Gelsenkirchen. Nach dem 3:0 gegen Hertha BSC ist die Stimmung bei den Königsblauen wieder intakt. Die Situation auf dem Transfermarkt bleibt spannend.
Es waren nicht nur drei, vier Schritte, die David Wagner auf den Platz ging, um mal eben kurz ins Publikum zu winken – das wäre ihm für seine wichtige Geste zu wenig gewesen. Schalkes Trainer schritt nach dem Spiel gegen Hertha BSC Berlin beinahe eine kleine Stadionrunde ab, denn er hatte etwas auf dem Herzen, das er den Zuschauern in der Arena zeigen wollte: Ein Dankeschön.
Schalke hatte mit dem 3:0 gegen Hertha BSC Berlin den ersten Saisonsieg errungen, und für David Wagner war dies ein Gemeinschaftserfolg. „Die Jungs werden es alleine nicht schaffen“, hatte er vorher gespürt. „Wir brauchen die Arena, die Stimmung und die Energie, und die wurde geliefert.“ Deswegen schritt er nach dem Abpfiff, als die Spieler vor der Nordkurve auf dem Boden kauerten, die übrigen drei Tribünen der Arena ab, und tat seinen Teil des Dienstes. Als er später danach gefragt wurde, erklärte der 47-Jährige: „Ich denke, das gebührt der Respekt. Wenn man so unterstützt wird wie wir, dann darf man sich auch mal drei Minuten Zeit nehmen, um jedem kurz zu applaudieren.“
Wenn man so will, kann man daraus ableiten: Wagner weiß, dass Schalke auch bei den kleinen, eher unscheinbaren Details in diesem Jahr sehr vieles wird richtig machen müssen, um eine gute Saison zu spielen, und da gehören die Fans ebenso dazu wie die Spieler. Die hatten sich den 3:0-Erfolg gegen Hertha BSC redlich verdient, wenngleich ihnen auch hier etwas Hilfe zuteil wurde: Die ersten beiden Treffer waren Eigentore der Berliner Abwehrspieler Niklas Stark (38.) und Karim Rekik (48.). Schalkes Verteidiger Benjamin Stambouli ließ sich aber auch da den – zutreffenden – Einwand nicht nehmen: „Wir haben das provoziert.“ Erst das 3:0 durch Jonjoe Kenny in der 85. Minute war ohne Wenn und Aber das erste von einem Schalker Spieler erzielte Tor in dieser Bundesliga-Saison.
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Jonjoe Kenny ist ein englischer U21-Nationalspieler, den Schalke für weniger als eine Million Euro Gebühr für ein Jahr vom FC Everton ausgeliehen hat – bisher schlägt sich der Außenverteidiger mehr als gut. Schalke hatte in diesem Fall Glück und einen guten Instinkt auf dem Transfermarkt, um den in Deutschland bis dahin unbekannten Spieler nach Gelsenkirchen zu holen. Der erst am Freitag verpflichtete Spanier Juan Miranda, eine Leihgabe des FC Barcelona, könnte den gleichen Weg beschreiten, und an diesem Montag will Schalke nach Möglichkeit auch noch einen zusätzlichen Stürmer unter Vertrag nehmen. Ob Nabil Bentaleb im Gegenzug am letzten Tag des Transferfensters noch nach Bremen wechselt, wird sich ebenfalls erst final entscheiden – am Wochenende zeigten sich die Schalker Bosse in diesem Fall eher zurückhaltend skeptisch. So oder so: Auch hier steht jede Menge Detailarbeit vor dem Erfolg, den Schalke in dieser Saison anstrebt.
Vier Punkte nach drei Spielen
Bisher lässt sich festhalten: Nach drei Bundesligaspielen und einem vorab als eher schwierig eingestuften Startprogramm mit Spielen in Mönchengladbach (0:0), gegen Bayern (0:3) und nun diesem 3:0 gegen Hertha bewegt sich Schalke mit vier Punkten in einem Bereich, der am oberen Rand der Erwartungen liegt. „Der Sieg zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, urteilt Benjamin Stambouli: „Als Mannschaft fühlen wir, dass wir einen mutigeren Fußball spielen.“ Auf jeden Fall wurde eine Serie beendet, die Schalke als Altlast aus der vergangenen Saison noch mit in die neue geschleppt hatte: Es war der erste Heimsieg in der Bundesliga seit dem 20. Januar.
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David Wagner wusste um diese Last nach neun sieglosen Heimspielen, er hatte das vorher aber bewusst nicht groß angesprochen. Nach dem Sieg blickte er jedoch auch in die Gesichter der Fans und sagte: „Man hat gemerkt, wie die Leute sich danach gesehnt haben“ – nach einem Bundesliga-Heimsieg nach mehr als sieben Monaten.
Wieder ein Detail, das einer guten Saison für Schalke 04 nun nicht mehr im Weg stehen soll.