Gelsenkirchen. Schalke enttäuschte beim 1:1 gegen Paderborn. Wagner machte die Verletztenmisere verantwortlich, doch das ist nur die halbe Wahrheit.

Pfiffe hallten durch die Arena, als Schiedsrichter Felix Brych das Spiel zwischen Schalke 04 und dem SC Paderborn am Samstagnachmittag beendete. Nach schwacher Leistung reichte es für Königsblau gegen den Tabellenletzten nur zu einem 1:1 (0:0). Dabei präsentierten sich die Schalker über weite Strecken ideenlos und anfällig bei den zahlreichen Gegenstößen der Ostwestfalen.

Auch interessant

Es war nicht das erste Mal, dass Schalke Probleme gegen vermeintlich kleine Gegner hatte. Schon in den Heimspielen gegen Fortuna Düsseldorf (3:3) und den 1. FC Köln (1:1) wurden wertvolle Zähler liegengelassen, die im Kampf um die internationalen Plätze entscheidend sein könnten. Auf diese Tendenz angesprochen, reagierte Trainer David Wagner angesäuert: „Das ist an den Haaren herbeigezogen“, sagte er nach Schlusspfiff.

Ozan Kabak vergrößert Schalkes Lazarett

Man wisse, dass man Probleme hat, machte der 48-Jährige klar: „Das kann man nicht totschweigen.“ Auf der Suche nach der Ursache für die schwache Vorstellung verwies Wagner aber vehement auf die Verletzungsmisere seines Teams.

Gegen die Ostwestfalen fehlten fünf potenzielle Stammspieler: Benjamin Stambouli, Salif Sane, Jonjoe Kenny, Daniel Caligiuri und Suat Serdar. Zu allem Überfluss vergrößert nun auch Ozan Kabak das königsblaue Lazarett. Der Innenverteidiger musste mit einer Muskelverletzung im Oberschenkel ausgewechselt werden. Eine MRT-Untersuchung im Laufe dieses Montags wird Aufschluss über die Ausfalldauer geben. Eine lange Zwangspause des zuletzt so starken Türken wäre ein harter Schlag für die Schalker, weshalb sich auch Wagner besorgt äußerte: „Wenn Ozan runtergeht, kann man davon ausgehen, dass es ihm nicht gutgeht.“

Wie sehr der Schuh in der Defensive schon jetzt drückt, zeigt die Aufstellung von U23-Verteidiger Timo Becker. Der Ex-Essener bekam den Vorzug vor Juan Miranda und durfte auf der rechten Abwehrseite sein Startelfdebüt in der Bundesliga feiern. Dass auch der 22-Jährige kurz vor Schluss angeschlagen ausgewechselt werden musste, ist fast symptomatisch.

Suat Serdar fehlt dem Spiel von Schalke 04

Die personellen Probleme, die Wagner mehrmals beklagt hatte, lassen sich nicht von der Hand weisen. Die enttäuschende Leistung einzig darauf zu schieben, ist allerdings zu einfach. Natürlich steckte den Schalkern auch das anstrengende Pokal-Viertelfinalspiel über 120 Minuten gegen Hertha BSC noch in den Knochen (3:2). Zur Wahrheit gehört aber auch, dass das Offensivspiel seit Wochen zu ausrechenbar ist. Schalke verlässt sich fast ausschließlich auf die Qualitäten von Benito Raman, Amine Harit und Suat Serdar. Agieren sie unauffällig oder fallen sie aus, hakt es.

Auch interessant

Mit Knöchelproblemen fehlte der deutsche Nationalspieler Serdar gegen Paderborn zum wiederholten Mal. Und zum wiederholten Mal blieb Schalke blass. Seit seinem Wechsel aus Mainz 2018 verpasste Serdar zwölf Bundesligaspiele. Nur eine Begegnung konnte S04 davon gewinnen (5:2 gegen den 1. FC Nürnberg im November 2018). Die gute Nachricht: Beim Spiel gegen seinen Ex-Klub am Sonntag in Mainz wird Serdar mit großer Wahrscheinlichkeit wieder einsatzfähig sein.

Offensiv fehlen Schalke aktuell die Alternativen

In Abwesenheit des Mittelfeldantreibers brachte gegen den Aufsteiger erst Joker Ahmed Kutucu Schwung ins Spiel. Nach seiner Hereinnahme war der gebürtige Gelsenkirchener ein Unruheherd und schoss sein Team nach gut einer Stunde in Führung. Dass Schalke in dem 19-Jährigen trotzdem (noch) keinen Leistungsträger sehen darf, zeigte das Pokalspiel gegen Hertha, bei dem Kutucu in der Startelf stand und ungefährlich blieb. „Er ist selbstkritisch genug, um zu sehen, dass es am Dienstag nicht sein Spiel war“, weiß sein Trainer. „Der Junge braucht Zeit. Man muss ihn sich in Ruhe entwickeln lassen.“

Außer Kutucu fehlen Schalke im Spiel nach vorn aktuell die Alternativen. Rabbi Matondo ist derzeit außen vor. Gleiches gilt für Guido Burgstaller, der in der Rückrunde erst eine Minute ran durfte. Deshalb ist Winter-Zugang Michael Gregoritsch gesetzt, obwohl er am Samstag erneut zu den schwächsten Akteuren in Blau und Weiß gehörte.

Auch dies alles gehört zur königsblauen Wahrheit, die man „nicht totschweigen“ sollte, um es mit den Worten von Wagner zu formulieren. Der Trainer verspricht für das kommende Wochenende aber Lösungen zu suchen und zu finden.