Gelsenkirchen. Schalkes Aufsichtsratschef meldet sich mit einem leisen Auftritt im vereinseigenen Sender zu Wort. Das steht ihm gut zu Gesicht. Ein Kommentar.
Clemens Tönnies hat sich zurückgemeldet. Nach seiner dreimonatigen Auszeit hat er sich in einem zwölf Minuten währenden Interview mit dem vereinseigenen Sender zu erklären versucht. Es war ein ambivalenter Auftritt. Tönnies hat sich noch einmal entschuldigt. Ganz allgemein bei denen, die sich durch seine Äußerung bei einer Veranstaltung des Handwerktages in Paderborn verletzt gefühlt haben. Das ist gut so.
Tönnies war es wichtig, darauf hinzuweisen, dass er der erste sei, der „bei einer Anti-Rassismus-Demonstration in der ersten Reihe das Banner“ hochhalte, er sei ein Freund Afrikas. Rassismus dürfe im Jahr 2019 keine Rolle mehr spielen.
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Das alles sind richtige Worte. Schalke-TV präsentierte einen leisen, nachdenklich wirkenden Tönnies. Das stand ihm gut zu Gesicht. Besser als der laute, der sich in der Bierzeltatmosphäre des Handwerkstages zur populistischen Bemerkung über Afrikaner hat hinreißen lassen, die ungeachtet dessen, was er vielleicht hat sagen wollen, nicht als missverständlich, sondern nur als rassistisch einzuordnen war.
Die Frage bleibt: Ist ein Mensch nach einer rassistischen Äußerung gleich durch und durch Rassist? Ist er deshalb lebenslang zu ächten? In Zeiten der Twitter-Justiz mag das so scheinen, aber jeder Mensch hat nach einem Fehler (auch nach einem sehr großen) die Möglichkeit zur Einsicht verdient.
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Der Auftritt war deshalb ambivalent, weil Tönnies sich im vereinseigenen – und peinlich-unkritischen Format – erklärt hat, er aber nur von einem Fehler sprach, den er begangen habe. Die Selbsterkenntnis nach der selbst verordneten, auch im Nachhinein zu kurz erscheinenden Auszeit, dass er in Paderborn etwas sehr Dummes von sich gegeben hat, wollte er auf Schalke-TV öffentlich nicht eingestehen. Vielleicht wäre das aber der eine Satz, mit dem alle das Thema abschließen könnten.