Gelsenkirchen. Schalke 04 hat im Derby gegen den BVB eine starke Leistung gezeigt. Es haperte allerdings am Abschluss - nicht zum ersten Mal in dieser Saison.
Als Schiedsrichter Felix Brych das Revierderby zwischen dem FC Schalke 04 und Borussia Dortmund beendete, war es etwa eine Minute lang ungewöhnlich leise in der Arena. Nach 90 hart umkämpften Revierderby-Minuten benötigten Spieler, Trainer und Fans einen stillen Moment des Durchschnaufens. Erst danach gab es Applaus - für ein Spiel mit harten Zweikämpfen, vielen Chancen, umstrittenen Szenen. Nur eins fehlte: Tore. Das Derby endete 0:0.
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Glücklich war dieses Ergebnis nur für den selbsternannten Titelanwärter aus Dortmund, der erneut über weite Strecken enttäuschte. „0:0 - am Ende können wir das akzeptieren. Vorher war das sicherlich anders“, sagte der umstrittene BVB-Trainer Lucien Favre während der Pressekonferenz nach dem Spiel. Neben Favre hockte Schalke-Trainer David Wagner. Er lauschte den Worten und antwortete dann etwas enttäuscht: „Bei uns ist es andersrum. Vor dem Spiel hätten wir gedacht: Ein Unentschieden ist okay. Nach dem Spiel: Nein.“
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Zweifelsohne hatte der BVB die besseren Individualisten auf dem Platz. Und in der Beinschuss-Statistik erarbeiteten sich die Schwarzgelben schnell einen uneinholbaren Derby-Vorsprung. Aber mannschaftstaktisch ließ der BVB vieles vermissen - vor allem Geschlossenheit. Bei den Schalkern war dies genau umgekehrt. Es standen zwar mehr Kämpfer als Techniker in der Startelf - aber die hielten sich exakt an Wagners Vorgaben.
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70 Minuten lang spielten die Schalker ein beinahe perfektes Derby. Sie brachten den BVB mit sehr mutigem Pressing nicht nur einmal aus dem Rhythmus. Selbst Favre musste das anerkennen: „Das war ein sehr schweres Spiel für uns, vor allem in der ersten Halbzeit. Da hat Schalke mit intensiven Läufen aggressiv gepresst.“ Auch die entscheidenden Zweikämpfe gingen fast komplett an die Königsblauen. Einer zeichnete sich besonders aus: Mittelfeldspieler Omar Mascarell grätschte jeden Dortmunder Offensivspieler mindestens einmal ab.
Schalke-Stürmer Rabbi Matondo vergibt große Chancen
Doch eins passte an Schalkes Leistung nicht: die Chancenauswertung. Möglichkeiten gab es genug. Salif Sané traf im Anschluss an eine Ecke per Kopf die Latte (28.), drei Minuten später schoss Nationalspieler Suat Serdar den Ball an den Innenpfosten. Und zweimal lief Rabbi Matondo vor 61.873 Zuschauern allein aufs Tor zu (44./67.), scheiterte aber jeweils an BVB-Torwart Marwin Hitz. Matondo war die unglücklichste Figur der Königsblauen. „Der Junge ist 19 Jahre alt. Er muss sich noch entwickeln. Wie wir alle“, sagte Wagner. „Wir haben gut gespielt - aber im Fußball geht es darum, Tore zu schießen. Das ist unser Problem momentan“, fügte Mascarell hinzu.
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Aus dem Spiel heraus gelang den Schalker kein Torerfolg. Gern hätten sie deshalb in der 59. Minute einen Elfmeter zugesprochen bekommen. Im Strafraum war Thorgan Hazard der Ball gegen den Unterarm gesprungen. Schiedsrichter Brych schaute sich die Szene aber nicht einmal am TV-Bildschirm an. S04-Teammanager Sascha Riether konnte das nicht nachvollziehen: „Auch die Dortmund-Spieler waren überrascht, dass kein Elfmeter gepfiffen wurde.“ Video-Schiedsrichter Günther Perl hatte Brych aber mitgeteilt, dass er nichts überprüfen müsse. Pech für Schalke.
Schalke-Torwart Nübel: "Wir waren besser"
Erst ab der 70. Minute ließen Schalkes Kräfte nach. „Die letzte Viertelstunde haben wir abgegeben“, gestand Wagner. Favre ergänzte: „Es war klar, dass Schalke dieses Tempo nicht durchspielen kann. Wir haben dann Fußball gespielt.“ Doch der BVB erarbeitete sich nur drei Chancen - alle vergab Jadon Sancho (3./53./77.).
Es blieb beim 0:0. Zu wenig für Schalke? „Klar kann man das Spiel gewinnen, wir waren besser. Es ist schade, aber wir sind nicht enttäuscht“, sagte Kapitän Alexander Nübel. So sahen das wohl alle S04-Fans im Stadion. Auch wenn sie zunächst zwei Minuten des Durchschnaufens benötigten, um das Derby zu verarbeiten.