Abwehrspieler Benjamin Stambouli hat sich beim FC Schalke 04 im Gegensatz zu vielen anderen teuren Spielern wie Konoplyanka, Coke, Embolo durchgesetzt.
Preisfrage: Wer bekommt noch die sieben Spieler zusammen, die Christian Heidel in seiner ersten Transferperiode im Sommer 2016 nach Schalke geholt hat?
Damals kamen Naldo und Coke, Baba, Embolo und Konoplyanka – sie alle haben Schalke aus unterschiedlichen Gründen schon längst wieder verlassen. Nabil Bentaleb gehörte ebenfalls dazu, er steht auf dem Abstellgleis. Nur einer von diesen, nun ja, glorreichen Sieben ist auf Schalke immer noch gefragt: Der Franzose Benjamin Stambouli, ebenfalls im Sommer 2016 von Christian Heidel verpflichtet.
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Benjamin Stambouli ist der Gegenentwurf zu all den anderen Spieler-Einkäufen aus der damaligen Zeit, die ja auch einen Neuanfang markieren sollte. Inzwischen kommt der 29-Jährige auf stattliche 100 Pflichtspiele für Schalke 04 – das 3:0 zuletzt gegen Hertha BSC Berlin war seine Jubiläumspartie. Als Stambouli davon gewahr wurde, sagte er: „Das macht mich sehr stolz. 100 Pflichtspiele zeigen, dass ich mich hier auf Schalke wohlfühle.“
Der Franzose hat, das kann man guten Gewissens behaupten, vom ersten Tag an alles dafür getan, um sich hier einzuleben. Schon nach einem Jahr gab er seine Interviews auf Deutsch – inzwischen beherrscht er die für ihn fremde Sprache so, als wäre er damit aufgewachsen. Größer waren zunächst seine sportlichen Eingewöhnungs-Probleme: In seiner ersten Saison 2016/17 unter dem Trainer Markus Weinzierl hätte man kaum gedacht, dass Stambouli einmal auf 100 Pflichtspiele für Schalke kommen würde.
Große Freude über den neuen Fußball auf Schalke
„Ich habe am Anfang Zeit gebraucht, um mich zu adaptieren“, gibt er zu: „Danach habe ich mich immer ein bisschen verbessert.“ Wenn er jetzt über Schalke spricht, dann redet er wie über sein Zuhause: „Ich habe mich immer mehr identifiziert mit diesem Verein. Jetzt kann ich sagen: Ich bin glücklich und froh hier. Und ich bin auch zufrieden mit meiner Leistung. Ich hoffe, dass wir noch viel Erfolg haben werden.“
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Der Neuanfang unter Trainer David Wagner ist aus seiner Sicht geglückt. „Leider haben wir das erste Spiel in Mönchengladbach nicht gewonnen, aber wir haben dabei eine gute Leistung gezeigt“, resümiert er: „Das zweite Spiel gegen Bayern war schwer, aber der Sieg gegen Berlin zeigt, dass wir auf einem guten Weg sind. Wir fühlen, dass wir einen mutigeren Fußball spielen.“ Diese Einschätzung macht Schalkes Vize-Kapitän an einem Beispiel fest – und dabei merkt man ihm die große Freude an, dass Schalke nun spielerische Lösungen sucht, um den Ball mit Überzahl-Situationen nach vorne zu tragen: „Es ist geil, wenn wir Dreiecke machen können, und nicht nur den Ball nach vorne schlagen – das ist immer gut.“
Stambouli, der unter David Wagner bislang meistens in der Abwehr eingesetzt wurde, ist ein Innenverteidiger, der diese spielerischen Lösungen bevorzugt – er ist nicht der Typ, der vom Rustikalen kommt. Dass er als Abwehrspieler Tempo-Defizite hat, ist ihm bewusst, aber er hat damit leben gelernt. „Wenn du nicht so schnell bist, musst du mit Gehirn spielen“, sagt er und lacht. „Ich versuche immer, die Situation zu antizipieren.“ Und damit vorher am Ball zu sein als der Gegenspieler – in dieser Saison klappt das bisher vorzüglich. Als er beim Spiel gegen Hertha BSC einmal an der Mittellinie auf diese Weise dem erfahrenen Angreifer Vedad Ibisevic den Wind aus den Segeln nahm, bekam er von den Fans Szenenapplaus. Das zeigt, dass man seine Art auf Schalke inzwischen schätzt. Und Stambouli genießt diese Unterstützung, er schwärmt: „Ja, das ist geil.“
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Drei Jahre ist der Franzose, der zuvor bei Paris Saint-Germain spielte und 8,5 Millionen Euro Ablöse gekostet hat, jetzt in Deutschland. Im Sommer 2016 galt er unter all’ den Embolos und Bentalebs eher als Ergänzung – jetzt ist er der einzige, der eine Zukunft auf Schalke hat. Dass sein Vertrag nach dieser Saison ausläuft, muss da nichts heißen – Stambouli wirkt nicht wie einer, den es wieder fort zieht. „Ich fühle mich sehr gut auf Schalke. Jeder weiß: Ich mag diesen Verein, ich bin gerne da.“
Der Vertrag läuft aus – und dann?
Das allerdings muss als Bekenntnis für den Moment reichen, über eine Vertragsverlängerung will der 29-Jährige noch nicht reden: „Ich konzentriere mich nur auf das, was jetzt passiert“, sagt er: „Und jetzt bin ich jede Minute voll da.“