Gelsenkirchen. 0:0 endete das Revierderby zwischen Schalke und Borussia Dortmund. Über diesen Punkt freuten sich nur die Dortmunder.
Es gab harte Zweikämpfe, viele Torchancen, einige umstrittene Szenen - aber keine Tore! Das 155. Pflichtspielderby zwischen Schalke 04 und Borussia Dortmund endete 0:0. Für die Schalker ist das ärgerlich - sie hinterließen den besseren Eindruck, hatten die größeren Chancen, trafen aber nicht. Beim BVB dürften nach einer über weite Strecken durchwachsenen Leistungen die Diskussionen um den umstrittenen Trainer Lucien Favre nicht verstummen.
Favre baut das BVB-Team um
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Schalke-Trainer David Wagner war vor dem Anpfiff in einer luxuriösen Situation. Lediglich Weston McKennie musste passen. Er wechselte seine Anfangsformation nur auf einer Position: Nationalspieler Suat Serdar kehrte für Alessandro Schöpf zurück. Wagner formierte sein Team im 4-4-2-System mit einer Raute im Mittelfeld. Favre änderte sein Team im Vergleich zur 0:2-Niederlage bei Inter Mailand am Mittwoch fünfmal. Marwin Hitz vertrat den erkrankten Torwart Roman Bürki. Aus Leistungsgründen flogen Julian Brandt, Nico Schulz, Manuel Akanji und Thorgan Hazard aus der Startelf. Kapitän Marco Reus, Lukasz Piszczek, Raphael Guerreiro und auch Mario Götze spielten.
Spiel ohne Abtastphase
Abtasten? Nicht im Derby! Schon nach drei Minuten kam der Dortmunder Jadon Sancho nach einer Vorarbeit von Guerreiro am Schalker Strafraum frei zum Schuss - Schalke-Torwart Alexander Nübel parierte den Ball mit einer Hand. Doch vom BVB blieb das für lange Zeit der einzige gefährliche Abschluss.
Schalke mit größerem Kampf
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Zweifelsohne hatte der BVB die besseren Individualisten auf dem Platz. Diese können den Ball ganz herrlich behandeln, und immerhin in der Beinschuss-Statistik erspielten sie sich schnell einen uneinholbaren Derby-Vorsprung. Aber mannschaftstaktisch zog die Borussia nur selten komplett an einem Strang. Am Pressing zum Beispiel beteiligten sich nicht alle BVB-Profis mit derselben Intensität. Bei den Schalkern war dies genau umgekehrt. Es standen mehr Kämpfer als Techniker in der Startelf - aber die hielten sich exakt an Wagners Vorgaben.
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Auf dem Platz sah das nach Sanchos Chance so aus: Die Dortmunder spielten sich hübsch den Ball zu, leisteten sich dann aber entweder einen Fehlpass oder wurden von vehementen und engagierten Schalkern abgegrätscht. Es gab wohl keinen BVB-Offensivspieler, den zum Beispiel Schalkes Mittelfeld-Maschine Omar Mascarell nicht entscheidend störte - und damit nervte.
Schalke hinterließ den aggressiveren, pfiffigeren Eindruck, fand aber nur sehr selten den Weg über die Strafraumgrenze des Gegners hinaus. Und das war das große Problem. Schalke schloss die Angriffe lange nur mit ungefährlichen Schüssen aus der Distanz ab (Rabbi Matondo/9., Mascarell/10., Suat Serdar/19.).
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Erst eine Standardsituation brachte den Königsblauen die erste Riesenchance. Nach der vierten Ecke von Bastian Oczipka stieg Salif Sané am höchsten und köpfte den Ball an die Unterkante der Latte (28.). Drei Minuten später hatte Serdar eine noch größere Chance. Nach einem Sancho-Fehler im Spielaufbau kam er im Strafraum frei zum Schuss, traf aber nur den Innenpfosten. Der schnelle Matondo stand in der 35. Minute frei vor BVB-Torwart Hitz, zögerte aber zu lange. Und eine Minute vor der Pause lief Matondo erneut frei auf Hitz zu - und schoss diesen erneut an. Schiedsrichter Brych entschied auf Abseits. Eine umstrittene Entscheidung.
Es blieb beim 0:0 zur Pause - für den BVB war dies die beste Nachricht. Von den königsblauen Fans unter den 61.873 Zuschauern in der ausverkauften Arena gab es Szenenapplaus. Nur noch ein Tor fehlte an diesem für Schalke bis dahin wunderbaren Nachmittag. Der BVB schien nur noch auf eine Helden-Aktion eines hochbezahlten Offensivspielers zu hoffen.
Diskussion um ein Handspiel
Doch zunächst änderte sich das Spiel in der zweiten Hälfte nicht. In der 47. Minute schlug Oczipka erneut eine Ecke in den Strafraum, Guido Burgstaller erwischte den Ball - doch der Ball wurde kurz vor der Torlinie gerettet. Zwei Minuten später lief Matondo zum dritten Mal allein auf Hitz zu, scheiterte erneut - doch wieder pfiff Brych Abseits. In der 59. Minute stand der Schiedsrichter erneut im Mittelpunkt. Im Strafraum war Thorgan Hazard der Ball an den Unterarm gesprungen, alle Königsblauen forderten einen Handelfmeter, vor allem Teammanager Sascha Riether diskutierte vehement an der Seitenlinie. Brych sah sich die Szene aber nicht einmal am TV-Bildschirm an. Umstritten! Schalke arbeitete weiter an der Führung - und der schnelle Matondo hatte sie in der 67. Minute wieder auf dem Fuß. Scheiterte aber wieder. Matondo blieb die unglücklichste Figur in Schalkes Spiel.
Wenig zu sehen vom BVB
Und der BVB? Bis auf einen Schlenzer von Sancho in der 53. Minute, der am Tor vorbeiflog, kam wenig vom selbsternannten Titelaspiranten. Und das einzige, was lange leuchtete, waren Pyrofackeln der Ultras. Wo war Marco Reus? Wo war Achraf Hakimi? Wo war der eingewechselte Thorgan Hazard?
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Erst als das Spiel in die Schlussphase bekam der BVB ein wenig mehr Platz. Die Schalker waren 70 Minuten ein irres Derby-Tempo gegangen, hätten längst führen müssen, sie hatten bis auf die Chancenauswertung nichts falsch gemacht - und nun wackelten sie auf einmal. Die Grätschen saßen nicht mehr punktgenau, jeder Schritt schmerzte nun. Und Schalkes Abwehrspieler gingen im Kampf um den Ball nun ins Risiko. Salif Sané zum Beispiel, der in der 84. Minute Marco Reus abräumte und Gelb sah.
Doch bei allem Kampf: klare Chancen gab es nicht mehr. Es blieb beim 0:0.