Gelsenkirchen. 1997 war für Schalke 04 nicht nur das Jahr des Uefa-Cup-Wunders. Peter Peters erinnert sich auch daran, wie die Arena ganz konkret geplant wurde.

Vermutlich würde ihm das heute nicht mehr passieren. Ein Empfang auf dem internationalen Fußball-Parkett mit ganz vielen hohen Herren von der Uefa, bei dem Peter Peters noch 23 Jahre später staunt und lacht: „Dass sie uns überhaupt reingelassen haben...“

Massimo Mariotti, der Präsident von Inter Mailand, hatte vor dem Uefa-Pokal-Finale gegen Schalke zum Bankett geladen – wichtig waren dem schwerreichen Geschäftsmann renommierte Gäste. Von Schalke waren nur zwei Teilnehmer erlaubt, es kamen Präsident Gerd Rehberg und der noch junge Geschäftsführer Peter Peters, die auf der internationalen Bühne noch nicht ganz so hoch dekoriert waren wie die vielen anderen Gäste. „Die“, sagt Peters noch heute über die Gastgeber aus Mailand, „haben uns überhaupt nicht ernstgenommen.“

Am Abend des 21. Mai 1997 war Schalke 04 dann Uefa-Pokalsieger.

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Hinter Schalke lag eine wahre Reise durchs Wunderland. Peter Peters erinnert sich nicht nur an die zwölf Spiele, die Schalke zum Europapokalsieger machten. Sondern auch an die Fans, die schon nach dem Viertelfinale in Valencia nachts vor der Geschäftsstelle campierten, um am nächsten Morgen überhaupt eine Chance auf ein Ticket für die nächste Runde zu haben. Und: Er erinnert sich an den Triumphzug am Tag nach der Rückkehr aus Mailand in den Autos von Ford Mohag durch die Stadt bis ins Parkstadion. Es hat geregnet, aber keinen hat’s gestört.

Später haben sie auf Schalke oft erzählt, dass dieses Wunder von Mailand der letzte Anstoß dafür war, jetzt auch wirklich ein neues Stadion zu bauen. Peters heute: „Jetzt ging es darum: Wie kriegen wir die Arena finanziert?“

Die Banken wollten zuerst nur ein kleineres Stadion finanzieren

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Schalke hatte mehrere Baustellen zu beackern, ein Knackpunkt war die Zuschauerkapazität des neuen Stadions. „Wir hatten mit einem Schnitt von 45.000 kalkuliert, aber das haben die Banken zunächst nicht akzeptiert“, erzählt Peters. Denn im Parkstadion war damals nicht jedes Spiel ausverkauft – die Banken trauten dem Braten nicht. Also entwickelte Schalke mit der Baufirma HBM einen Alternativplan für ein kleineres Stadion ohne Oberrang und mit einem Fassungsvermögen von 43.000 Plätzen. Das hätte sich noch gerechnet, fanden schließlich auch die Finanzexperten in einer Nachtsitzung.

Doch dann kam es plötzlich zu einem Gespräch, das den Wendepunkt markierte und die Weichen für die heutige Arena stellte. Peters erinnert sich: „Zwei Banker kamen auf mich zu und sagten: Wir können doch für so einen Verein wie Schalke nicht nur ein Stadion für 43.000 Leute bauen.“ Also wurde das abgesegnet, was heute auf dem Berger Feld steht: Eine Arena für 60.000 Menschen – 43.000 im Unterrang und 17.000 im Oberrang.

„Jetzt ging es darum: Wie kriegen wir die Arena finanziert?“ Peter Peters über Banken, Bürgschaft und Baugrundstück.
„Jetzt ging es darum: Wie kriegen wir die Arena finanziert?“ Peter Peters über Banken, Bürgschaft und Baugrundstück. © WAZ | Martin Möller

Baustelle Nummer zwei war die Bürgschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, mit der Schalke die Bank-Kredite für die Arena absichern musste: Die Schalker mussten persönlich in Düsseldorf vorsprechen, und dabei schadete es auch nicht, dass Rudi Assauer während der Sitzung geraucht hatte...

Nebenbei sei erwähnt, dass Schalke die Bürgschaft niemals in Anspruch nehmen musste und die Arena selbst bezahlt hat – so viel auch zur aktuellen Diskussion, ob ein Bundesligaverein eine Landesbürgschaft bekommen darf.

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Baustelle Nummer drei wirkt im Rückblick, nun ja, fast belustigend: Schalke brauchte ein Baugrundstück für die Arena und konnte sich mit der Stadt Gelsenkirchen zunächst nicht über das Gelände am Berger Feld einigen. Die Verhandlungen waren so festgefahren, dass Schalke sogar damit drohte, die Stadt Gelsenkirchen zu verlassen. Geprüft wurde ein Baugrundstück in Herten und, ganz verrückt, sogar der komplette Umzug des Vereins nach Düsseldorf, wo es zu dieser Zeit keinen Profifußball gab. „Das war eine Drohung“, schmunzelt Peters heute, „wir mussten uns ja irgendwie einigen...“ So ganz bierernst musste man das also nicht nehmen, aber die Stadt lenkte ein. Es ging bei dem Streit übrigens vor allem um genügend Eintrittskarten für die Stadt bei allen Veranstaltungen in der Arena...

Apropos Bier: 1997 stieg auch Veltins auf Schalke ein. Erst als Trikotsponsor, später im großen Stil in der Arena. Es lief ganz flüssig...