Gelsenkirchen. Mit 0:2 unterlag Schalke 04 dem SC Freiburg - nach einer sehr enttäuschenden Leistung. Trainer Manuel Baum verriet seine Spielidee.

Manuel Baum wirkte auch eine Stunde nach dem Abpfiff schockiert über das, was sich am Mittwochabend in der Arena abgespielt hatte. "Ich bin unfassbar enttäuscht", sagte der Trainer des Bundesliga-Schlusslichts FC Schalke 04 nach der verdienten 0:2 (0:0)-Niederlage gegen den Mitkonkurrenten SC Freiburg bei einer Pressekonferenz. Seit 28 Liga-Spielen ist Schalke nun sieglos - doch dieses Spiel war eins der schwächsten, ja, auch eins der enttäuschendsten. Warum? Weil es sich nach zuletzt ordentlichen Leistungen nicht abgezeichnet hatte, weil es zur Rhetorik der Vortage nicht passte. Schalke hatte dem Spiel eine monströse Bedeutung beigemessen. Nichts war davon zu sehen. "Über dieses Spiel werden wir deutliche Worte verlieren müssen", schimpfte Baum.

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Doch lag es auch ein wenig an Baums Taktik, dass das Spiel gegen die Freiburger so schief ging? Denn auch die Gäste spielten an diesem Tag nicht auf ihrem höchsten Niveau. "Wir haben gegen einen SC Freiburg verloren, der selbst nicht seinen besten Tag hatte", sagte der Trainer, dessen Plan es zunächst war, etwas vorsichtiger ins Spiel zu gehen, erst einmal ohne Gegentor zu bleiben, wie er nach dem Spiel verriet.

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"Wir hatten uns in der Defensive vorgenommen, gut zu stehen und über Umschaltmomente zu kommen", sagte er. Das sah auf dem Platz passiv und weniger leidenschaftlicher als sonst aus. "Wenn man sagt, dass man etwas tiefer stehen will und mit Mittelfeld-Pressing spielt, dann wirkt das immer etwas passiver, als wenn man direkt vorn draufgeht", erklärte Baum. Mit der Defensivarbeit seiner Mannschaft war Baum auch zufrieden: "Das ist uns ganz gut gelungen."

Schalke-Trainer Baum: "Wir wollten zu Umschaltmomenten kommen"

Baums Plan für die Offensive ging allerdings nicht auf. "Wir wollten zu Umschaltmomenten mit zwei ganz schnellen Flügelspielern gegen die Freiburger Dreierkette kommen. Deshalb haben Benito Raman und Rabbi Matondo außen gespielt. Wir wollten sie hinter die Freiburger Abwehrkette kriegen", sagte Baum über seine Spielidee. Warum das nicht gelang? "Wir haben damit gerechnet, dass uns die Freiburger ganz hoch anlaufen. Das haben sie aber nicht gemacht. Wir wollten die Tiefe nutzen, aber das ist uns nicht gelungen, weil wir in der vorderen Reihe keine Durchschlagskraft hatten. Wir haben es nicht geschafft, nach Balleroberungen mit Esprit und Wucht nach vorn zu spielen. Im letzten Drittel waren wir zu harmlos, da haben wir fast gar nichts zustande gebracht. Das hat sich durchs ganze Spiel gezogen", sagte Baum. Das führt er auch darauf zurück, dass aktuell kein klassischer Mittelstürmer im Kader gesund ist. Goncalo Paciencia (Knie-Operation) und Mark Uth (Gehirnerschütterung) fehlen verletzt, Ahmed Kutucu kam gegen Freiburg nach überstandener Corona-Erkrankung zu einem Kurzeinsatz. Der Alte ist er aber noch nicht.

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Noch mehr als die Schwächen in der Offensive störte Baum das vorentscheidende erste Gegentor zu Beginn der zweiten Hälfte. "In der Halbzeitpause hatten wir das Gefühl: Wir verteidigen gut, wir müssen offensiv dranbleiben und schauen, dass wir noch ein Tor machen. Aber dann steht es auf einmal aus dem Nichts 0:1", sagte Baum. In der 50. Minute traf Roland Sallai nach einer Flanke von Jonathan Schmid per Kopf. "Das Gegentor geht in der Art und Weise gar nicht. Wir haben einen Ballverlust, danach wechselt Freiburg die Seite. In dem Moment, in dem Schmid dort losläuft, steht unser Spieler direkt daneben. Doch der lässt ihn einfach laufen und trabt locker hinterher", erklärte Baum. Schmid hatte deshalb viel Ruhe, um seinen Mitspieler zu suchen. Sallai ließ später sogar noch das 0:2 (68.) folgen. Da war das Spiel aber schon so gut wie verloren. Sah auch Baum so: "Wenn du es nicht schaffst, vorn ein Tor zu schießen, musst du mit allem, was du hast, das eigene Tor verteidigen. Nach dem 0:1 ist bei uns aber nicht mehr allzu viel zusammengelaufen." Doch warum wechselte er erst nach dem 0:2, in der 70. Minute, erstmals? "Wir hatten bis dahin die Hoffnung und die Phantasie, dass unsere Spielidee mit den beiden extrem schnellen Flügelspielern aufgeht. Das ist uns aber nicht gelungen", erklärte Baum.

Schalke trifft am Samstag auf Arminia Bielefeld

Baum und die Profis wollten nach 334 Tagen endlich wieder einen Liga-Sieg feiern - doch nun ist die Lage noch trostloser geworden. Am Samstag kommt Arminia Bielefeld (15.30 Uhr/Sky). Für Schalke geht es nur noch um Schadensbegrenzung.