Gelsenkirchen. Schalke besiegte Hertha BSC vollauf verdient mit 3:0. Am dritten Spieltag gab es den ersten Sieg - und die Stimmung in der Arena war erleichtert.

Das Spiel war noch nicht ganz beendet, es liefen die letzten Minuten, da fassten die Fans in der Nordkurve den Stand der Dinge aus ihrer Sicht schon mal mit einem lautstarken Gesang zusammen: “Der S04 ist wieder da” - so dröhnte es in großer Phonstärke durch die Arena. Der erste Saisonsieg in der Bundesliga, dieses vollauf verdiente 3:0 gegen Hertha BSC, gab nicht nur den Zuschauern die Zuversicht, dass die ganz trüben Zeiten bei Schalke 04 nun wieder beendet sind. “Heute hat man das Schalke gesehen, das man kennt”, sagte auch Guido Burgstaller - und großen Widerspruch musste der Mittelstürmer für diese Einschätzung nicht fürchten.

Erster Bundesliga-Heimsieg für Schalke seit sieben Monaten

Die Stimmung in der Arena war ausgelassen und erleichtert zugleich, schließlich war es der erste Bundesliga-Heimsieg für Schalke seit mehr als sieben Monaten. Damals hatte es im kalten Winter ein 2:1 gegen den VfL Wolfsburg gegeben, nun ist der Sommer fast vorbei, und es gab dieses 3:0 gegen Berlin zu bejubeln. Dass die merklich schwache Hertha mit zwei Eigentoren durch Niklas Stark (38.) und Karim Rekik (48.) den erfolgreichen Schalker Weg auch noch freundlich begleitete, störte niemanden. Und der Schlusspunkt durch das erste Bundesliga-Tor von Schalkes englischem Neuzugang Jonjoe Kenny in der 85. Minute war sowieso allererste Sahne. Doch der Reihe nach.

Schalke brauchte etwa eine halbe Stunde, um nicht nur einen hohen Ballbesitzanteil zu verbuchen, sondern auch erstklassige Torchancen. Nach einem wuchtigen Weitschuss von Guido Burgstaller (33.) führte die zweite gute Gelegenheit in der 38. Minute gleich zur 1:0-Führung: Amine Harit hatte geschickt das Spiel auf die rechte Seite verlagert, Jonjoe Kenny brachte dort Daniel Caligiuri in Position, und bei dessen Hereingabe hielt Hertha-Verteidiger Niklas Stark einfach den Fuß hin - er lenkte den Ball somit ins eigene Tor.

Denkwürdiger Fehlschuss von Schalke-Stürmer Burgstaller

Zwei Minuten vor der Pause war wieder Stark mit Schalke im Bunde: Er verlor den Ball kurz vor dem eigenen Tor an Guido Burgstaller, der dieses Geschenk jedoch nicht nutzen konnte - er schoss hoch übers Tor. Nach diesem denkwürdigen Fehlschuss schoss Burgstaller nur ein Gedanke durch den Kopf: “Wo ist der Ausgang, damit ich weglaufen kann?”

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Dennoch war Burgstaller auch am 2:0 beteiligt - wenn auch erst nach dem Seitenwechsel in der 48. Minute: Nach schöner Vorarbeit von Harit und McKennie schoss Burgstaller in Richtung Tor, und diesmal stolperte Karim Rekik, der andere Berliner Innenverteidiger, den Ball über die eigene Torlinie. Hertha-Trainer Ante Covic kam sich an seinem 44. Geburtstag vor wie im falschen Film: “Dann klingelt’s nochmal, und nochmal ist es ein Eigentor.” Nie zuvor in ihrer Bundesliga-Geschichte waren den Berlinern zwei Eigentore in einem Spiel geglückt. Aber Schalkes Benjamin Stambouli wies zurecht darauf hin: “Wir haben die Eigentore auch erzwungen.”

Ja, Schalke war schon selbst für diesen Sieg verantwortlich, die Mannschaft präsentierte sich auch fußballerisch verbessert und Trainer David Wagner attestierte seinen Jungs angesichts der hohen Temperaturen auch den unbedingten Willen, “über Grenzen gehen zu wollen”.

Schalke-Zugang Kenny erhöht auf 3:0

Und schließlich zeigte Schalke mit dem Tor zum 3:0 durch Jonjoe Kenny auch, dass es ganz ohne Berliner Hilfe ging. Der rechte Außenverteidiger, den Schalke vom FC Everton ausgeliehen hat, hämmerte in der 85. Minute einen Schuss aus dem Hinterhalt passgenau zum dritten Tor ins lange Eck. Offenbar alles andere als Zufall, wie Kenny nachher berichtete: Für die englische U21-Nationalmannschaft hatte er einmal einen ähnlichen Treffer erzielt.

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“Das war großes Kino”, sagte Trainer Wagner zu diesem Treffer und genoss ansonsten die Atmosphäre in der Arena rund um seinen ersten Bundesliga-Sieg mit Schalke. “Man hat gemerkt, dass die Leute sich danach gesehnt haben”, fand Wagner. Es hat ja auch lange genug gedauert, bis die Fans wieder mal aus Überzeugung singen durften: “Der S04 ist wieder da.”