELE). Er sitzt seit 2009 im Schalker Aufsichtsrat, seine Amtszeit läuft in diesem Jahr aus. Tümmers ist als Vertreter der Fans im Aufsichtsrat, sein Mandat gilt bis 2023. In der aktiven Fan-Szene werden die größten Tönnies-Gegner auf Schalke ausgemacht.

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Tönnies stellt Einstimmigkeit als Hürde auf

Viel mehr ging es um die Frage, warum Tönnies partout einen einstimmigen Beschluss für sein Hilfsangebot verlangte. Am Abend äußerte sich sein Nachfolger auf Schalke, der Jurist Jens Buchta, über die offiziellen Kanäle des Vereins. “Der Aufsichtsrat hat mit großer Mehrheit zugestimmt, das Angebot anzunehmen und in Gespräche einzutreten, allerdings nicht mit der von Clemens Tönnies verlangten Einstimmigkeit. Diese Einstimmigkeit war für ihn Voraussetzung für seine Unterstützung. Daher hat er sein Angebot zur Unterstützung zurückgezogen. Ich bedauere das. Wir müssen seine Entscheidung aber respektieren.” Buchta ergänzte, ebenso sei die Haltung derjenigen Aufsichtsräte zu respektieren, die ihre Zustimmung nicht gegeben haben. Diese hätten ausdrücklich erklärt, die Entscheidung der Mehrheit mitzutragen. “Leider”, sagte Buchta, “hat dies Clemens Tönnies nicht ausgereicht.”

Schalkes Rettungsplan zum Erhalt der Bundesliga hängt durch diese Entscheidung jetzt weiter in Schieflage. Der Klub braucht dringend neue Spieler für den Abstiegskampf, muss dafür nun aber eine andere Finanzierung finden. Ein Verkauf von Abwehrspieler Ozan Kabak könnte naheliegend sein. Es soll aber auch noch andere Möglichkeiten geben. “Der Verein befindet sich in einer sportlich und wirtschaftlich angespannten Situation”, so Buchta: “Der Vorstand ist weiter gefordert, geplante Maßnahmen sehr kurzfristig umzusetzen. Unsere Handlungsfähigkeit ist nicht eingeschränkt.”