Gelsenkirchen. Schalkes Timo Becker kommt aus Buer und entstammt einer echten S04-Familie. Seine stolzen Eltern haben ausgerechnet das Bayern-Spiel verpasst.
Die Eltern von Timo Becker (22) sind so große Schalke-Fans, dass sie eigentlich bei jedem Heimspiel in der Arena sind – nur diesmal ist dummerweise etwas dazwischengekommen. Ein Urlaub auf Gran Canaria, „man konnte es ja nicht wissen“, schmunzelt der Sohnemann. In der Tat konnte man es nicht ahnen, dass dieser Timo Becker bei den Schalker Profis auf einmal in der Startelf stehen würde, ausgerechnet im Pokalfight gegen Bayern München. Eine schöne Geschichte für einen jungen Mann, den im Profifußball bisher noch kaum jemand kennt.
Wer also ist dieser Blondschopf mit der Rückennummer 31? Gestatten: Timo Becker aus Buer.
Wagner lobt: „Eine richtig gute Leistung von ihm“
Es ist davon auszugehen, dass seine Gegenspieler diesen Namen vorher noch nie gehört haben, wir haben aber Thomas Müller oder Serge Gnabry nicht extra dazu befragt. Timo Becker hat sich während des Spiels auch nicht besonders viel unterhalten, „ich kenne ja auch noch keinen persönlich, da ich noch ein Newcomer bin“. Der Verteidiger hat einfach seinen Job gemacht, und das wahrlich nicht schlecht. „Das war eine richtig gute Leistung von ihm“, lobt Trainer David Wagner, der Timo Becker im vergangenen November aus der Schalker U23 in den Profikader geholt hat. Das Spiel gegen Bayern war sein vierter Einsatz bei den Profis, nur einmal durfte er vorher schon von Beginn an spielen, beim 1:1 Anfang Februar gegen den SC Paderborn. Dass er mit dem Spiel gegen die Bayern nun eine ganz andere Welt kennengelernt hat, will der 22-Jährige so aber nicht bestätigen, auch Paderborn sei schon aufregend gewesen: „Für mich ist alles besser als das, was ich vorher gespielt habe – in der vierten Liga.“
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Von RW Essen nach Schalke: Und die Profi-Chance im Hinterkopf
Timo Becker, in Herten geboren und in Buer zu Hause, war im Sommer vom Regionalligisten Rot-Weiss Essen zurück nach Schalke gekommen; als Kind hatte er bereits in der königsblauen Jugend gespielt. Beim Nachbarn RWE war ihm die Lage nach dem abermaligen Trainerwechsel im Sommer zu unsicher geworden, außerdem wollte er seine eigenen Grenzen austesten: „Ich hatte für mich entschieden, dass ich mehr schaffen will, auch mehr kann, und jetzt hat man es gesehen“, sagte er nach dem Bayernspiel im Gespräch mit der WAZ. Eine mögliche Profi-Chance habe bei seinem Wechsel zur Schalker U23 schon eine Rolle gespielt: „Ich sag es mal so: Wenn man in die zweite Mannschaft von einem Profiklub geht, dann hat man immer ein kleines Stückchen Hoffnung, dass man irgendwann vielleicht mal oben im Training dabei ist. Aber dass das jetzt so extrem läuft, hätte ich nicht vorher gedacht.“
Bayern statt Bonn und Bergisch Gladbach – nicht übel.
Mit Schalke großgeworden: Zu Hause gab’s nie etwas anderes
Einen Profivertrag hat Timo Becker noch nicht, aber David Wagner zählt ihn seit November dazu – „er hilft uns in der momentanen Situation“. Gegen die Bayern rutschte er durch den Ausfall von Ozan Kabak in die Startelf, da Schalke es gegen diesen Gegner mit einer defensiven Dreierkette probieren wollte. „Wir haben an unserem Plan festgehalten, weil Timo es im Training wirklich ordentlich macht“, erklärte Wagner. Im Spiel war der Bursche aus Buer selbstredend „noch ein bisschen nervös“, aber letztlich hat ihm ein ganz simples Rezept geholfen: „Ich habe mir halt gesagt: Warum sollte ich Angst haben? Das sind auch nur Menschen.“ Die jetzt, wer weiß, vielleicht sogar seinen Namen kennen. „Bestimmt“, lächelt Timo Becker, „aber ob’s vorher auch so war, weiß ich nicht."
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Bayern statt Bonn – das Trikot vom Spiel bekommt bei ihm zu Hause auf jeden Fall einen Ehrenplatz, „das kommt in meine Vitrine.“ Denn bei den Beckers aus Buer wird Schalke richtig gelebt. „Ich bin als Schalker großgeworden“, erzählt Timo Becker mit deutlichem Genuss, „mein Vater war auf der Zeche, für uns gab’s nie was anderes als Schalke.“ Nur schade, dass die Eltern nicht dabei waren beim bisher größten Spiel ihres Sohnemanns, zumindest nicht live in der Arena. Aber zum Glück ist Gran Canaria ja nicht aus der Welt: „Sie haben es aus einer Kneipe geguckt.“