Gelsenkirchen. . Schalke hat auch beim 1:1 gegen Hoffenheim auf eine Riegeltaktik gesetzt. Wagner: „Das ist das einzige, was uns ein bisschen Erfolg verspricht.“

Den Fans des FC Schalke 04 war es in der Schlussphase sogar egal, dass das Spiel gegen die TSG Hoffenheim noch lief. Zu Langweilig, zäh und ereignislos war das Geschehen auf dem Rasen, am Ende hieß es 1:1 (1:0). Die Schalke-Fans konzentrierten sich schon auf das das folgende Spiel – das Derby bei Borussia Dortmund (Samstag, 15.30 Uhr/Sky). Doch so mutig die Fans ihre Sprechchöre auch brüllten – sie werden sich eingestehen müssen: In dieser Form wird es für Schalke schwer beim BVB.

Keine Hopp-Schmähungen auf Schalke

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Nicht nur kurz vor Schluss, auch beim Spielbeginn standen die Fans in der Nordkurve im Mittelpunkt. Die Frage: Gibt es eine Woche nach dem Eklat während des Hoffenheimer Spiels gegen Bayern München neue Drohungen gegen TSG-Mäzen Dietmar Hopp? Nein, die Kritik der Fans blieb im erlaubten Rahmen. In den Fokus geriet aber auch Schalkes Vereinsführung. Die Ultras zitierten die rassistische Äußerung von Aufsichtsratschef Clemens Tönnies („Dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen und sie hören auf, Kinder zu produzieren“) und verbanden sie mit einer Drohung, die der Schalke-Vorstands gegen die eigenen Fans ausgesprochen hatte, sollte es zu Schmähplakaten kommen („S04: Wir akzeptieren keinerlei Bagatellisierung“). Die Interpretation überließen sie den Plakatlesern.

Ohne Verzögerung ging es los. Schalkes Trainer David Wagner vertraute erneut der Riegeltaktik mit Fünfer-Abwehrkette – wie schon im DFB-Pokalspiel gegen Bayern München am Dienstag, das Schalke knapp mit 0:1 verlor. „Das ist das einzige, was uns ein bisschen Erfolg verspricht. Alles andere haben wir versucht, das können wir im Moment nicht. Das ist nichts, was ich mir gern eingestehe“, sagte Wagner. und schickte gleich ein Lob hinterher: „Die Jungs machen es richtig gut, wie sie den Gegner limitieren aus dem offenen Spiel.“

Den Gegner limitieren – das ist es, worum es Schalke aktuell nur noch geht. „Natürlich schaut das nicht so attraktiv aus wie im Herbst. Aber es ist der Situation geschuldet“, sagte Stürmer Guido Burgstaller. Er hat zwar immer noch kein Tor erzielt, ist aktuell aber unverzichtbar. So grätschen und ackern wie er kann niemand. Auf der Bank hockt Spielmacher Amine Harit, einer der besten Bundesligaspieler in der Hinrunde. „Wenn ich sagen würde, ich wäre glücklich – dann wäre das falsch“, sagte Harit nach dem Spiel ehrlich. Gute Technik und schön anzuschauende Dribblings sind aktuell nicht gefragt.

Schalke kam zumindest schwungvoll aus der Kabine

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Und 20 Minuten lang war das Spiel vor 58.324 Zuschauern nett anzuschauen. Die Schalker kamen schwungvoll aus der Kabine – und das lag vor allem an Mittelfeldspieler Weston McKennie. Ein Direktschuss von McKennie ging vorbei (4.), nach einer McKennie-Vorlage scheiterte Jonjoe Kenny an Hoffenheims Torwart Oliver Baumann (14.) und in der 20. Minute erzielte McKennie das 1:0.

Und es sah lange so aus, als könnten die Schalker diese knappe Führung ins Ziel retten. Denn die Gäste spielten sehr schwach. Nichts fiel ihnen ein, um die Schalker Deckung zu gefährden. Sie mussten auf Standardsituationen hoffen. Und die kamen auch. In der 66. Minute traf Benjamin Hübner – doch nach Absprache mit dem Video-Assistenten entschied Schiedsrichter Sven Jablonski auf Abseits. Drei Minuten später jubelte Hoffenheim erneut. Christoph Baumgartner hatte getroffen – und das Tor zählte.

Die Schalker kassierten in der Rückrunde bereits ihr fünftes Tor nach einer Standardsituation. „Dass wir Standards momentan nicht gut verteidigen, das tut weh“, sagte Wagner und ergänzte: „Es geht um Automatismen. Wenn du viele Personalwechsel hast, führt das nicht zu Sicherheit.“

Schalke hat nun die meisten Unentschieden

Es blieb beim 1:1, zum siebten Mal nacheinander konnte Schalke nicht gewinnen. Es war das zehnte Unentschieden – kein Bundesliga-Team hat die Punkte häufiger geteilt. Aber noch immer ist Schalke Sechster, da auch die Konkurrenten im Kampf um einen Europa-League-Platz regelmäßig patzen.

Sollte Schalke aber in Dortmund verlieren, könnte S04 vom Gejagten zum Verfolger werden. Von seiner defensiven Strategie wird Wagner nicht abweichen. „Wir haben keine andere Option“, sagte er. Im Training wird er sich auf gegnerische Standardsituationen konzentrieren. „Denn in Dortmund“, sagt Wagner, „werden wir einige verteidigen müssen“.