Gelsenkirchen. Für Schalke 04 ist im Viertelfinale des DFB-Pokals Endstation. Die Königsblauen zeigen sich verbessert, unterliegen Bayern München dennoch.
Der deutsche Fußball spielt gerade ein wenig verrückt - und so ist es schon eine Nachricht, dass das DFB-Pokal-Viertelfinalspiel zwischen Schalke 04 und Bayern München ohne Unterbrechung bis zum Abpfiff gespielt wurde. Für die Schalker endeten die Träume vom Einzug ins Endspiel. Sie kämpften zwar bis zur letzten Sekunde, verloren aber mit 0:1 (0:1).
Alle Befürchtungen, die Fans könnten nach den Drohungen der Vortage einen Spielabbruch provozieren, bewahrheiteten sich nicht. Es blieb bei zwei großen, kritischen Plakaten der Schalker Ultras, jeweils zu Beginn der Halbzeiten. Auf dem ersten Transparent kritisierten sie den DFB („Dementer Fußball-Bund: Zusage gegen Kollektivstrafen vergessen versucht ihr uns Fans mit Spielabbrüchen zu erpressen“), auf dem zweiten die eigene Vereinsführung („Die Medien schreien und Schalke spricht - nachgedacht wird wieder nicht! Sauber Vorstand!“). Unterbrochen wurde das Spiel nicht - es ging wirklich nur um Fußball.
David Wagner setzt auf Fünferkette
Schalke-Trainer David Wagner setzte vor 62.271 Zuschauern auf eine für ihn ungewöhnliche Taktik. In der Abwehr baute er auf eine Fünferkette, knapp davor postierte sich eine Mittelfeldreihe mit vier Spielern. Ganz allein in der Spitze: Guido Burgstaller. Kämpfer waren gefragt, nicht etwa Techniker wie Amine Harit und Sprinter wie Benito Raman. Die beiden hockten auf der Bank. Und das neben Alexander Nübel. Nach den Fan-Protesten gegen Nübel zuletzt im Bundesligaspiel in Köln (0:3) setzte Wagner auf Markus Schubert. „Die Ereignisse in den vergangenen Wochen lassen keine andere Entscheidung zu“, sagte Wagner.
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Doch so viel bekam Schubert erst einmal nicht zu tun. Die Schalker verriegelten den eigenen Strafraum wie selten zuvor in einem Heimspiel. In der ersten Halbzeit hatten sie nur 17 Prozent Ballbesitz. Dafür gewannen sie aber die Mehrzahl der Zweikämpfe. Und sie kamen gegen zu Beginn leichtsinnige Bayern zu Torabschlüssen. In der zwölften Minute traf Burgstaller die Latte (12.), in der 20. Minute traf der Österreicher sogar. Doch er stand hauchdünn im Abseits.
Weston McKennie bekommt Ball durch die Beine
30 Minuten lang hielten die Königsblauen problemlos das Unentschieden - doch dann zogen die Bayern das Tempo an. Musste Markus Schubert in der Anfangsphase nur einen Direktschuss von Philippe Coutinho parieren (22.), hatte er danach mehr zu tun. In der 38. Minute wurde er vom eigenen Abwehrchef geprüft. Jean-Clair Todibo köpfte aufs eigene Tor - Schubert lenkte den Ball mit Bravour zur Ecke. Zwei Minuten später war Schubert aber geschlagen. Im Anschluss an die sechste Münchener Ecke köpfte Guido Burgstaller den Ball aus dem Strafraum, aber direkt auf Joshua Kimmich. Der Nationalspieler schoss den Ball durch die Beine von Weston McKennie ins lange Eck - 1:0 für den FC Bayern.
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Trotz des Rückstandes blieb Wagner in der zweiten Hälfte zunächst bei seiner defensiven Strategie. Auch die Bayern ließen es gemächlich angehen - und so blieb eine Slapstick-Szene von Thomas Müller lange der einzige Höhepunkt. Müller wollte eine Ecke kurz ausführen und schoss den Ball direkt ins Tor-Aus - so etwas ist ihm in seiner langen Karriere wohl noch nie passiert.
Erst in der 62. Minute nahm das Spiel wieder Fahrt auf - Coutinho schlenzte den Ball an die Latte des Schalker Tores. Unmittelbar danach wurde Wagner dann mutiger. Er brachte Stürmer Raman. Und der hatte nur wenige Sekunden nach seiner Einwechslung die große Ausgleichschance. Nach einer Flanke des flinken Matondo scheiterte er aber an Torwart Manuel Neuer.
So richtig glanzvoll wie zuletzt in der Bundesliga in Hoffenheim (6:0) und in der Champions League beim FC Chelsea (3:0) war der Auftritt der Bayern nicht. Sie drängten nicht auf die Vorentscheidung, sondern ließen die Schalker bis zum Schluss auf den Ausgleich hoffen. Eine Chance erarbeiteten sich die Königsblauen nicht mehr. Es blieb bei der 0:1-Niederlage, an einem überraschend unspektakulären Abend.
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