Gelsenkirchen. Manuel Baum ist auf Schalke seit zehn Spielen ohne Sieg, die Wende fehlt: Dem Trainer wird keine Jobgarantie gegeben.

Nächte wie diese sind kurz und weitgehend schlaflos – auch auf Schalke. Der Donnerstag war noch nicht allzu viele Stunden alt, da schlossen sich die Bosse des Klubs schon zur ersten Krisensitzung des Tages zusammen. Auch sie waren „entsetzt“ über das, was sich am Vorabend in der Arena abgespielt hatte. Die Zerfallserscheinungen, die Schalkes Mannschaft bei der 0:2-Niederlage gegen den SC Freiburg gezeigt hatte, forderten ein Einschreiten geradezu heraus. Man könne sich ja nicht kampflos ergeben, sagte einer aus dem engsten Zirkel über den Überlebenskampf des Klubs in der Bundesliga.

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Wie vertrackt die Situation des Tabellenletzten ist, zeigt allein schon die Frage, wo der Handlungsbedarf am größten ist. Am schnellsten klären lässt sich dabei die Position des Sportvorstands: Der Aufsichtsrat hat sich noch nicht mit einer Abberufung von Jochen Schneider beschäftig. Was zum einen daran liegt, dass es dem 50-Jährigen weiter zugetraut wird, jetzt noch einmal mit personellen Maßnahmen auf den erschütternden sportlichen Zustand zu reagieren. Zum anderen hätte Schalke aber auch keine derzeit verfügbare Alternative zu Schneider – weder extern noch intern, wo Spekulationen um Peter Knäbel, den Leiter der Knappenschmiede, haltlos sind. Schneider ist auch gewillt, das Ruder herumzureißen: Rücktrittsgedanken hat er intern noch nicht geäußert.

Schalkes Trainer Manuel Baum gibt sich verbal noch kämpferisch

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Kämpferisch gab sich nach dem sportlichen Offenbarungseid gegen Freiburg auch Trainer Manuel Baum – zumindest verbal. „Man braucht in dieser Situation jemanden, der mit breiter Brust vorangeht, das werde ich auch weiterhin machen“, versprach Baum. Während des Spiels, nach dem Rückstand in der zweiten Halbzeit, hinterließ er allerdings einen Eindruck, den Beobachter eher schon als resignativ wahrgenommen haben. Das sonst so lautstarke Coaching des 41-Jährigen war in der Arena nicht mehr zu vernehmen. Baum wirkte fast erschrocken über das, was seine Mannschaft auf den Rasen brachte.

Der frühere Augsburger, der seinen Dienst am 30. September angetreten hatte, ist der erste Trainer in der Schalker Vereinsgeschichte, der von seinen ersten zehn Bundesligaspielen kein einziges gewinnen konnte (vier Unentschieden, sechs Niederlagen). Dass dies zuvorderst auf die Mannschaft zurückzuführen ist, ist allen Beteiligten klar. Eine Ansammlung von Profis, die größtenteils schon seit Jahren auf Schalke sind, ohne dass ein Trainer sie anleiten konnte, über einen längeren Zeitraum konstant guten Fußball zu spielen. Baum hat sich darüber zuletzt auch mit Huub Stevens ausgetauscht: Schalkes Jahrhunderttrainer, der diese Mannschaft im Frühjahr 2019 schon einmal vor dem Abstieg in die Zweite Liga bewahrte und der ein Mandat im Aufsichtsrat des Klubs besitzt.

Schalke 04: Gedankenspiele um Friedhelm Funkel

Die Frage, ob Stevens dieser Mannschaft noch einmal Beine machen könnte, stellt sich nicht: Der 67-Jährige hat angekündigt, nicht mehr auf die Trainerbank zurückkehren zu wollen. Aber auf Schalke wird schon diskutiert, ob nicht ein Trainer-Typ der Marke Zuchtmeister das besser aus den Spielern herausholen könnte, was diese nicht aus eigenem Antrieb liefern. Zumindest eine gestandene Trainerpersönlichkeit, eine Respektsperson in der Kabine. Der Name Friedhelm Funkel, wie Stevens 67 Jahre alt, ist nach Informationen dieser Redaktion ein Teil dieser Gedanken: Funkel, über Jahrzehnte gestählt im Abstiegskampf, wäre nach seinem Abschied vor knapp einem Jahr bei Fortuna Düsseldorf, mit dem er eigentlich seine Karriere beenden wollte, auch verfügbar. Aber nicht als einziger. Auch Armin Veh (59) oder Christian Gross (66) wären auf dem Trainer-Markt.

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Dass es solche Gedankenspiele gibt, bedeutet natürlich, dass Manuel Baum auf Schalke angezählt ist. Er selbst sagt, dass er eine Rückendeckung vor dem nächsten Heimspiel am Samstag (15.30 Uhr/ Sky) gegen Aufsteiger Arminia Bielefeld nicht brauche: „Als Trainer ist man total schlecht beraten, wenn man sich überhaupt mit dem Thema auseinandersetzt.“ Damit werde er sich nicht aufhalten, sein Austausch mit Jochen Schneider sei „sehr, sehr gut“. Baum betont: „Das Allerwichtigste ist, dass ich alles versuche, dass Schalke nächstes Jahr wieder in der Bundesliga spielt. Das wird auch weiterhin meine Aufgabe sein.“

Allerdings steht nach Informationen dieser Redaktion fest: Die Bosse des Vereins werden nicht dabei zuschauen, wenn Manuel Baum mit Schalke weiter in Richtung Zweite Liga stürzt. Dann würde man eher noch einmal die Reißleine ziehen. Eine Jobgarantie gibt es im Abstiegskampf nicht.