Essen. Clemens Tönnies ist zurück als Aufsichtsrats-Vorsitzender bei Schalke 04. Mit der Süddeutschen Zeitung sprach er über rassistische Äußerungen.
Das klubeigene Internet-Fernsehen war nicht das einzige Medium, bei dem sich Clemens Tönnies am Donnerstag zu seiner Rückkehr als Aufsichtsrats-Vorsitzender des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 geäußert hat. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung (Freitagausgabe) äußerte sich der 63-Jährige ebenfalls zu seiner selbst auferlegten dreimonatigen Sperre infolge des Rassismus-Skandals am 1. August beim Tag des Handwerks in Paderborn. Kernbotschaft des Unternehmers: „Ich bin, wie ich bin – ein Menschenfreund.“
So habe er sich während mehrerer Reisen auf dem afrikanischen Kontinent gegeben, „immer in Dörfern und auf dem Land, immer nah an den Menschen.“ Tönnies rechtfertigte sich für seine menschenrechtfeindliche Aussage gegenüber einer ganzen Bevölkerungsgruppe: „Es war eine Aussage, die unüberlegt und dumm war“, erklärte er. „Glauben Sie mir: Ich wache seit drei Monaten nachts auf und denke über diesen Satz nach. Afrika und die Menschen in Afrika liegen mir unglaublich am Herzen, dieser traumhafte Kontinent, dessen Entwicklung ich sehe und dessen Schönheiten ich zum Teil schon aus den Siebzigerjahren kenne.“
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Tönnies fühlt breite Unterstützung im Verein
Wenn sich Tönnies nun wieder seinen Aufgaben bei Schalke widmet, rechnet er mit breiter Zustimmung: „Ich weiß, dass es viele gibt, die sich darüber freuen werden, wenn ich wiederkomme, die mir – gar nicht unkritisch – zur Seite gestanden haben, die mir aber auch gesagt haben: ,Aber du musst jetzt weitermachen‘. Ich glaube, dass das eine große Anzahl ist, der überwiegende Teil derer, die im Stadion sind.“
Dass seine Aussagen aber auch viel Kritik erzeugt haben, ist dem Inhaber eines Schlachtereibetriebes aber auch bewusst: „Ich weiß, dass ich nicht jedermanns Freund bin.“
Tönnies spricht von Leidenszeit vor dem Fernseher
Tönnies räumt ein, dass die Bemerkung, in Afrika würden jährlich 20 neue Kraftwerke dabei helfen, dass „die dann dort aufhören, die Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn’s dunkel ist, wenn wir die nämlich elektrifizieren, Kinder zu produzieren“, völlig daneben war. „Natürlich wollte ich damit niemanden verletzen. Deswegen kann ich bei denen, die sich seelisch verletzt oder betroffen fühlten, die ich beleidigt habe, nur um Entschuldigung bitten.“
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Die letzten drei Monate seien dem Schalke-Boss allerdings „unendlich schwergefallen. Es war nicht schön, das Trikot anzuziehen und mich vor den Fernseher zu setzen. Letzte Saison lief bei uns alles schief, und ich war immer dabei – jetzt war ich zu Hause, und wir haben Fußball gespielt, wie Schalke ihn liebt.“ Er sei auch der Versuchung widerstanden, das Pokalspiel der Schalke in Bielefeld, 23 Kilometer von seinem Zuhause in Rheda-Wiedenbrück entfernt, zu besuchen: „Leute haben gesagt: Komm vorbei, du kannst aus der Loge zuschauen, sieht doch keiner… Aber ich wollte konsequent sein.“
Aussprache mit Gerald Asamoah
Einer, der sich von Tönnies besonders beleidigt fühlte und ihn kritisierte, ist Gerald Asamoah. Der aus Ghana stammende Ex-Nationalspieler war selbst ein Königsblauer, ist noch eng mit dem Klub verbandelt. „Er hat sich aufgeregt, mit Recht“, sagt Tönnies. „Wir haben uns ausgesprochen, und ich habe ihm gesagt: Das ist nun mal passiert, es tut mir leid. Wir haben eine lange und tiefe Freundschaft, und jetzt sind wir dabei, wieder ein normales Verhältnis zu entwickeln. Ich habe das Gefühl, dass nichts mehr zwischen uns steht. (ab)