Gelsenkirchen. Schalkes Aufsichtsratschef nimmt bei Schalke TV nach seiner verbalen Entgleisung Stellung. Die Wucht der Reaktionen hat ihn erschlagen
Nach Ablauf seiner dreimonatigen Sperre als Aufsichtsratsvorsitzender hat Schalke 04 auf seiner Homepage ein Interview mit Clemens Tönnies (63) veröffentlicht. Im Gespräch mit Moderator Matthias Killing verrät Tönnies gleich zu Beginn, warum er jetzt Bartträger ist: Der 63-Jährige ist vor wenigen Tagen Opa geworden. „Diese Modeerscheinung habe ich jetzt mal mitgemacht. Ich finde es gut, meine Familie hat gemischte Gefühle“, so Tönnies. Gemischte Gefühle hatte auch Tönnies selbst im vergangenen Vierteljahr. Im Interview äußert sich der Fleischfabrikant über seine Auszeit und blickt nach vorne. Wir fassen die wichtigsten Passagen zusammen.
Tönnies über seine drei Monate ohne Schalke: „Es war eine harte Zeit
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Clemens Tönnies über seine drei Monate ohne Schalke: „Es war eine harte Zeit. Ich hätte es nicht erwartet, dass ich wirklich ein Stück weit leide, nicht dabei zu sein, mich in eine angeordnete Abstinenz zu bewegen, draußen zu sein. Das hat mir schon viele Gedanken gebracht über das, was ich gesagt habe, insgesamt. Wie ich es eigentlich gemeint habe. Und wie es insgesamt aufgenommen wurde. Ich habe es ganz bestimmt nicht böse gemeint. Ich habe es nicht beleidigend oder verletzend gemeint. Deswegen bin ich sofort angetreten und habe ich mich entschuldigt. Und tue das jetzt nochmal. Ich bin nicht jemand, der trennt, sondern jemand, der vereint.
„Ich war von der Wucht der Reaktionen total erschlagen"
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Clemens Tönnies über die Reaktionen: „Ich war von der Wucht der Reaktionen total erschlagen. Ich habe einen Fehler gemacht, ja. Ich stehe für diesen Fehler ein. Ich habe wahnsinnig viele Gespräche geführt mit unterschiedlichsten Menschen, habe mich, habe das Thema hinterfragt. Ich bin sehr häufig in Afrika gewesen, kenne die Menschen, bin mit meinem Auto 12.500 Kilometer gefahren, habe immer draußen geschlafen. Ich sehe uns alle in Europa in der Pflicht, etwas für Afrika zu tun. Das habe ich auch damit gemeint. Die Gespräche haben mich auch nachdenklich gemacht, haben mir aber auch etwas gegeben."
Clemens Tönnies über Kritik und Rückhalt: "Ich habe sehr viel Rückhalt von bekannten Leuten bekommen. Viele haben gesagt: Was hast du dir dabei gedacht? Wenn ich es dann erklärt habe, dann sind mir viele gefolgt. Ich habe mit verantwortlichen Leuten aus der Politik gesprochen, weil ich ganz einfach der nicht bin. Ich bin derjenige, der bei jeder Anti-Rassismus-Kampagne mit als allererstes das Plakat hochhält und sagt: Das darf auf Schalke keinen Einzug haben. Wir müssen uns in der Gesellschaft viel mehr gegen Rassismus und Diskriminierung stellen. Ich bin auch gerne, wenn gewollt, eines der Gesichter und stehe in erster Linie, in erster Reihe. Weil ich sage, das brauchen wir im Jahr 2019 – oder bald 2020 – nicht mehr."
Clemens Tönnies über seine Rückkehr:
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Ich habe das Gefühl, dass sich alle freuen, dass ich wieder komme. Die ganz wichtigen Entscheidungen aus dem Frühjahr, darüber freue ich mich. Die Entscheidungen haben gegriffen. Ich freue mich über jeden Sieg. Ich freue mich insbesondere für unseren Trainer, für Michael Reschke und Jochen Schneider, das gesamte Trainerteam, ich freue mich über den Erfolg.
Clemens Tönnies über das Schauen der Schalke-Spiele vor dem heimischen TV: „Ich ziehe mir immer ein Trikot an. Ich kam ins Wohnzimmer zum Derby. Da sagt meine Frau: Mit Fußballschuhen kommst du mir nicht aufs Sofa. Ich hatte mir auch Stulpen angezogen, da kann man sich drüber totlachen.“
Clemens Tönnies über seinen nächsten Spielbesuch: „Ich bin sehr, sehr eingebunden geschäftlich. Wir stellen in Asien etwas auf die Beine, haben europaweite Aktivitäten. Ich weiß noch nicht, wann der erste Aufschlag ist. Ich kann es noch nicht sagen. Lieber heute als morgen.“ Tönnies schließt: „Ich sehe die Riesenchance, wenn wir jetzt zusammenhalten, dass wir eine positive Entwicklung nehmen. Das kann nicht einer alleine. Das ist auch nicht Clemens Tönnies alleine. Ich glaube, dass wir eine gute Chance haben, etwas zu erreichen. Ich möchte da gerne mit anfassen mit allen und Schalke weiter nach vorne bringen.“